Richtungsstreit

"Wohnraumversorgung Berlin" verliert Vorständin

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Isabell Jürgens
Wohnen in Berlin

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Berlin ist eine typische Mieterstadt. Die wichtigsten Zahlen und Fakten gibt es in diesem Video.

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Ulrike Hamann ist nicht mehr Vorstand der "Wohnraumversorgung Berlin". Hintergrund ist auch ein Streit um die Ausrichtung der Anstalt.

Berlin. Es ist ein Abgang voller Zorn: Die Wohnraumversorgung Berlin (WVB), 2016 als Kompromiss zwischen der Initiative für einen Mietenvolksentscheid und dem damaligen rot-schwarzen Senat gegründet, verliert einen ihrer beiden Vorstände. WVB-Vorständin Ulrike Hamann hat am Donnerstag ihren Rücktritt erklärt.

„Es reicht! Ich trete als Vorständin der WVB zurück“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Hamann, die seit Mai 2020 neues Vorstandsmitglied der WVB Wohnraumversorgung war und diese seit Dezember 2020 gemeinsam mit Volker Härtig leitete.

„Genug ist genug", heißt es in einer Erklärung, die Hamann am Donnerstag versandte. "Das, was ich seit über einem Jahr in meiner Funktion als Vorständin der Wohnraumversorgung Berlin (WVB) erlebe, ist nicht das, wofür der Mietenvolksentscheid organisiert wurde: die soziale Wohnraumversorgung in Berlin nachhaltig zu sichern, das „Recht auf Stadt für Alle“ zu erringen und die Verdrängung der Armen aus der Innenstadt aufzuhalten." Weiter führte Hamann aus, dass der Grund für ihren Rücktritt in der Blockade zu sehen sei, seit einem Jahr die Umsetzung der Ziele „nahezu unmöglich“ mache.

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Zwar nennt Hamann, die noch von der damaligen Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke) nominiert worden war, nicht den Namen Volker Härtig, doch die Konflikte zwischen den beiden Vorständen bei der Ausrichtung der Arbeit der WVB waren offensichtlich.

SPD-Mitglied Volker Härtig, Vorsitzender des Fachausschusses soziale Stadt der Sozialdemokraten, gilt als entschiedener Gegner der linken Stadtentwicklungspolitik. Härtig war wenige Monate nach Hamann Ende 2020 auf Vorschlag des damaligen SPD-Finanzsenators Matthias Kollatz als Vorstand eingesetzt worden.

Ulrike Hamann hat bereits einen neuen Job: Wie der Berliner Mieterverein (BMV) ebenfalls am Donnerstag mitteilte, wird sie ab Juni 2022 in die Geschäftsführung des Berliner Mietervereins eintreten. Ihre Erfahrung in diversen Mieterinitiativen wie "Kotti & Co" sowie der Initiative "Mietenvolksentscheid" sei für den Mieterverein von großer Bedeutung.

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