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Berlin Trend: Mieten sind für die Berliner größtes Problem

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Joachim Fahrun
Bezahlbarer Wohnraum ist in Berlin Mangelware (Symbolbild).

Bezahlbarer Wohnraum ist in Berlin Mangelware (Symbolbild).

Foto: Fabian Sommer / dpa

Knapp 50 Prozent der befragten Berlinerinnen und Berliner sehen die Wohnungsfrage als wichtigste Herausforderung für die Politik.

Berlin. Das Thema Mieten und Wohnen ist aus Sicht der Berliner das mit Abstand wichtigste Problem und damit die größte Herausforderung für die Politik. Knapp drei Monate vor den Wahlen in Bund und Land am 26. September nannte mit 47 Prozent fast die Hälfte der Menschen die Wohnungsfrage als wichtigste oder zweitwichtigste Priorität. Mit 35 Prozent folgt mit weitem Abstand vor allen anderen Themen der Bereich Mobilität und Verkehr auf Rang zwei. Das sind Ergebnisse des Berlin Trends der Berliner Morgenpost und der RBB-„Abendschau“, für den Infratest dimap zwischen dem 9. und 14. Juni 1198 Wahlberechtigte am Telefon und online befragt hat.

Quer durch alle Altersgruppen weisen die Befragten der Wohnungspolitik eine überragende Bedeutung zu. Für Jüngere ist das Themen nur ein wenig wichtiger als für Ältere, für Männer etwas mehr als für Frauen. Bemerkenswert: Unter den Berlinern mit formal niedrigem Bildungsabschluss nannte nur jeder Dritte (34 Prozent) das Wohnen als eines der beiden wichtigsten Themen, während es bei Menschen mit Abitur mit 53 Prozent überproportional viele waren. Das liegt auch daran, dass bei den niedriger Gebildeten andere Themen wie Rente oder Alterssicherung eine große Rolle spielen, die für besser Gebildete und damit im Durchschnitt auch finanziell besser gestellte Personen fast keine Rolle spielen.

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Schaut man auf die politischen Präferenzen, so nehmen die Anhänger der rot-rot-grünen Regierungsparteien das Wohnen deutlich wichtiger als die Sympathisanten der aktuellen Opposition. Im Lager der Linken sehen 76 Prozent das Wohnen als wichtigstes Problem, unter Grünen-Wählern sind es 57 und unter SPD-Anhängern 56 Prozent. In der CDU-Wählerschaft sind es nur 34 Prozent. Dafür schätzen die Sympathisanten der Union die Verkehrspolitik als noch bedeutender ein, 46 Prozent setzen das Thema an Platz eins oder zwei der Problemliste. Gleiche Werte erreicht das Thema Mobilität auch in den Lagern der Grünen und Linken.

Womöglich verbinden die Anhänger der verschiedenen Parteien mit dieser Einschätzung aber unterschiedliche Erwartungen. Die einen sehen wohl eher den schwindenden Raum für den privaten Autoverkehr und die Schwierigkeiten für Pendler als wichtigste Probleme, während andere eher auf den Ausbau der Radinfrastruktur und die innerstädtischen Bus- und Bahnverbindungen Wert legen.

Nach den beiden Top-Prioritäten spielen laut Berlin Trend in den Augen der Menschen die weiteren Themen eher Nebenrollen im beginnenden Wahlkampf. 18 Prozent nannten die Bildungs- und Schulpolitik als vordringlich, wobei das Thema für die jüngere Altersgruppe der 18- bis 39-Jährigen mit 23 Prozent überproportional bedeutsam ist. Das Gleiche gilt die Wählerschaft der Grünen, wo jeder Vierte die Bildung als wichtigstes Problem benannt hat.

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Klimawandel und Umweltschutz interessieren die Berliner Wähler weniger

Klimawandel und Umweltschutz haben hingegen kaum das Zeug, in Berlin Wahlen zu entscheiden. Nur elf Prozent führten das weltweite Mega-Thema als eines der wichtigsten Probleme der Stadt an. Selbst im Lager der Grünen wird das Kernthema der Partei nur als vierte Priorität gesehen.

Noch nicht einmal jeder zehnte Befragte (neun Prozent) nannte das langjährige Streitthema Einwanderung und Flüchtlinge als wichtigstes Problem. Dabei wird deutlich, wie stark die Wahrnehmung auseinanderklafft. Unter den Anhängern der AfD ist die Migration für 38 Prozent mit das wichtigste Politikfeld. Unter Grünen sagt das fast niemand (ein Prozent), unter Linken geben dies drei Prozent an. Auch CDU-Anhänger messen der Zuwanderung mit zehn Prozent nur knapp eine höhere Bedeutung zu als der Durchschnitt der Berliner. Insgesamt sehen Jüngere und Menschen mit höherer Bildung die Einwanderung entspannter als Ältere und Berliner, die maximal einen Hauptschulabschluss haben.

Beim Thema innere Sicherheit zeigt sich ein ähnliches Bild. Für neun Prozent ist es eine Priorität, wobei es für Ältere deutlich wichtiger ist (zwölf Prozent) als für Jüngere (sechs Prozent). Aus Sicht der Anhänger von Linken und Grünen spielt der Komplex Sicherheit, Kriminalität und Terror fast keine Rolle, während immerhin jeder vierte AfD-Wähler und jeder sechste CDU-Sympathisant (16 Prozent) die Sicherheit als vordringliche Frage in Berlin einschätzt.

Weitere Themen, denen die Berliner eine gewisse Bedeutung beimessen, sind soziale Ungerechtigkeit und Armut sowie die Corona-Pandemie (jeweils acht Prozent). Frust über Politik und Verwaltung insgesamt halten sieben Prozent für ein Problem. Fast gar nicht im Fokus stehen Wirtschaft (drei Prozent), Arbeitslosigkeit, Gesundheitswesen, Kinderbetreuung oder auch Löhne, die Verschuldung des Landes oder Rassismus und Rechtspopulismus.