Berlin. Ex-Vorstand Michael Zahn hat 2021 Vergütungen in Höhe von 18,25 Millionen Euro erhalten. Die Mieten bei Deutsche Wohnen steigen.
Michael Zahn, Vorstand der Deutsche Wohnen SE, hat Berlins umstrittenstes privates Wohnungsunternehmen zum 31. Dezember 2021 auf eigenen Wunsch verlassen. Zumindest finanziell muss sich der frühere Unternehmenschef wohl keine Sorgen mehr machen: Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten Geschäftsbericht der Deutschen Wohnen hervorgeht, hat Zahn 2021 Gesamtvergütungen in Höhe von 18,259 Millionen Euro erhalten.
Die Summe setzt sich laut Geschäftsbericht aus verschiedenen Komponenten zusammen. So betrug Zahns Grundvergütung im vergangenen Jahr 1,15 Millionen Euro. Dazu kamen von 8,84 Millionen Euro aus dem sogenannten „Long-Term-Incentive-Plan (LTI-Plan). Diese einmalige Auszahlung dient als langanhaltender Leistungsanreiz und wurde in Zahns Fall ausgezahlt, weil er über den Zeitraum von vier Jahren die vereinbarten Ziele erreicht hat.
Die nach dem Zusammenschluss der beiden Unternehmen Ende vergangenen Jahres vom Aufsichtsrat der Vonovia SE angebotenen Vorstandsposten bei Vonovia hatte Zahn, wie berichtet, abgelehnt. Als Abgangsprämie, der sogenannten „Change of Control-Abfindung“, konnte sich Zahn deshalb über weitere 7,3 Millionen Euro freuen. Diese mittlerweile übliche Vertragsregelung im Anstellungsvertrag von Vorstands- oder Geschäftsführungsmitgliedern sichert ihnen im Falle eines Eigentümerwechsels eine Abfindungssumme zu – und das auch dann, wenn sie, wie bei Michael Zahn geschehen, das Unternehmen aus eigenem Entschluss verlassen. Ebenfalls enthalten in der Vergütungsauflistung ist eine Sonderzahlung als sogenannter „Mietendeckelausgleich“ in Höhe von 428.000 Euro. Der vom Berliner Abgeordnetenhaus Anfang 2020 beschlossene Mietendeckel war im 25. März 2021 vom Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt worden.
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Berliner Mieterverein kritisiert hohe Managergehälter

Beim Berliner Mieterverein (BMV) sorgte die Veröffentlichung des Geschäftsberichts mit den enthaltenen Managergehältern – auch weitere Vorstandsmitglieder erhielten Zuschläge in Millionenhöhe – für Empörung. „Die gewährten Summen sind einfach nur peinlich“, sagte BMV-Geschäftsführer Reiner Wild der Berliner Morgenpost. Mit sozialer Wohnraumversorgung, der sich die Deutsche Wohnen gerne rühme, habe dies jedenfalls nichts zu tun: „Natürlich müssen letztlich auch die Vergütungen der Vorstände aus den Mieteinnahmen finanziert werden.“
Weiter geht aus dem Geschäftsbericht hervor, dass die Mieten bei Berlins größtem und umstrittenstem privaten Vermieter, der Deutsche Wohnen mit 113.000 Wohnungen in der Hauptstadt, Ende 2021 bei durchschnittlich 7,14 Euro pro Quadratmeter und Monat (nettokalt) lagen. Gegenüber dem Vorjahr betrug die Mietpreissteigerung damit sieben Cent, beziehungsweise 1,1 Prozent, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht, den der Immobilienkonzern am Donnerstagmorgen veröffentlicht hat. Hintergrund der moderaten Mietsteigerungen ist ein mit dem Berliner Senat geschlossener „Zukunfts- und Sozialpakt im Zuge der Fusion von Vonovia und Deutsche Wohnen.
"Die Deutsche Wohnen SE blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021"
Im vergangenen Jahr hat Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia das Versprechen abgegeben, dass in Berlin Mietsteigerungen über den Bestand hinweg in diesem und den kommenden zwei Jahren auf ein Prozent und anschließend für zwei weitere Jahre auf die Höhe der Inflationsrate begrenzt werden sollen. An der Vereinbarung hatte es scharfe Kritik von Mietervereinen gegeben, da die Mieterhöhungsgrenze von einem Prozent sich nicht auf das einzelne Mietverhältnis, sondern auf den gesamten Wohnungsbestand bezieht. So hatten viele Mieter Anfang dieses Jahres Mieterhöhungen bekommen, die im Schnitt sogar bei rund neun Prozent gelegen hätten, wie der Berliner Mieterverein mitteilte.
„Die Deutsche Wohnen SE blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021 und erwartet auch für 2022 eine positive Entwicklung“, heißt es in der Mitteilung. Das Unternehmen habe im abgelaufenen Geschäftsjahr wichtige operative Ziele erreicht und ein Jahresergebnis nach Steuern von 919 Millionen Euro (Vorjahr: 1.553,1 Millionen Euro) vorgelegt. Der Rückgang des Jahresergebnisses sei auf eine geringere Verkaufsaktivität, Firmenwertabschreibungen, Zeitwertanpassungen von Wandelschuldverschreibungen sowie transaktionsbedingte Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit dem Zusammenschluss mit der Vonovia SE zurückzuführen, heißt es weiter. Laut Geschäftsbericht lag das operatives Ergebnis pro Aktie mit 1,54 Euro 0,6 Prozent unter dem Vorjahr und damit im Rahmen der Prognose. Der Nettovermögenswert pro Aktie stieg um 4,7 Prozent auf 54,39 Euro.
„Das vergangene Geschäftsjahr war trotz anhaltender Corona-Krise für die Deutsche Wohnen sehr erfolgreich“, erklärte Lars Urbansky, Vorstandsmitglied der Deutsche Wohnen. Ein Meilenstein sei der Verkauf von rund 11.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten an das Land Berlin gewesen, „mit dem wir einen Beitrag zur Erweiterung des landeseigenen Bestands leisten konnten.“