Nahverkehr

BVG startet Anmeldephase für neues Ticket-Modell

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Kein Fahrschein-Entwerten mehr nötig: Die BVG testet ein neues Modell, bei der vor der Fahrt kein Ticket mehr gekauft werden muss.

Kein Fahrschein-Entwerten mehr nötig: Die BVG testet ein neues Modell, bei der vor der Fahrt kein Ticket mehr gekauft werden muss.

Foto: Maurizio Gambarini / FUNKE Foto Services

Für ein neues Fahrkarten-Modell sucht die BVG 1000 freiwillige Tester. Die Anmeldung läuft. Welche Voraussetzungen es gibt.

Berlin. 
  • Die BVG will ein neues Preismodell für Tickets testen.
  • Fahrgäste der BVG sollen dabei immer den günstigsten Preis bezahlen.
  • Gesucht werden 1000 frewillige Tester.
  • Jetzt kann man sich anmelden. Was dabei zu beachten ist. Alle Infos.

Neues Preismodell für BVG-Tickets: Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen zeitnah ein Pilotprojekt für ein neues Ticketmodell starten und haben dafür nun die Bewerbungsphase für freiwillige Tester eröffnet. Konkret geht es dabei um das sogenannte Check-in/Check-out-Modell, was bedeutet: Fahrgäste checken sich beim Start ihrer Fahrt am Bahnhof ein und nachdem sie am Ziel angekommen sind wieder aus. Das Ganze funktioniert über eine spezielle App mit dem Namen „FTQ Lab App“.

Nutzerinnen und Nutzer sollen davon profitieren, dass sie immer den besten Preis bezahlen, der von einem Algorithmus für einen bestimmten Zeitraum ermittelt wird. In Phase 1 beträgt der Zeitraum einen Tag, je nach der Anzahl an Fahrten und deren Entfernung werden den Testern also Kurzstrecken-, Einzelfahrten- oder 24-Stunden-Karten in Rechnung gestellt. „In Phase 2 berechnen wir den besten Preis auf Monatsbasis“, schreibt die BVG auf der Anmelde-Webseite. Diese Phase soll planmäßig im zweiten Quartal 2022 beginnen.

BVG-Tickets: Hier können Sie sich für den Test des Ticket-Modells anmelden

Neues Ticket-Modell: BVG sucht 1000 Freiwillige

Insgesamt sucht die BVG circa 1000 Freiwillige, die planmäßig im März mit den Tests starten sollen. Gibt es mehr Interessenten an dem Projekt, soll so ausgewählt werden, dass die Teilnehmer möglichst einen repräsentativen Bevölkerungsdurchschnitt Berlins darstellen. Testgebiet ist zunächst der Tarifbereich AB, also das Berliner Stadtgebiet, und die Dauer des Projekts ist bis Ende 2022 geplant.

Wer an dem Test teilnehmen will, sollte also den Rest des Jahres überwiegend in Berlin sein. Weitere Voraussetzungen für die Teilnahme sind – naturgemäß für das Benutzen der App – ein Smartphone, außerdem Zahlungsmittel wie Paypal oder eine Kreditkarte. Zugleich sind Inhaber einer Umweltkarte oder von anderen Abonnements ungeeignet für den Test, da sie andernfalls zusätzliche Fahrkarten bezahlen müssten.

BVG-Tester sind nicht zum ständigen Nutzen der App verpflichtet

Verpflichtet dazu, die App immer zu benutzen, sind die Freiwilligen nicht. Es gebe keine festen Teilnahmezeiten, heißt es im Anmelde-Formular. Gewünscht wird aber natürlich, dass die Tester möglichst bei jeder Fahrt mit Bussen und Bahnen auf das Ein- und Auschecken setzen. Für den Fall einer Fahrscheinkontrolle erklärt die BVG: Testerinnen und Tester des neuen Systems könnten dann einfach das Ticket in der „FTQ Lab App“ anzeigen lassen.

Durch das Pilotprojekt will die BVG herausfinden, wie eine solche App angenommen wird, inwiefern sich die Anzahl an Fahrten verändert und ob der Ticketkauf eine „Zugangsbarriere“ für den öffentlichen Nahverkehr darstellen kann. Hinter dem Check-in/Check-out-Modell, das es in anderen Städten bereits gibt, steckt grundsätzlich das Ziel, die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs bequemer zu machen und die Suche nach dem passenden Fahrschein zu erleichtern – das gilt insbesondere für Touristen, die das Tarifsystem des Berliner Nahverkehrs nicht kennen.

Pläne der BVG treffen auch auf Kritik

Das System hat aber nicht nur Befürworter. Kritisch hat sich in der Vergangenheit etwa der Fahrgastverband Igeb geäußert. Das Modell werde zwar als Erleichterung verkauft, es sei aber keine Erleichterung zu erkennen, sagte Igeb-Sprecher Jens Wieseke kürzlich der Berliner Morgenpost. Als problematisch wird etwa gesehen, dass bei ähnlichen Tests in den 1990er-Jahren Fahrgäste häufig das Ausloggen vergessen hätten. Für solche Fälle hatte die BVG angekündigt, dass Nutzer Push-Benachrichtigungen erhalten und nach einer gewissen Zeit automatisch ausgecheckt werden sollen.