Berlin. Klimaschutzaktivisten der Gruppe "Letzte Generation" haben auch am Freitagvormittag den Verkehr in Berlin blockiert. "A100 zum dritten Mal diese Woche dicht", schrieben die Aktivisten bei Twitter. Die Gruppe sei an sechs Orten in Berlin aktiv gewesen.
Betroffen waren nach Angaben der Polizei seit etwa kurz nach 8 Uhr die Ausfahrten Kaiserdamm, Kurt-Schumacher-Damm Ecke Heckerdamm und die Spandauer-Damm-Brücke. Später kamen die Bereiche Goerdelerdamm/Reichweindamm, Seestraße und Messedamm hinzu, sagte ein Polizeisprecher am Mittag.
Wie viele Demonstrierende an den Blockaden beteiligt waren, konnte die Polizei am Mittag nicht sagen. Die Menschen blockierten demnach die Fahrbahn, einige waren – wie auch zuletzt immer wieder – an der Fahrbahn angeklebt. Die Blockaden führten teils zu größeren Verzögerungen und Staus im Verkehr. Bereits gegen 10 Uhr seien die Blockaden aufgelöst worden, sagte der Polizeisprecher. Diverse Demonstranten würden überprüft und ihre Personalien aufgenommen.
Blockaden in Berlin: Auch ein Kind klebte seine Hand auf dem Asphalt fest
Nach Angaben der Aktivisten sind bei den Blockaden auch Kinder und Jugendliche dabei. In einem bei Twitter veröffentlichten Video erklärt ein Junge, der sich als Zwölfjähriger vorstellt, warum er sich an den Demonstrationen beteiligt. Zu sehen ist dabei auch, wie Polizisten seine am Asphalt festgeklebte Hand lösen und anschließend von der Fahrbahn tragen. Er äußert darin zudem die Angst, von Autofahrern angeschrien zu werden oder sich bei der Aktion zu verletzen. Wann und wo sich die Szenen ereigneten, wird in dem Video nicht gezeigt.
Zudem blockierten die Demonstranten am Freitagnachmittag ein Parkhaus im Regierungsviertel. Nach Angaben der Polizei klebten sich sieben Menschen vor der Ausfahrt einer Tiefgarage am Schiffbauerdamm in Berlin-Mitte fest. Einsatzkräfte der Polizei hätte den Sekundenkleber gelöst und anschließend die Identität der betreffenden Personen festgestellt. Nach Angaben der Polizei wurden am Freitagabend außerdem Schmiereien in schwarzer Farbe am Bundeskanzleramt festgestellt. Zwei Aktivisten der Initiative seien in dem Zusammenhang festgenommen worden.
Blockade von Parkhaus: Mehrere Fahrzeuge gestoppt
Die Blockadeaktion vor der Tiefgarage direkt nach Sitzungsende im Bundestag sei ein Protest gegen Ölbohrungen in der Nordsee gewesen, teilte die Klimaschutz-Initiative am Freitag mit. Sie forderte von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) eine Erklärung, dass es keine Ölbohrungen in der Nordsee geben werde.
Nach Angaben der Initiative „Letzte Generation“ handelte es sich bei dem Parkhaus um die Tiefgarage des Bundestages. Deren Sprecherin Carla Hinrichs sagte, mit der Blockade der Ausfahrt seien eine Reihe von Fahrzeugen gestoppt worden. Die Polizei bestätigte diese Angaben nicht.
Am Nachmittag blockierten die Demonstranten zudem die Kreuzung Schiffbauerdamm / Reinhardtstraße.
Erst am Donnerstag hatte die Gruppe die Kreuzung am Frankfurter Tor in Friedrichshain blockiert und damit für erhebliche Probleme im Berufsverkehr gesorgt. Die Bezirksbürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann (Grüne), hatte via Twitter ihre Sympathien für die Ziele der Aktivisten ausgedrückt und dafür scharfe Kritik aus der Berliner Landespolitik einstecken müssen. Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hatte die Blockaden in dieser Woche scharf kritisiert.
In den Tagen davor war es zu Blockaden von Zufahrten der Stadtautobahn A100 in Berlin gekommen. Die Gruppe hatte außerdem das Kanzleramt mit schwarzer Farbe beschmiert.
Aktivisten fordern Stopp von Ölbohrungen in der Nordsee
„Wir sind die letzte Generation, die den Klimakollaps noch verhindern kann“, teilte die Initiative Letzte Generation mit. Sie verlangt eine Erklärung durch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), dass keine neue Infrastruktur gebaut wird, um fossile Energieträger zu nutzen. Geplant seien tägliche Unterbrechungen des Straßenverkehrs in Berlin - bis Scholz glaubhaft erkläre, dass es keine Ölbohrungen in der Nordsee geben werde.
Auch im Januar und Februar gab es zahlreiche Autobahnblockaden. Das führte in Berlin zu mehr als 270 Strafanzeigen und rund 120 Anzeigen wegen Ordnungswidrigkeiten. Inzwischen gibt es bei der Polizei eine mittlere dreistellige Zahl an Ermittlungsverfahren, meist wegen Nötigung und Widerstand gegen Polizisten. Bislang seien 65 Verfahren bei der Staatsanwaltschaft eingegangen, hieß es kürzlich. Bislang sei in keinem Verfahren entschieden worden, ob Anklage erhoben oder das Verfahren eingestellt wird. Die Polizei müsse noch in allen Fällen weiter ermitteln.