Berlin. Berlin ist die nun einzige Stadt mit zwei Läden des Online-Händlers. Der Shop in der City West soll zum Aushängeschild werden.

Am Donnerstagmorgen wurde noch kräftig gearbeitet, sauber gemacht und an den letzten Details gefeilt. Denn schon am Freitag öffnen die Tore des neuen Zalando Outlets in der Tauentzienstraße 18 für den erwarteten Kundenansturm. Auf insgesamt vier Etagen und über 1000 Quadratmetern Verkaufsfläche steht den Kaufwütigen ab dann ein stetig wechselndes Sortiment aus preisreduzierten Designer- und Markenprodukten für Damen und Herren zur Verfügung. Es ist das insgesamt dreizehnte Outlet-Geschäft des europaweit führenden Online-Versandhändlers und bereits das zweite in Berlin.

Der Termin der Eröffnung ist deshalb auch ganz bewusst gewählt. „Genau vor zehn Jahren ging unser erstes Outlet in Kreuzberg direkt an der Spree an den Start“, sagt Barbara Debowska, Sprecherin des in Berlin gegründeten Unternehmens, „damals noch als Testballon, um zu sehen, wie dieses Geschäftsmodell bei unseren Kunden ankommt.“ Seit dem hat sich viel getan. Stetig kamen neue Läden in den Einkaufsstraßen der großen deutschen Innenstädte dazu. Und obwohl rund 85 Prozent der Umsatzerlöse auch 2021 noch durch den Online-Handel erwirtschaftet wurden, verzeichnete das Laden-Segment im Vergleich zum Vorjahr ein außergewöhnlich starkes Umsatzwachstum von 49 Prozent. Das Vor-Pandemie-Niveau hat man hier nach Angabe von Zalando jedenfalls nach Aufhebung der Lockdowns sehr schnell wieder erreicht.

Outlet am Tauentzien soll Aushängeschild von Zalando werden

„Dass wir rechtzeitig zum Auftakt in unser Jubiläumsjahr einen neuen Store in bester Lage in Berlin eröffnen können, ist für uns ein großartiges Geburtstagsgeschenk”, sagt auch Dorothee Schönfeld, Geschäftsführerin der Zalando Outlets. Die Outlets hätten sich mittlerweile etabliert und ergänzten die anderen Angebote von Zalando strategisch sinnvoll. „Und wir haben noch viel vor in den kommenden Jahren“, verspricht Schönfeld. Das Ladengeschäft in der City West, nahe des Kurfürstendamms gelegen, soll so zu einem modernen Aushängeschild des Konzerns werden.

„Perspektivisch sollen auch unsere anderen Stores analog zum Standort in Berlin modernisiert werden“, sagt Sprecherin Debowska und führt stolz durch den noch fast menschenleeren Laden. Die Verkaufsflächen sind großzügig gestaltet, durch die hohen Fenster fällt helles Licht hinein. Die Dekoration ist größtenteils aus Holz, Lounges mit Pflanzen, Aufladestationen und kostenlosem WLAN laden zum Verweilen ein. Lichtinstallationen an den Wänden zeigen bekannte Berliner Originale wie das Brandenburger Tor oder die Oberbaumbrücke und stellen so den lokalen Bezug her. Mit dem Gründungsort Berlin fühle man sich ohnehin besonders verbunden, sagt Debowska. Allein 7000 Menschen arbeiten in der Stadt für das Unternehmen, rund 60 kommen nun durch den neuen Store dazu. Zalando betreibt an der Weinmeisterstraße in Mitte zudem eine im Konzern einzigartige Beauty Station, eine Art Experimentierlabor für die angebotenen Kosmetikprodukte.

Zalando Outlet bietet kostengünstige „B-Ware“ an

„Wir versuchen im Vorfeld immer zu ermitteln, welche Artikel und Angebote die Bewohner einer Stadt besonders interessieren“, verrät Debowska. So setze man in Leipzig etwa vermehr auf Sportprodukte, in Hannover sei hingegen Second-Hand-Ware beliebt. Und in Berlin? „Unser Outlet-Geschäft lebt hier besonders von Touristen auf Rabattjagd, die sich mit einem günstigen Schnäppchen an ihren Ausflug in die Stadt erinnern wollen“, sagt Debowska. Folglich ist der Standort nahe dem KaDeWe und der Gedächtniskirche am Breitscheidplatz wohl weise gewählt worden.

Es handelt sich dabei auch hier am Tauenziehen – wie bei Outlets üblich – um so genannte „B-Ware“. Also um Kleidungsstücke, die zuvor bereits von Kunden im Onlineshop erworben und innerhalb der gestatteten 100 Tage wieder zurückgeschickt wurden, um Einzelgrößen oder Ware aus der Vorsaison. „Auf diese Weise bekommen Artikel, darunter auch viele Retouren, eine zweite Chance, zu jemandes Lieblingsstück zu werden“, sagt Debowska. Alle im Geschäft angebotenen Stücke hätten aber, wenn überhaupt, nur kaum wahrnehmbare Mängel und seien ansonsten vollkommen intakt, versichert sie.

Zalando will sich als nachhaltige Modeplattform präsentieren

Die Outlets sind damit auch Teil der Strategie Zalandos, sich durch das Quasi-Recyceln und Nicht-Wegwerfen der einmal angebotenen Produkte als nachhaltige Modeplattform zu präsentieren. Für viele Kunden ist das Angebot aber wohl eher ein simples Rechenexempel. Denn bei einzelnen Artikeln lässt sich leicht bis zu 70 Prozent sparen, wenn man sich für den Kauf im Outlet-Laden statt im Online-Shop entscheidet. Ein Beispiel: Ein nur einmal getragner weißer Sneaker der Marke Tommy Jeans, Größe 38, kostet im Outlet 29,95 Euro, während der Preis des Originalprodukts auf zalando.de bei 70 Euro beginnt. Das mach immerhin eine Ersparnis von knapp 57 Prozent.

„Die Preise schwanken aber in sehr hohem Maße“, gibt Debowska zu Bedenken, „je nachdem, wie alt die Ware saisonal gesehen ist, wie groß die Mängel und wie namhaft die Marke des Designers.“ Natürlich seien auch nicht immer alle gewünschten Größen vorhanden. „Ein bisschen Glück muss man also haben“, so Debowska.