Berlin. In der Sommersonne wird bei Hertha BSC geschwitzt. Die Vorbereitung für die neue Saison in der Fußball-Bundesliga läuft auf Hochtouren. Wer den Club noch verstärkt, bleibt weiter offen.
Mit den großen Träumen von Hertha BSC konnte sich Deyovaisio Zeefuik sofort identifizieren. "Ich will in die Europa League, vielleicht sogar mehr. Ich bin überzeugt, dass das möglich ist", sagte der 22 Jahre alten Niederländer am Dienstag. Nach einer mehr als zweistündigen Trainingseinheit bei rund 30 Grad stellte sich der bislang letzte Neuzugang des Berliner Fußball-Bundesligisten erstmals den Fragen der Journalisten. Dabei bestätigte er den Eindruck der wenigen Anwesenden: "Das Training ist richtig hart."
Rund einen Monat vor dem ersten Pflichtspiel schwitzen die Hertha-Profis in langen, intensiven Einheiten. "Man merkt, dass er wie alle anderen mit den Umfängen zu kämpfen hat", sagte Trainer Bruno Labbadia über das Talent und ergänzte: "Wir können festhalten, dass die Mannschaft hervorragend mitmacht. Egal was wir ihnen vorsetzen, sie nehmen es an und machen es mit sehr viel Überzeugung."
Auf der Suche nach weiteren Verstärkungen sieht Labbadia noch keinen Grund zur Eile. "So wie man ein Haus aufbaut, sollte man auch eine Mannschaft aufbauen. Vom Grundstock, denn ohne den kann kein Haus stehen bleiben", sagte der Coach: "Wir wissen, dass wir nicht alles auf einmal schaffen werden, sondern Schritt für Schritt gehen."
Bisher hat Hertha Zeefuik, Torwart Alexander Schwolow und den Franzosen Lucas Tousart für die kommende Spielzeit neu verpflichtet. "Jetzt müssen wir sehen, was haben wir noch übrig, was ist auf dem Markt. Ansonsten würden wir das verschieben aufs Halbjahr oder aufs nächste Jahr", sagte Labbadia: "Uns ist klar, dass wir nicht alles machen können."
Zuletzt hatte es Berichte über das Interesse an Weston McKennie von Schalke 04 gegeben. "Wir haben viele junge, dynamische Spieler, an denen wir interessiert sind, unabhängig von Weston McKennie", sagte Labbadia. Es sei aber noch nicht selbstverständlich, dass alle Profis auch nach Berlin kommen würden. "Wir müssen uns erarbeiten, dass Spieler uns interessant finden", sagte der 54-Jährige.
Durch Investor Lars Windhorst, der auch während der Corona-Krise in diesem Jahr weitere 150 Millionen Euro in den Club investiert, hat Hertha bessere Möglichkeiten als viele Konkurrenten. Trotzdem betonte Labbadia: "Wir haben Vorgaben und müssen schauen, was möglich ist. Wenn wir Spieler dazu holen, müssen sie unsere Spieler besser machen. Sie müssen eine Qualität haben, die unsere nicht haben."
Verständnis herrscht beim Club derweil über die vorläufige Absage der Politik an eine Rückkehr der Fans in die Stadien. "Wir müssen Vertrauen in unsere Regierung haben", sagte Labbadia: "Unabhängig vom Fußball würden wir gerne alle noch freier leben. Aber wir haben Menschen in der Führung, die den Überblick haben und die eine Gesamtverantwortung haben, ganz unabhängig vom Fußball." Die Regierung müsse "für das Gemeinwohl entscheiden und da gilt, dass die Gesundheit an erster Stelle steht", betonte der Ex-Profi.
Die Deutsche Fußball Liga hatte zuletzt ein Konzept vorgelegt, das eine Rückkehr der Fans in reduzierter Zahl und ohne Stehplätze, Alkohol und Gästeanhänger bereits zum Saisonstart ab Mitte September vorsieht. "Es ist nichts falsch daran, Konzepte vorzulegen. Dann muss man sehen, sind die heute oder in zwei Wochen umsetzbar. Entscheidend ist, dass man vorbereitet ist - und das macht der Fußball", sagte Labbadia: "Der Fußball wird sich nicht über andere Dinge stellen, sondern wird genau wie alle anderen gucken, ob er ein schlüssiges Konzept hat. Wenn man vorangeht ohne vorauszupreschen, dann kann das eine sehr, sehr gute Sache sein."
dpa