Berlin. Ein Jahr nach Beginn der Digitalisierungsstrategie zieht die Verwaltung positive Bilanz: Bereits 500 Schulen nutzen den Lernraum Berlin

Kurz vor den Sommerferien gibt es gute Nachrichten aus der Bildungsverwaltung: Die Digitalisierung an den Schulen geht voran. Das Berliner Schulportal hat sich nach Einschätzung von Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) gut entwickelt. „Wir sind auf einem guten Weg“, sagte sie beim Besuch der Charlottenburger Joan-Miró-Grundschule, in der sie sich gemeinsam mit dem Bildungsstaatssekretär Aziz Bozkurt (SPD) davon überzeugen wollte, wie die digitalen Medien Anwendung im Unterricht finden.

Die Klasse 6c sitzt in Grüppchen zusammen. Einige Kinder üben mit dem Online-Lernsystem Bettermarks Geometrie, andere nehmen einen Podcast für das Fach Geschichte auf und zwei Jungs programmieren einen Roboter. „Auch wenn gerade in der Anfangszeit der Fokus natürlich ganz klassisch auf dem Rechnen, Lesen und Schreiben liegt, lernen bei uns auch schon die Erstklässler den Einstieg in die Programmiersprache“, erklärt Wolf-Dieter Wagner, Leiter der Joan-Miró-Grundschule.

Ein Ansatz, der Bildungssenatorin Busse gefällt. „Nicht alles Digitale bringt den Menschen voran“, sagte sie, gerade in der Schule könne die Digitalisierung nicht alles ersetzen, „aber sie kann mit den richtigen pädagogischen Inhalten eine wichtige Ergänzung sein.“ Dass es da noch Nachholbedarf gebe, habe man während der Coronapandemie deutlich gemerkt, räumte die Senatorin ein.

12.000 Anmeldungen pro Tag im Schulportal

Der Schlüssel zur pädagogischen Umsetzung der Schuldigitalisierung ist das Berliner Schulportal. Nach einer einmaligen Anmeldung haben Schulen Zugang beispielsweise zu Lernplattformen, Bildungsmedien und Serviceangeboten. „Es ist für die Lehrkräfte wie ein elektronischer Schreibtisch“, sagt Anja Tempelhoff, Referatsleitung Schule in der digitalen Welt in der Bildungsverwaltung. Rund 12.000 Anmeldungen verzeichnet das Schulportal, in das auch ein Konferenztool und ein Elternportal zur besseren Kommunikation integriert sind, den Angaben zufolge pro Tag. Geplant ist laut Senatsverwaltung für Bildung, das Portal auf jeden Fall noch weiter auszubauen.

In seiner ersten Aufbaustufe bietet das Schulportal mit mehr als 70 Apps den öffentlichen Berliner Schulen einen kostenfreien Zugang zu den beiden von der Bildungsverwaltung empfohlenen Plattformen. Das ist zum einen der „Lernraum Berlin“ und zum anderen die Plattform „its learning“. Mehr als 500 öffentliche Schulen nutzen aktuell den Lernraum, 146 Schulen greifen bislang auf die Plattform „its learning“ zurück.

Start der Plattform verlief alles andere als reibungslos

Dass der Lernraum Berlin überhaupt noch existiert, ist vor allem Andreas Steinhauser von der Firma Infra.run Service GmbH zu verdanken. Denn der Start der Plattform verlief alles andere als reibungslos. Als im Lockdown Schüler und Lehrer den Lernraum nutzen wollten, brach der Server vollkommen zusammen. „An dieser Stelle konnte damals niemand etwas dafür“, erklärt Steinhauser, „die Software war einfach nicht für so eine parallele Nutzung gedacht.“ Aber seitdem hat er mit seinem Team eine Menge Arbeit in den „Lernraum Berlin“ gesteckt und an der Software gearbeitet.

Der Lernraum wurde so umgebaut, dass jede Schule eine eigene Instanz bekommt, die erste Schule arbeitet auch bereits auf einer eigenen Plattform. „Das funktioniert wunderbar“, sagt Steinhauser. Selbst einem neuerlichen Lockdown schaut er deshalb entspannt entgegen. „Zumindest technisch sollte es dann keine Probleme geben“, sagt der IT-Experte. Er ist überzeugt davon, dass sich der Lernraum Berlin langfristig an den Schulen durchsetzen wird. „Auch wenn sich einige Schulen jetzt schon eigene digitale Lösungen gesucht haben, werden sie mit der Zeit sicher auf den Lernraum zurück kommen“, prophezeit Steinhauser, „die Angebote sind gut und es gibt keine Probleme mit dem Datenschutz.“