Berlin. Der bisherige Vizepräsident Sebastian Stietzel möchte neuer Präsident der Berliner Industrie- und Handelskammer werden. Das bestätigte der Unternehmer am Donnerstag der Berliner Morgenpost. Am Abend zuvor hatten Stietzel und seine Mitstreiter eine Mail mit ihrem Vorschlag für ein Personaltableau für das Kammerpräsidium an die Mitglieder der Kammer-Vollversammlung verschickt. „Wir bilden die Erneuerung in der Vollversammlung auch im Präsidium ab“, sagte Stietzel.
Der Präsidenten-Posten wird neu vergeben, weil es der bisherige Amtsinhaber Daniel-Jan Girl bei den Kammer-Wahlen nicht mehr in die Vollversammlung geschafft hat. Stietzel ist Chef des Investment-Unternehmens Marktflagge und war von Girl nach dessen überraschendem Sieg gegen das IHK-Establishment im vergangenen September ins Präsidium geholt worden. Stietzel hat zwischen 1999 und 2008 an der Technischen Universität Wirtschaft studiert, hat selbst einige Firmen gegründet und saß seit 2017 im Präsidium der IHK.
Wie berichtet, galt Stietzel nach Girls überraschender Nicht-Wahl als einer der Favoriten für die Nachfolge. Vor der Neuwahl des Präsidiums am 28. Juni hat er sich nach Informationen der Morgenpost mit dem zweiten wieder in die Vollversammlung gewählten Vizepräsidenten Robert Rückel und weiteren Mitgliedern des Kammerparlaments auf ein Personaltableau geeinigt. Demnach soll Rückel, der Chef des Deutschen Spionagemuseums am Leipziger Platz, einen von drei Vize-Präsidenten-Posten übernehmen.
"Edition F"-Geschäftsführerin in der Führungsspitze der IHK Berlin
Zwei Frauen sollen die engste Führungsspitze komplettieren: Lana Wittig, Geschäftsführerin des Medienunternehmens Edition F, ist neu in der Vollversammlung und hat in der großen Wahlgruppe „Digitale Wirtschaft“ in der Untergruppe Dienstleistungen mit mehr als 900 die meisten Stimmen auf sich vereint. Seit 2021 ist sie Geschäftsführerin des Unternehmens, dessen wichtigstes Produkt das gleichnamige Online-Magazin für Frauen ist. Seit 2016 ist Wittig für Edition F tätig und ist regelmäßig Gastgeberin des Podcasts „Alles anders“.
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Ebenfalls Vizepräsidentin soll nach dem einzigen bisher bekannten Bewerber-Tableau Sonja Jost werden. Die TU-Absolventin gründete 2013 mit Partnern das Chemie-Start-Up Dexlechem und gilt als eine der wichtigsten Kämpferinnen für grüne Chemie in Deutschland. Ihre Firma entwickelt nachhaltigere Produktionsprozesse für die chemische Industrie, bei denen zum Beispiel auf Erdöl basierte Chemikalien durch Wasser ersetzt und teure Produktionsatalysatoren wieder verwendet werden.
Noch keine weiteren Bewerber
Für das Präsidium kandidieren weiterhin der Immobilienunternehmer Thomas Groth von der Firma Allod, Caroline Heil von der New Meat Company, die vegane Produkte herstellt, Nicole Korset-Ristic von der Supermarktkette Bio-Company, der Kreativunternehmer Roman Kaupert, Kathrin Klär-Arlt vom Pharmariesen Pfizer und Stefan Spieker vom Bildungsanbieter Fröbel International.
Andere mögliche Bewerber haben sich bisher nicht aus der Deckung getraut. Für sie sprechen auch die guten Ergebnisse, die sie in ihren jeweiligen Wahlgruppen erzielt haben. Nur Präsidentschafts-Anwärter Stietzel fällt hier etwas ab. Mit 433 Stimmen schaffte er es in der Untergruppe Finanzdienstleistungen als letzter gewählter Bewerber in die Vollversammlung.
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