Berlin. Nach dem Sturm laufen die Aufräumarbeiten in Berlins und Brandenburgs Wäldern. Bis zum Ende der Woche wird vor Spaziergängen gewarnt.
Windgeschwindigkeiten von bis zu 120 Stundenkilometern haben am vergangenen Wochenende große Schäden hinterlassen. Die Berliner Feuerwehr spricht von einem nie dagewesenen Ausmaß an Einsätzen und berichtet von 15.000 Notrufen in den vergangenen Tagen. Auch in den Wäldern haben die drei Stürme „Ylenia“, „Zeynep“ und „Antonia“ für Chaos gesorgt.
Schadenbilanzierung für Wälder frühestens am Mittwoch
„Die Folgen sind teilweise verheerend“, sagt Derk Ehlert von der Senatsumweltverwaltung. Einen genauen Überblick über die Schäden habe man jedoch noch nicht, weshalb keine genaue Schadensbilanzierung derzeit möglich sei. Genauso wenig sei zu erkennen, wo die Stürme die meisten Schäden angerichtet haben. „Frühestens am Mittwoch können wir eine grobe Einschätzung zu den Schäden geben.“
Gegenwärtig seien Einsatzkräfte in allen Revierförstereien pausenlos unterwegs, um Waldwege von umgekippten Bäumen und heruntergefallenen Ästen zu befreien. „Das gesamte Personal der Berliner Forsten ist gerade im Einsatz“, erklärt Ehlert. Ob zusätzliche Hilfskräfte benötigt werden, zeige sich in den nächsten Tagen.
Bei den Aufräumarbeiten würden als erstes die Verkehrssicherheitsbereiche geräumt, also Straßen, Zufahrten und Hauptwanderwege. Lose Äste in den Kronen werden laut Ehlert hingegen erst in den nächsten Tagen entfernt, da dafür sogenannte Steigleitern benötigt werden. „Um diese Hubwagen einzusetzen, muss aber erst der Wind nachlassen.“
Warnung vor Waldaufenthalten bis zum Ende der Woche
Bis dahin gelte eine Zugangswarnung für alle Waldspaziergänger: „Wir raten ganz klar für den Rest der Woche davon ab, den Wald zu betreten“, warnt Ehlert. Vor allem in den beiden kommenden Tagen sei die Gefahr durch Astbruch oder umstürzende Bäume besonders hoch. Vorgeschädigte Bäume, die durch den starken Wind angeschoben wurden, könnten noch umfallen. Grundsätzlich gelte: Betreten des Waldes auf eigene Gefahr. Doch gerade jetzt müsse jede Person, die trotz der Warnung in den Wald geht, besondere Vorsicht walten lassen und den Blick nach oben richten, um in den Baumkronen lose Äste zu erkennen.
Brandenburg mit „blauem Auge“ davongekommen
Brandenburgs Wälder, die 37 Prozent der Fläche des Bundeslandes ausmachen, seien mit einem „blauen Auge“ davongekommen, so Carsten Leßner, Leiter der obersten Forst- und Jagdbehörde des Landwirtschaftsministerium, auf Anfrage. Glücklicherweise seien keine großen Waldflächen abgeknickt oder entwurzelt worden. Schäden habe es weitestgehend an einzelnen Bäumen oder Baumgruppen gegeben –insbesondere im Landkreis Potsdam-Mittelmark. Allerdings sei dies zunächst nur eine erste grobe Schätzung, da die Waldwege zum großen Teil noch unpassierbar seien.
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Auch Leßner rät bei Spaziergängen, einen Blick in die Baumkronen zu werfen und nach abgebrochenen, hängenden Ästen Ausschau zu halten. „Nie unter umgestürzten oder hängenden Bäumen durchkriechen oder sich länger unter Bäumen mit abgebrochenen Ästen aufhalten. Schon ein kleiner herunterstürzender Ast kann sehr schwere Verletzungen hervorrufen.“ Die Aufräumarbeiten an Waldwegen und Waldparkplätzen in Brandenburg könne noch ein bis zwei Wochen andauern.
In Berlin fielen mehrere markante Bäume um
An einigen Orten Berlins fielen dem Sturm besonders markante Bäume zum Opfer. So etwa ein einzeln stehender Kirschbaum an der Warschauer Straße in Friedrichshain, der vielen Partygängern des nahen RAW-Geländes ein Begriff war, weil er trotz härtester Umstände inmitten des Party-Trubels seit Jahren auf dem Bürgersteig überlebt hatte. Schon am Donnerstag hatte der Sturm die Tanne vor Forsthaus am Union-Stadion An der Alten Försterei zerstört, nur ein Stück Stamm blieb stehen. In der Försterei sitzt heute die Geschäftsstelle des 1. FC Union Berlin.
Brandenburg: 9000 Einsätze, die meisten wegen umgestürzter Bäume
Quasi zu unfreiwilligen Forstarbeitern wurden teilweise die Brandenburger Feuerwehren. Die größte Zahl der landesweit rund 9000 Einsätze seit vergangenen Donnerstag sei wegen abgeknickter Äste und Stämme sowie entwurzelter Bäume erfolgt, so Daniel Brose, Vizepräsident des Landesfeuerwehrverbandes Brandenburg. Zweites Problem seien abgedeckte Dächer und Fassaden gewesen. Brose weist darauf hin, dass im Gegensatz Berlin der überwiegende Teil der Feuerwehrleute in Brandenburg ehrenamtlich im Einsatz sei. „Wir haben 38.000 ehrenamtliche und nur etwa 1000 hauptamtliche Feuerwehrleute.“ Gerade für die freiwilligen Kräfte sei die schnelle Abfolge der aufeinanderfolgenden Stürme besonders belastend gewesen. „Sie haben für diese wiederholten Einsätze sehr viel Kraft und Freizeit geopfert.“