Berlin. Rund 180 Menschen sind am Sonntag am Kottbusser Tor in Kreuzberg gegen die dort geplante Polizeiwache auf die Straße gegangen.

„Wir wollen keine Wache am Kotti!“ Mit lauten Sprechchören wie diesem zogen am Sonntagmittag rund 180 Menschen durch Kreuzberg, um gegen die geplante neue Polizeistation am Kottbusser Tor zu protestieren. Aufgerufen dazu hatten vor allem linke Gruppen und Initiativen von Anwohnenden wie „Kotti für alle“, die die Pläne von Berlins Innensenatorin Iris Spranger ablehnen.

Die SPD-Politikerin plant eine dauerhaft besetzte Polizeiwache am Kottbusser Tor, die nach aktuellem Stand im kommenden Jahr eröffnen soll. Spranger und die Polizeiführung erhoffen sich von mehr Präsenz und Sichtbarkeit positive Auswirkungen auf das Gebiet, dass seit Jahrzehnten von Straßenkriminalität und Drogenhandel geprägt ist.

Die Protestierenden hingegen befürchten, dass „gewisse Gruppen“ durch die Wache dauerhaft vertrieben werden könnten, wie es heißt. Zunehmende Polizeipräsenz würde dazu führen, dass etwa Rauschgiftabhängige den gerade eröffneten Drogenkonsumraum nicht mehr aufsuchen würden, sagte Demonstrationsteilnehmerin Selin. „Sie trauen sich dann schlicht nicht.“ Statt mehr Polizei brauche es soziale Lösungen. Bereits am Sonnabend hatte es am Kotti Proteste gegen die Polizei gegeben.

Kottbusser Tor: Kotti-Wache soll frühestens 2023 eröffnen

Spranger kündigte nach ihrer Ernennung zur Innensenatorin im Dezember an, am Kotti schnell „Nägel mit Köpfen“ machen zu wollen. Nun wurde bekannt, dass die Wache frühestens 2023 eröffnen soll. Räume an der Brücke über die Adalbertstraße im Neuen Kreuzberger Zentrum (NKZ) sind offensichtlich bereits gefunden. Für die Herrichtung sind 250.000 Euro und für die jährliche Miete 50.000 Euro veranschlagt.

Pläne, die die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt – solang es sich um kein „Showobjekt“ handelt, so Sprecher Benjamin Jendro. Es brauche kriminalpolizeiliche Expertise und operative Kräften. „Da reden wir über mindestens 65 Kolleginnen und Kollegen, die gefunden werden müssen, ohne dass die anderen örtlichen Direktionen weiter personell ausbluten.“