Am Wochenanfang hat die Bildungsverwaltung überraschend die Präsenzpflicht an den Berliner Schulen aufgehoben. Die Eltern können nun selbst entscheiden, ob ihr Kind die Schule besucht oder zu Hause an Aufgaben und Projekten arbeitet, teilte Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) mit.
Diese Maßnahme gilt auch für die Schüler der berufsbildenden Schulen. „Leider“, sagt Ronald Rahmig, Vorsitzender der Vereinigung der Leitungen berufsbildender Schulen. „Unsere Schulleiter sind darüber entsetzt. Wir müssten dringend von dieser Regel ausgenommen werden.“
Von den rund 65.000 Schülerinnen und Schülern der öffentlichen beruflichen Schulen meldete die Bildungsverwaltung in der vergangenen Woche 1208 positiv getestete Schüler, unter dem Schulpersonal gab es 97 Fälle. „Das Infektionsgeschehen ist damit weit weniger dramatisch als an den allgemeinbildenden Schulen“, so Rahmig. Hinzu käme, dass die Schülerinnen und Schüler in der Regel volljährig seien.
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An manchen Schulen fehlen 80 Prozent der Schüler
Schon jetzt zeige sich das gleiche Muster wie im vergangenen Jahr. „Die Schülerinnen und Schüler nutzen die Möglichkeit, dem Unterricht fernzubleiben, sehr eifrig“, sagt Rahmig, „an einigen Schulen liegt die Quote bei 80 Prozent, das ist einfach fatal für die Ausbildung.“
Insgesamt gibt es viel Kritik an der Entscheidung, die Präsenzpflicht aufzuheben. Auch der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, hält sie für falsch. Es gebe jede Menge Kinder, bei denen das Virus nachgewiesen werde, die aber keine Symptome hätten.
„Dass man trotzdem wieder mit dem Gedanken spielt, Homeschooling anzubieten oder Schulen zu schließen, erschließt sich mir nicht“, sagte Fischbach der „Ärzte Zeitung“. Die Zahl
der wegen einer Corona-Infektion schwer erkrankten Kinder sei „minimal – selbst bei einer so hohen Inzidenz wie der aktuellen“. Inzidenz sei nicht gleich Krankheit, das werde dauernd vermischt.