Kälteinbruch

Kälteeinbruch für Obdachlose ein großes Problem

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Charlotte Bauer
Die kalten Tage sind für Obdachlose ein großes Problem.

Die kalten Tage sind für Obdachlose ein großes Problem.

Foto: Sergej Glanze / FUNKE Foto Services

Der Kälteeinbruch stellt sowohl Obdachlose als auch Helfende vor enorme Herausforderungen. Berlin öffnet weitere Einrichtungen.

Berlin. Wegen des angekündigten Kälteeinbruchs am Wochenende will die Berliner Stadtmission die Notunterkunft in der Lehrter Straße in Mitte auch tagsüber für obdachlose Menschen öffnen. Ab Montag sollen zusätzlich zwischen 13 und 16 Uhr die Aufenthaltsräume der Unterkunft zum Aufwärmen offen stehen, sagte Ulrich Neugebauer, Leiter der Notübernachtungen und Kältehilfe der Berliner Stadtmission. „Wegen Corona sind die Räume, wo die Obdachlosen sich aufwärmen können, deutlich weniger geworden“, so Neugebauer. „Wenn sie den ganzen Tag draußen in der Kälte sind, ist das ein großes Problem.“

Laut der BAG Wohnungslosenhilfe, dem Dachverband der Hilfen in Wohnungsnotfällen in Deutschland, sind in diesem Winter bereits siebzehn wohnungslose Menschen erfroren, davon drei in Berlin. Der angekündigte Kälteeinbruch in der kommenden Woche stellt die Kommunen und freien Träger vor große Herausforderungen.

Weitere Unterkünfte für Obdachlose sind in Planung

Während in der Notübernachtungseinrichtung in der Lehrter Straße noch im vergangenen Jahr bis zu 180 obdachlose Menschen aufgenommen werden konnten, dürften sich in diesem Jahr dort coronabedingt nur noch maximal 80 Menschen aufhalten, so Neugebauer. Alle Schlafplätze in der Unterkunft seien schon in den letzten Tagen belegt gewesen.

In der vergangenen Woche standen berlinweit laut Zahlen der Senatsverwaltung für Soziales insgesamt 1090 Notübernachtungsplätze zur Verfügung, wovon 121 noch frei geblieben sind. Um die zunehmende Nachfrage zu decken, sollen in Kürze in der Berliner Innenstadt weitere Hostels als 24/7-Einrichtungen für obdachlose Menschen eröffnen, teilte Senatsverwaltungssprecher Stefan Strauß auf Nachfrage mit. Die Senatsverwaltung kündigte wenig später an, das folgende Einrichtungen Tag und Nacht öffnen sollen:

  • Hostel an der Boxhagener Straße in Friedrichshain (100 Plätze) - ab Sonnabend, 18 Uhr.
  • Ehemalige Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik (100 Plätze ab Sonntag, 200 Plätze ab Dienstag).
  • Hostel an der Köpenicker Straße in Kreuzberg (Kapazität wird um 20 Plätze erhöht)

Der Wärmebus des Berliner Landesverbandes des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sei schon darauf vorbereitet, in den kommenden Tagen mehr Obdachlose in die Notunterkünfte zu bringen und sie mit heißem Tee oder einem warmen Schlafsack zu versorgen. „Schon in den letzten Nächten ist die Nachfrage erheblich gestiegen“, sagte Heike Golletz, Leiterin für Wohlfahrt und Soziale Arbeit beim DRK. „Das Problem ist, dass jetzt die Plätze langsam knapp werden.“ Hinzu komme die Schwierigkeit, dass sie wegen Corona statt drei nur noch einen obdachlosen Menschen mit dem Wärmebus transportieren dürfen, so Golletz weiter. Deshalb sei gerade in Planung, in bestimmten Gebieten noch einen zweiten Bus zur Unterstützung einzusetzen.

Auch Bürger sind aufgerufen zu helfen

Auch Jens Aldag von der Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe rechnet damit, dass die Berliner Kältebusse wegen der enormen Nachfrage in den kommenden Tagen an ihre Grenzen stoßen werden. „Wir versuchen uns auf das Schlimmste einzustellen“, sagte er. Es werde nicht möglich sein, so Aldag, alle Obdachlosen in eine Einrichtung zu bringen, auch weil einige es gar nicht wollen. Deshalb wolle die Berliner Kältehilfe verstärkt den Menschen direkt auf der Straße helfen und sie mit Heißgetränken und Notbekleidung versorgen.

Zudem hofft Aldag darauf, dass auch die Berlinerinnen und Berliner helfen, wo es geht. Auch sie könnten mit warmen Getränken und Decken unterstützen. „Man muss nicht in jeder Situation gleich den Kältebus rufen“, so Aldag. „Ich rate, erstmal die Person anzusprechen, ob sie überhaupt Hilfe will.“ In akuten Notsituationen, wenn man merkt, dass der Mensch sich in Gefahr befindet, solle man am besten direkt die Notrufnummern der Polizei oder Feuerwehr wählen.

Angebote für Obdachlose und Hilfenummern:

  • Wärmebus erreichbar ab 18 Uhr unter: 030 600 300 1010 täglich unterwegs von 18 bis 24 Uhr.
  • Kältebus erreichbar ab 20.30 Uhr unter: 0178 523 5838 täglich unterwegs von 20.30 bis 2 Uhr
  • KARUNA Sub – Taskforce für obdachlose Menschen - rund um die Uhr erreichbar unter 0157 8 059 78 70
  • Hilfe Hotline für Obdachlose erreichbar Mo-Fr 9-17 Uhr unter: 0157 80 59 78 70
  • Kältehilfetelefon erreichbar Mo-So 19-23 Uhr unter: 030 81 05 60 425