Potsdam. Gleich mit mehreren Promis wird der Berliner Flughafen BER nach neun Jahren Verspätung eröffnet, darunter Brandenburgs Ministerpräsident Woidke. Drei Tage später wird bekannt, dass Woidke positiv auf Corona getestet wurde. Das zieht Kreise.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ist mit dem Coronavirus infiziert - erst am Samstag war er noch bei der Eröffnung des Berliner Flughafens BER. Regierungssprecher Florian Engels sagte am Dienstag in Potsdam, Woidke habe am Dienstag das positive Ergebnis des Tests vom Montag erhalten. Nach ersten Erkältungserscheinungen am Sonntag habe er keine Diensttermine mehr wahrgenommen und stets Abstand gehalten. Der 59-Jährige hat demnach leichte Erkältungssymptome, arbeitet aber weiter im Homeoffice und leitete die telefonische Kabinettssitzung am Dienstag. Die Suche nach Kontaktpersonen von Woidke seit Freitag läuft auf Hochtouren. Mehrere Mitglieder der Landesregierung sind in Quarantäne - nicht nur die.

Am Samstag nahm Brandenburgs Ministerpräsident an der Eröffnung des Hauptstadtflughafens in Schönefeld teil, der nach dem Baufiasko mit neun Jahren Verspätung an den Start ging. Nur einige Dutzend Gäste waren wegen der Corona-Pandemie dabei - allerdings war das Podium prominent besetzt: Dort standen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU), Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup sowie der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Carsten Spohr und Easyjet-Geschäftsführer Johan Lundgren mit Woidke.

Als Fotos von der symbolischen Eröffnung mit dem Aktivieren des leuchtenden Schriftzugs BER gemacht wurden, standen die Podiumsgäste für einige Zeit ohne Masken da. Regierungssprecher Engels sagte, anlässlich des Eröffnungsaktes habe Woidke akkurat darauf geachtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. Bei seiner Rede und bei einem kurzen Fototermin habe er die Maske abgenommen. Ob es im weiteren Rahmen der Eröffnung relevante Kontakte gegeben habe, werde geprüft. Bisher sei nicht nachvollziehbar, wann und wo sich Woidke angesteckt habe.

Seine Kontaktpersonen vom BER reagierten am Dienstag schnell: Bundesminister Scheuer geht nach Angaben einer Sprecherin in Quarantäne. Ein Schnelltest bei ihm sei negativ gewesen. Berlins Regierender Bürgermeister Müller verließ die Senatssitzung, um sich nach Angaben aus Senatskreisen auf das Coronavirus testen zu lassen. Er regiert vorerst von zuhause aus. Der Flughafenchef ließ sich ebenfalls testen - an der neuen, privat betriebenen Teststelle am BER. Bis zum Ergebnis werde er sich in Quarantäne begeben, sagte Lütke Daldrup. Auch Lufthansa-Chef Spohr verzichtete auf eine Geschäftsreise nach Berlin und lässt sich nach Angaben eines Sprechers auf das Virus testen. Easyjet-Chef Lundgren kündigte ein ähnliches Vorgehen an.

Dass Woidkes Auftritt am Samstag gesundheitliche Konsequenzen für die übrigen Anwesenden haben werde, glaubt Lütke Daldrup nach eigener Aussage allerdings nicht. "Wir haben sehr genau darauf geachtet, dass Abstand eingehalten worden ist. Die Gäste haben Maske getragen, und wir hatten auf der Veranstaltung ein Hygienekonzept", sagte er. Mit Punkten am Boden sei den Teilnehmern bei dem Ereignis angezeigt worden, wo sie sich mit genügend Abstand aufstellen sollten. Zudem sei ein sogenannter Hygienewächter dabei gewesen, der auf Fehlverhalten achten sollte."

Woidke ist der erste Politiker der Brandenburger Landesregierung, bei dem ein positives Testergebnis auf das Coronavirus bekannt wurde. Er schrieb nach Angaben des Regierungssprechers an die Mitarbeiter der Staatskanzlei per Mail: "Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich habe leichte Erkältungssymptome. Ich hoffe auf einen milden Verlauf und wünsche Ihnen: Bleiben Sie gesund!" Ob die Infektion des Regierungschefs Auswirkungen auf die Landtagssitzung kommende Woche hat, war noch offen.

Am Freitagvormittag hatte Woidke an einer Corona-Sondersitzung des Landtags teilgenommen. Dort gilt Maskenpflicht, im Plenarsaal kann die Bedeckung bei Einhaltung des Mindestabstands und bei geeignetem Schutz abgenommen werden. Am Freitagnachmittag äußerte sich Woidke nach einer telefonischen Kabinettssitzung in einer Pressekonferenz mit Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) und Innenminister Michael Stübgen (CDU), wo er laut Regierungssprecher Maske trug, wenn er nicht am Mikrofon stand.

Auch Stübgen und Nonnemacher hätten sich vorsorglich in häusliche Quarantäne begeben und sich testen lassen, teilten ihre Ministeriumssprecher mit. Der Schnelltest bei Nonnemacher sei negativ. Staatskanzleichefin Kathrin Schneider gehe ebenfalls in Quarantäne, sagte SPD-Fraktionschef Erik Stohn. Nach seinen Angaben haben mehrere Abgeordnete bei der Sondersitzung des Landtags und bei der BER-Eröffnung Kontakt mit Woidke gehabt und lassen sich nun testen. Das Gesundheitsamt des Landkreises Spree-Neiße, in dem Woidke seinen Wohnsitz hat, forderte alle laut Stohn zu Quarantäne auf, die mindestens 15 Minuten direkten Kontakt zu Woidke hatten.