Tankstellen

Erheblich mehr Diesel-Diebe in Berlin und Brandenburg

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An dieser Tankstelle in Charlottenburg haben Diebe 302 Liter Diesel abgezapft und nicht bezahlt.

An dieser Tankstelle in Charlottenburg haben Diebe 302 Liter Diesel abgezapft und nicht bezahlt.

Foto: Jörg Krauthöfer / FUNKE Foto Services

Als Folge stark gestiegener Energiepreise sind Täter vermehrt auf Jagd nach Diesel. Dabei haben sie nicht nur Tankstellen im Visier.

Berlin. Es ist so etwas wie eine Binsenweisheit unter Tankstellenbetreibern: Steigen die Preise, dann häufen sich auch die Diebstähle an den Zapfsäulen. So hat sich der Liter Diesel seit Kriegsbeginn in der Ukraine etwa um 49 Cent verteuert, der Liter E10 um knapp 30 Cent. Zudem lesen sich in den vergangenen Wochen auch immer mehr Polizeimeldungen mit Fällen von Tankbetrug an Tankstellen oder angezapften Tanks von Lastwagen. Hat der Kraftstoffdiebstahl wirklich Konjunktur?

Am Dienstag erst hat ein Unbekannter 302 Liter Diesel an einer Tankstelle an der Kaiser-Friedrich-Straße in Charlottenburg gestohlen. Er tankte nach Angaben der Polizei voll und hatte zudem zwei zusätzliche Kanister im Kofferraum, die er ebenfalls füllte. Ohne zu zahlen raste er dann davon. Dabei übersah er einen Linienbus. Er rammte den Bus und flüchtete anschließend zu Fuß. Wie die Polizei berichtete, waren die Kennzeichen an seinem Pkw gestohlen.

Diesel-Diebstähle an Berliner Stadttankstellen sind ungewöhnlich

Das Vorgehen kennt Hans-Joachim Rühlemann, Vorstand des Tankstellenverbandes VGT und selbst Tankstellenpächter. „In diesen Fällen handelt es sich oft um professionelle Diebe“, sagte Rühlemann im Gespräch mit der Berliner Morgenpost. Die Diebe würden oft Kennzeichen von baugleichen Autos abschrauben, an ihres anbringen und damit an Tankstellen vorfahren.

Trotz Videoüberwachung sei deshalb die Aufklärungsquote in solchen Fällen sehr gering. Immerhin, so sagt er, würden die meisten Pächter den Differenzbetrag von den Verpächterunternehmen erstattet bekommen. Dass ein solcher Diebstahl allerdings an einer Stadttankstelle durchgeführt wurde, sei ungewöhnlich, so Rühlemann. Normalerweise würden Täter die Autobahntankstellen ins Visier nehmen.

Tankbetrug in Brandenburg nimmt zu

Auch in Brandenburg liest man beispielsweise von zwei Männern, die in Wildau getankt aber nicht bezahlt haben. Auf Nachfrage bestätigte ein Polizeisprecher der Polizei Brandenburg, dass die Anzahl der Tankbetrügereien seit 2020 stetig zunehme. Und auch in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 habe es bereits mehr Fälle gegeben. Im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 28. Februar 2022 registrierte die Polizei des Landes Brandenburg insgesamt 824 Fälle von Tankbetrug. Im Vergleichszeitraum 2021 wurden lediglich 434 Fälle registriert. Zu den genauen Hintergründen, ob es sich etwa um Organisierte Kriminalität handele, konnte er jedoch nichts sagen.

Doch nicht nur Tankbetrug an den Zapfsäulen bereitet den Beamten in Berlin und Brandenburg Sorgen. Auch häufen sich die Fälle von Dieseldiebstählen aus Lastwagen. So haben in Staaken Unbekannte am Mittwochmorgen mutmaßlich den Tank eines Lkw angebohrt. Der Kraftstoff lief aus, sodass die Feuerwehr den Bereich später sperren und Bindemittel auf die teils ausgelaufene Flüssigkeit streuen musste. Nach Angaben der Feuerwehr wurde das Loch im Tank wieder verschlossen. Unweit der Autobahn 24 Berlin-Hamburg wurden seit dem Wochenende bereits sieben abgestellte Lastwagen auf diese Weise beschädigt.

Brandenburg: Kraftstoffdiebstahl verdoppelt sich

Nach Angaben der Polizei Brandenburg gehen Diebe in solchen Fällen oftmals ähnlich vor. Sie öffnen den Tankdeckel und saugen den Kraftstoff ab. In Brandenburg ist es nach Angaben des Polizeisprechers zu Beginn des Jahres zu einer starken Steigerung solcher Vorfälle gekommen. Bis Ende Februar 2022 verzeichnete die Polizei 397 Dieseldiebstähle. Im Jahr zuvor waren es lediglich 268 innerhalb der ersten zwei Monate. Bei der Berliner Polizei waren unterdessen an diesem Mittwoch überhaupt keine Zahlen zu erfragen.

Der Bundesverband Spedition und Logistik begründet den Dieseldiebstahl einerseits mit den steigenden Preisen. Andererseits gebe es zu wenig geschützte Parkplätze für Lkw-Fahrer, so ein Sprecher auf Nachfrage der Berliner Morgenpost. So komme es immer wieder vor, dass Lkw-Fahrer auf Parkplätze ohne Videoüberwachung ihr Fahrzeug abstellen müssten. Damit der Diebstahl verringert werde, müsse auch die Zahl der geschützten Parkplätze ausgebaut und diese dann besser kontrolliert werden, so der Sprecher.

BVG sieht Tankanlagen und Dieselbusse ausreichend geschützt

Doch nicht nur Tankstellen und Lastwagen haben große Dieseltanks. Auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) hat in jedem der sieben Bus-Betriebshöfe eine eigene Tankstelle und insgesamt 1400 Dieselbusse. Doch sind die Fahrzeuge und die Tankstellen ausreichend geschützt? „Die Betriebshöfe sind gegen unbefugte Eindringlinge gesichert, die Tankanlagen sind zusätzlich vor unbefugter Nutzung geschützt“, sagte ein BVG-Sprecher auf Nachfrage.

Zur Art und Umfang der Sicherheitsmaßnahmen wollte er sich aber nicht äußern. Allerdings habe es bislang auch keine Diebstähle aus Fahrzeugen oder Tanks der BVG gegeben, so der Sprecher weiter.