Bahnverkehr

Bahnstrecken-Ausbau um Berlin: So steht es um die Vorhaben

| Lesedauer: 6 Minuten
Auch die Berliner S-Bahn steht beim Projekt i2030 im Blickpunkt. Sie soll mehr Kapazitäten bekommen und pünktlicher werden.

Auch die Berliner S-Bahn steht beim Projekt i2030 im Blickpunkt. Sie soll mehr Kapazitäten bekommen und pünktlicher werden.

Foto: Fabian Sommer / dpa

Beim Projekt i2030 soll in Berlin und Brandenburg der Bahnverkehr ausgebaut werden. So kommen die Pläne für die Strecken voran.

Berlin. Vor mittlerweile mehr als dreieinhalb Jahren haben die Planungen für das Infrastrukturprojekt i2030 begonnen, dem gemeinsamen Vorhaben von Berlin, Brandenburg, Deutscher Bahn und Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB), um die Bahnstrecken in der Region auszubauen.

Bislang gab es vor allem Studien, Grundlagenarbeiten und diverse Untersuchungen, im kommenden Jahr soll in einem Projekt aber der tatsächliche Gleisbau starten.

Ein Überblick über den Stand der verschiedenen Ausbaupläne.

Heidekrautbahn soll Ende 2024 in Betrieb gehen

Der Wiederaufbau der Heidekrautbahn wird als eines der ersten Projekte fertig werden. Die Stammstrecke zwischen Schönwalde und Wilhelmsruh soll Ende 2024 in Betrieb gehen, im kommenden Jahr der Gleisbau starten. Dafür steht die Entwurfsplanung nun vor dem Abschluss, heißt es in einer aktuellen Vorlage für den Hauptausschuss des Abgeordnetenhauses. Am Wiederaufbau des Bahnhofs Wilhelmsruh wird bereits seit zwei Jahren gearbeitet. Als nächstes sollen etwa Bundesfördermittel beantragt und die Planfeststellung abgeschlossen werden.

Ab dem Jahr 2030 sollen die Züge dann auf dem anschließenden Abschnitt der Nordbahn bis nach Gesundbrunnen durchfahren. Erst im November wurde für diesen Teil der Finanzierungsvertrag für die Vorplanung von den Beteiligten unterzeichnet. Dieser Planungsschritt soll 2023 beendet werden, fünf Jahre später der Bau beginnen.

Spandau – Nauen: Zeitplan derzeit sehr vage

Geplant ist hier, zusätzliche Gleise für den Regional- und Fernverkehr zu schaffen und die S-Bahn bis nach Falkensee oder Finkenkrug zu verlängern. Auch der als überlastet eingestufte Bahnhof Spandau könnte um zwei Bahnsteigkanten erweitert werden. Für das Projekt läuft die Vorplanung, mit der man 2023 fertig sein will.

Der gesamte Zeitplan ist derzeit noch sehr vage, der die Fertigstellung wird Mitte bis Ende der 2030er-Jahre angepeilt. Eine genauere Abschätzung des zeitlichen Ablaufs soll in einem der nächsten Schritte folgen, ebenso wie die konkretere Kostenkalkulation. Zudem steht bei einer Machbarkeitsuntersuchung die Prüfung einer unterirdischen S-Bahn-Führung in Spandau im Fokus. Für einen möglichen zusätzlichen Abzweig der S-Bahn in Richtung Falkenseer Chaussee steht laut der Ausschussvorlage die Finanzierungsvereinbarung für die Vorplanung kurz vor dem Abschluss. Diese soll im Anschluss starten.

Potsdamer Stammbahn: Zeitplan zur Umsetzung unklar

Noch immer ist nicht entschieden, ob auf der Strecke künftig S- oder Regionalbahnen fahren sollen. „Das weitere Vorgehen zum Systementscheid für die Reaktivierung der Potsdamer Stammbahn soll in einer Sondersitzung des Lenkungskreises Anfang 2022 beschlossen werden“, schreibt Verkehrsstaatssekretär Ingmar Streese in der Vorlage. SPD, Grüne und Linke haben in ihrem Koalitionsvertrag 2022 als Jahr für die Entscheidung genannt.

Bis dahin sollen noch Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen für beide Optionen stattfinden und für die Regionalbahn-Variante ein möglicher Fahrplan erarbeitet werden. Für die S-Bahn-Lösung liegt der bereits vor. Wann hier mit einer Umsetzung zu rechnen ist, wird noch nicht benannt.

Siemensbahn soll 2029 zwischen Gartenfeld und Jungfernheide fahren

Die Siemensbahn soll wie bekannt 2029 wieder zwischen Gartenfeld und Jungfernheide fahren, die Entscheidung zum weiteren Ausbau durch die Wasserstadt nach Hakenfelde steht noch aus. Grund für Spandauer zur Hoffnung macht aber der Koalitionsvertrag, in dem es heißt, die Verlängerung bis Hakenfelde werde vorbereitet.

Die Ausschreibung für die nächsten Planungsschritte zur Reaktivierung ist der Vorlage zufolge gestartet; die Aufgaben sollen demnächst vergeben werden. Über die Strecke der Siemensbahn hinaus muss auch der Umbau des Bahnhofs Westhafens geplant werden, über den die S-Bahnen weiter in Richtung Hauptbahnhof geführt werden sollen. Die nötigen Ausschreibungsunterlagen sollen in einem der nächsten Schritte erstellt werden. Der Baustart wird für 2026 angestrebt.

S-Bahn Berlin: Zehn-Minuten-Takt, neue Technik, neue Bahnhöfe

Für die S-Bahn ist ein umfangreiches Paket geplant, mit insgesamt 35 Punkten: 20 Maßnahmen zur Verbesserung der Pünktlichkeit, elf Projekte, um die Kapazität zu steigern und vier, um neue Abstellmöglichkeiten für Züge zu schaffen. Auf mehreren Strecken wird ein Ausbau für einen Zehn-Minuten-Takt angestrebt, hinzukommen neue Technik und neue Bahnhöfe.

Derzeit läuft auch eine Studie zur Energieversorgung, weil absehbar ist, dass für das künftige Netz mehr Strom gebraucht wird. Prognosen zur Umsetzung der diversen Projekte gibt es aber noch keine.

Bahnsteige-Ausbau für den Regionalexpress RE1

Der Regionalexpress RE1, der Magdeburg über Berlin mit Eisenhüttenstadt verbindet, ist schon heute eine wichtige Verbindung, wird aber in Zukunft wohl noch bedeutender werden – unter anderem durch das Tesla-Werk nahe der Strecke. Bei dem Projekt soll sich im kommenden Jahr etwas tun.

Zwischen September und Dezember 2022 ist geplant, einzelne Bahnsteige zu verlängern, damit dort Züge mit sechs Doppelstockwagen halten können. Ab Dezember 2025 ist ein weiterer Ausbau der Bahnsteige auf 220 Meter Länge vorgesehen. Das wäre lang genug für Züge mit acht Doppelstockwagen und 800 Sitzplätzen.

Prignitz-Express: S-Bahn bis Velten

In dem Korridor soll die S-Bahn bis Velten verlängert, die Fahrzeit der Regionalbahnen verkürzt und der Takt der Verbindungen erhöht werden. Bis Mitte der 2020er-Jahre ist es nach Einschätzung der Projektpartner realistisch, den Streckenausbau zwischen Velten und Neuruppin für einen 30-Minuten-Takt fertigzustellen.

Andere Teile des Projekts – wie der zweigleisige Ausbau der Strecke zwischen Schönholz und Hennigsdorf – werden dagegen den Schätzungen zufolge noch bis Mitte der 2030er-Jahre dauern.

Berlin – Cottbus: Strecke zwischen Lübbenau und Cottbus soll zweigleisig werden

Ein Halbstunden-Takt ist auch zwischen Berlin und Cottbus das Ziel. Dafür soll die Strecke zwischen Lübbenau und Cottbus auf 29 Kilometern zweigleisig werden. Im nächsten Schritt sollen die Genehmigungsunterlagen für den Bau beim Eisenbahn-Bundesamt eingereicht werden. Der Baustart wird für 2025 kalkuliert, die Fertigstellung zwei Jahre später.

S-Bahn-Verlängerung Blankenfelde – Rangsdorf

Um die Gemeinden südlich von Berlin besser anzubinden, ist der Ausbau der S-Bahn mit drei neuen Stationen geplant. Drei Varianten für die Streckenführung werden dabei betrachtet. Für 2022 streben die Projektpartner an, die Entwurfsplanung zu beginnen, 2028 sollen die S-Bahnen dann bis Rangsdorf fahren. Ebenfalls Teil des Projekts: ein möglicher neuer Halt von Regionalbahnen an der Buckower Chaussee in Tempelhof-Schöneberg. Die Entscheidung dazu steht weiter aus.