Verkehr in Berlin

Flexibleres Ticket für den ÖPNV in Berlin kommt 2022

| Lesedauer: 4 Minuten
Ein neues Ticketangebot für den ÖPNV in Berlin soll ab Januar 2022 getestet werden. Damit wird auf verstärktes Homeoffice reagiert.

Ein neues Ticketangebot für den ÖPNV in Berlin soll ab Januar 2022 getestet werden. Damit wird auf verstärktes Homeoffice reagiert.

Foto: Christoph Soeder / dpa

Mit einem neuen Ticketangebot wird darauf reagiert, dass verstärkt im Homeoffice gearbeitet wird. Fahrgäste sollen so zurückgewonnen werden.

Berlin. Die Forderungen nach neuen, flexibleren Ticketangeboten für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gibt es seit einigen Monaten. Nun ist die Umsetzung eines Pilotprojekts in Berlin beschlossen worden. Wie der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) am Montag mitteilte, soll voraussichtlich ab Januar das sogenannte VBB-FlexTicket an den Start gehen.

Dahinter steckt ein Paket mit acht 24-Stunden-Fahrkarten für das Stadtgebiet, also den Tarifbereich AB. Diese Tickets können innerhalb eines Monats genutzt werden. Das Paket soll als Handyticket angeboten werden, aber auch analog in ausgewählten Verkaufsstellen verfügbar sein. Kosten wird es 44 Euro, umgerechnet pro 24-Stunden-Karte sind das 5,50 Euro. Zum Vergleich: Ein einzelnes 24-Stunden-Ticket für den Bereich AB kostet 8,80 Euro, eine Monatskarte im Jahresabo 63,42 Euro. Ein Firmenticket ist allerdings, bei einem entsprechend hohen Arbeitgeberzuschuss, mit gut 40 Euro im Monat noch günstiger als das neue Angebot.

Mit den neuen Angeboten – ein zweites Pilotprojekt findet in Frankfurt (Oder) statt – wird vor allem auf das veränderte Mobilitäts- und Arbeitsverhalten seit Beginn der Pandemie reagiert: Viele Menschen fahren längst nicht mehr täglich ins Büro, sodass sich die bisherigen Monatskarten nicht mehr lohnen. Mit den neuen Tarifangeboten richte man sich daher insbesondere an Pendler und Pendlerinnen, die häufiger im Homeoffice arbeiten und den ÖPNV deshalb nicht mehr regelmäßig für die Fahrt zur Arbeit nutzen, heißt es vom VBB. Die Projekte seien Teil eines Gesamtkonzeptes um Fahrgäste zu gewinnen.


Corona in Berlin, Deutschland und der Welt - mehr zum Thema

BVG hofft mit flexibleren Ticket auf neue Stammkunden

Denn klar ist: Noch liegen die Fahrgastzahlen weiter deutlich unter dem Niveau vor Beginn der Corona-Pandemie. Diese habe im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres zu einem Einbruch der Fahrgastzahlen von knapp einem Drittel und einem Einnahmenrückgang von rund einem Fünftel geführt, so der VBB. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) beziffern die Fahrgastnachfrage derzeit mit 80 Prozent des Vor-Corona-Niveaus. Auch die BVG-Vorstandsvorsitzende Eva Kreienkamp hatte in der Vergangenheit für neue Tarifangebote plädiert. Entsprechend positiv wird nun die Entscheidung im VBB-Aufsichtsrat gesehen, nachdem im Frühjahr keine Einigung über ein flexibleres Ticket erzielt werden konnte.

Dass der VBB und seine Gremien nun den Weg für das neue Tarifangebot freigemacht haben, sei „ein positives Signal, um vor allem Berufstätige, die im Homeoffice arbeiten, als Stammkunden für Bus und Bahn zu gewinnen beziehungsweise zu halten“, erklärte Christine Wolburg, Bereichsleiterin Vertrieb und Marketing der BVG, in einer Mitteilung. Die Laufzeit der Pilotprojekte ist zunächst auf zwei Jahre festgelegt. In der Zeit sollen diese vom VBB regelmäßig evaluiert und geprüft werden.

FDP sieht interessantes Angebot für Pendler im Homeoffice

Henner Schmidt, infrastrukturpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Abgeordnetenhaus, äußerte sich ebenfalls positiv über das neue Angebot. Auch nach Ende der Corona-Einschränkungen werde das Homeoffice für viele Pendler an Bedeutung gewinnen, meint er. „Für diese Menschen gibt es bald ein interessantes und bedarfsgerechtes Angebot“, so Schmidt. Um die Nutzung des ÖPNV zu verstärken, sollten aber auch weitere flexiblere Tarifoptionen getestet werden. Die BVG hatte bereits den Test eines neuen Modells angekündigt.

Auch die rot-rot-grüne Koalition hatte sich bereits für neue Tarifoptionen ausgesprochen, die Anreize für Pendler schaffen, die überwiegend im Homeoffice arbeiten. Dass es nun im VBB eine Einigung gegeben habe, sei eine erfreuliche Mitteilung, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Linksfraktion, Kristian Ronneburg. „Wenn wir jetzt noch im Aufsichtsrat beschließen können, dass die Ticketpreise eingefroren werden, wäre das im Paket eine wirklich sehr gute Botschaft für die Fahrgäste.“

Kritischer äußerte sich dagegen der SPD-Abgeordnete Tino Schopf. Zwar sei ein zusätzliches Angebot grundsätzlich nicht schlecht, aber er sehe nicht, dass das Paket an Tageskarten Berufspendlern tatsächlich nutzen werde. „Es ist nicht das, was ich mir erhofft habe“, so Schopf. Eine Zehner-Fahrkarte hätte er für eine bessere Lösung gehalten.