Tierpark

Was man bei der Weihnachtstour über die Tiere lernt

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Winter ist perfekte Eisbären-Zeit: Tonja und Hertha fühlen sich wohl im Schnee.

Winter ist perfekte Eisbären-Zeit: Tonja und Hertha fühlen sich wohl im Schnee.

Foto: Marc Scharping / Tierpark Berlin

Auf den Weihnachtstouren in Zoo und Tierpark erfährt man, wie die Tiere mit Kälte klarkommen und wer die größten Frostbeulen sind.

Berliner. Während Anni, die kleine Baumstachlerin, sich in ihrer warmen Höhle versteckt und auch nicht bereit ist, nur eine Sekunde ihre Nase rauszuhalten, hat Hertha einige Meter weiter ihren großen Auftritt. Die Eisbärin streift über den Felsen, lässt den Blick über das Wasser schweifen und springt hinein. Sie ist auf der Suche nach ihrer Eisscholle. Vergeblich, denn die Tierpfleger haben sie zu Wartungsarbeiten herausgeholt. Hertha versteht die Welt nicht mehr, immer wieder taucht sie durch das Wasser. Es ist schließlich ihr Lieblingsspielzeug. Irgendwann findet sie die Reste eines Balls, den sie zerrissen hat und tobt damit herum. Hauptsache im Wasser, Hauptsache nicht langweilen.

Es ist Winter – bestes Eisbärenwetter. Drei Jahre ist der Eisbärennachwuchs im Tierpark mittlerweile alt. „Hertha ist ein echter Winterstar“, sagt Svenja Eisenbarth, Biologin und Mitarbeiterin in der Kommunikationsabteilung von Zoo und Tierpark. Denn Eisbären seien perfekt an die Kälte angepasst. Wie sie und andere Tiere das machen, erfahren Besucher auf den Weihnachtstouren, die am Heiligabend und an den beiden Weihnachtsfeiertagen in Zoo und Tierpark angeboten werden. „Es ist eine schöne Abwechslung für Familien zwischen Braten und Plätzchen“, sagt Svenja Eisenbarth. Im Zoo sind die Touren schon so gut wie ausgebucht, im Tierpark gibt es noch einige Plätze.

Welche Tiere spielen Weihnachten eine Rolle?

Etwa anderthalb Stunden dauert eine Führung. Wer kommt am besten mit der Kälte zurecht, wer ist die größte Frostbeule? Und welche Tiere spielen Weihnachten eine Rolle? Diese Fragen werden auf dem Rundgang geklärt, unterhaltsam und wissenswert. Im Zoo geht es unter anderen zu den Schnee-Eulen, Polarwölfen und Robben, im Tierpark zu den Roten Pandas, Schneeleoparden, Eseln und Elchen. Eisbären, Pinguine und Rentiere stehen in Zoo und Tierpark auf dem Programm.

Hertha ist nicht nur der Winterstar, sie ist auch der Star auf der Tour durch den Tierpark. Denn sie ist noch verspielt und hat immer zu tun. Der Stopp vor ihrem Gehege könne manchmal ein bisschen länger dauern, sagt die 35-jährige Biologin. Vor allem wenn Hertha mit Mutter Tonja über den Felsen und durch das Wasser tobt. Das Eisbärengehege ist die erste Station, an der erklärt wird, welche Tricks die Tiere gegen die Kälte haben. Ein dicken Fell reicht allein nicht aus. Eisbären hätten Haare wie Strohhalme, erklärt Svenja Eisenbarth. Die Luft darin fördere den Wärmeaustausch. Der Mensch habe das mit dem „Zwiebelprinzip“ übernommen, in dem er mehrere lockere Schichten übereinander anzieht.

Wintertiere haben aber noch ein wichtiges Merkmal: Alles, was kalt werden könnte, ist klein, damit sie die Wärme nicht verlieren. Ob Eisbär, Roter Panda oder Schneeleopard: Sie alle haben kleine Köpfe und auffallend kleine Ohren. Svenja Eisenbarth erklärt das am Beispiel des Fuchses: Der Polarfuchs hat ganz kleine Ohren, der Wüstenfuchs hingegen riesige. Der Berliner Fuchs lebt im gemäßigten Klima und hat demnach auch gemäßigte Ohren.

Eine Rolle bei der Anpassung der Wintertiere spielen auch immer die Pfoten. Der Rote Panda, den sein Entdecker als das schönste Säugetier der Welt bezeichnet hat, hat ganz besonders flauschige Pfoten, um nicht zu frieren. Der Schneeleopard wiederum – „es gibt kein Tier, das dem Winter mehr trotzt“ – hat breite Pfoten, damit er nicht so tief in den Schnee einsinkt und das Laufen nicht so anstrengend ist. Auch das hat sich der Mensch mit den Schneeschuhen abgesehen, die wie Tennisschläger aussehen und unter die Füße geschnallt werden.

Der Pinguin hat besonders „coole Tricks“, sagt Svenja Eisenbarth. Zum einen hat er keine Federn an den Füßen, damit die nicht festfrieren können. Sein Gefieder liegt luftig übereinander wie Dachziegel. Und sein Blut fließt im „Gegenstromprinzip“, es kühlt sich auf dem Weg zu den Füßen ab und erwärmt sich, wenn es zum Herzen zurückfließt. So bleiben die Füße kühl und der Körper warm. Dazu fettet er sich regelmäßig mit Öl ein, das eine Drüse produziert, „das schützt im Wasser wie ein Taucheranzug“.

Rentiere leben beim Weihnachtsmann in Lappland

Die Rentiere sind das große Finale der Weihnachtstour im Tierpark. Sie sind die klassischen Weihnachtstiere, denn „sie leben dort, wo der Weihnachtsmann lebt, in Lappland“, sagt Svenja Eisenbarth. Sie können sehr weite Strecken zurücklegen und werden auch bei großen Wanderungen nicht müde. Sie haben aber noch eine Besonderheit: Man hört sie laufen. Das läge an einer Sehne, die beim Laufen einen Ton macht, der einem Glöckchen ähnelt, so die Erklärung. Vielleicht ist das der Grund dafür, dass sich der Weihnachtsmann immer mit Glöckchenklingeln ankündigt.

Am Schluss erwartet die Besucher der Touren noch eine Überraschung. „Es könnte sein, dass noch ein Tier gefüttert wird“, verrät Svenja Eisenbarth. Mehr aber auch nicht. Wer sich noch aufwärmen will, kann zu den richtigen Frostbeulen ins Tropenhaus gehen, wo sich Flughunde, Königskobra und Kängurus wohl fühlen. Oder noch einmal zu Hertha. Die hat bestimmt schon wieder ein neues Spiel entdeckt.

Weihnachtstouren in Zoo und Tierpark am 24.12., 25.12. und 26.12., 10 Euro pro Person plus Eintritt, Tickets nur im Vorverkauf und online unter shop.tierpark-berlin.de oder shop.zoo-berlin.de.