Berlin. Es ist ein zunehmendes Problem in Berlin: die Vermüllung im Umfeld von Bahnhöfen und auf Gleisen der S-Bahn. Besonders betroffen sind der Deutschen Bahn zufolge die Stationen Hermannstraße, Warschauer Straße, Ostkreuz und Bahnhöfe der südlichen und nördlichen Ringbahn. Teilweise würden ganze Wohnungseinrichtungen auf den Anlagen der Bahn entsorgt.
„Das ist ein massives Problem, das die Bahn aber nicht allein lösen kann“, sagte Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Bahn für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, der auch betonte, dass es sich hierbei um eine spezielle Berliner Aufgabe handele. „Aus anderen Städten kenne ich das so nicht.“
Hinzukommt nun, dass die Reinigung der Gleise für die nächsten Jahre erschwert wird. Ein Staubsaugerzug, der zuletzt dafür eingesetzt wurde, ist kaputt gegangen und kann nicht mehr repariert werden. Nun ist ein neues Fahrzeug notwendig, bei dem es sich jedoch um eine Einzelanfertigung handelt, das speziell auf die Berliner S-Bahn zugeschnitten ist. Nachdem eine erste Ausschreibung dafür bereits geplatzt ist, läuft nun die nächste. Wie Daniel Euteneuer, Leiter für den Regionalbereich Ost bei der DB Station & Service, im Verkehrsausschuss des Abgeordnetenhauses sagte, wird mit einem neuen Zug daher erst 2026 gerechnet.
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S-Bahn Berlin: Ohne Staubsaugerzug sind weniger Reinigungen möglich
In der Folge muss nun größerer Abfall von Mitarbeitenden manuell aus den Gleisanlagen geholt werden. Ein Prozess, der aufwendig ist und es erfordert, den Strom an den jeweiligen Stellen abzuschalten, sodass der S-Bahn-Verkehr unterbrochen werden muss.
Die Reinigung versuche man deshalb mit Bauprojekten an den Gleisen zu verbinden, erklärte Euteneuer. Das Fehlen des Staubsaugerzugs macht sich aber in der Anzahl der gesäuberten Gleisanlagen bemerkbar: So seien in diesem Jahr bislang nur Anlagen an 21 Stationen gesäubert worden.
Prioritär befanden sich diese am und innerhalb des S-Bahn-Rings, wo das Problem als besonders groß bewertet wird. 50 bis 60 Stationen sollen es bis Ende des Jahres werden, das wäre dann etwa ein Drittel der S-Bahnhöfe in Berlin. „Das ist weniger als in den Vorjahren“, sagte Euteneuer, der dieses Tempo auch mit den zur Verfügung stehenden Mitteln erklärte.
Bahn gibt in Berlin 15 Millionen Euro jährlich für Reinigung aus
Allein für die Gleisreinigung gebe die Bahn in Berlin jährlich eine halbe Million Euro aus. Für die Reinigung insgesamt, also einschließlich der Bahnhöfe selbst, seien es mehr als 15 Millionen Euro pro Jahr. Gerade der auf Bahn-Anlagen gekippte Sperrmüll verursache für die Bahn aber jährlich steigende Kosten, hieß es.
Die Bahn-Vertreter betonten deshalb auch, dass sich Bahn, Bezirke und Land das Problem gemeinsam vornehmen müssten, allein wegen der unterschiedlichen Zuständigkeiten für Gleise, Brücken oder Straßen im Umfeld der Stationen. „Wir brauchen eine abgestimmte Strategie“, so Kaczmarek.
Daniel Euteneuer sprach von einer „gemeinsamen bezirksübergreifenden Umfeldentwicklung“, die notwendig sei, ebenso wünsche sich die Bahn ein Angehen der Obdachlosensituation an Bahnhöfen, mehr finanzielle Mittel für die Reinigung und eine Kampagne gegen Vermüllung.
Hamburg als Vorbild
Die für Mobilität zuständige Staatssekretärin Meike Niedbal zeigte sich offen für ein gemeinsames Bündnis, um sich das Müllproblem rund um Berlins Bahnhöfe vorzunehmen. Zugleich betonte sie, dass die Vermüllung in den kommenden Jahren trotz fehlendem Staubsaugerzug angegangen werden müsste.
Als Beispiel nannte sie Hamburg, wo Gleise ebenfalls manuell gereinigt werden würden. „Dort wurden die Kräfte verstärkt, um das Problem in den Griff zu bekommen“, sagte Niedbal. Gleiches erwarte sie nun auch in Berlin. „Das Niveau von 2020 ist das Level, das wir absehbar wieder erreichen sollten. Da können wir nicht bis 2026 warten“, so die Staatssekretärin.