Auf dem Flur kurz vor dem Sekretariat stehen vier Kinder Schlange vor dem Waschbecken. Eins nach dem anderen wäscht sich die Hände mit Seife. Alle tragen Maske. Es ist der erste Schultag nach den Sommerferien an der Nürtingen-Grundschule in Berlin-Kreuzberg. Wieder in der Schule zu sein, sei gut, sagt eine Fünftklässlerin - vor allem, ihre Mitschüler zu treffen. „Aber Maske tragen ist doof.“ Ihre Freundin nickt zustimmend. Sie steht direkt neben ihr - die übliche Abstandsregel von 1,50 Meter gilt in den Schulen nach den Ferien trotz der Corona-Krise nicht mehr.
Schule am Mariannenplatz: Vier Kinder wieder nach Hause geschickt
Rund 460 Kinder seien am Montag wieder in die Schule am Mariannenplatz gekommen, berichtet Schulleiter Markus Schega. Die etwa 100 Ersktlässler, die am Wochenende eingeschult werden, fehlen noch. „Vier Kinder haben wir vorsichtshalber wieder nach Hause geschickt.“ Bei ihnen sei nicht klar gewesen, ob sie in den Ferien möglicherweise in Risikogebieten waren, ohne einen negativen Coronatest vorweisen zu können. Das müsse nun vom Gesundheitsamt geprüft werden.
Etwa 20 Kinder haben laut Schega von der Schule eine Mund-Nasen-Bedeckung bekommen, weil sie selbst keine hatten. „Alle anderen waren gut ausgestattet.“ Infektionsgefahr und fehlende Masken werden in den kommenden Wochen wichtige Themen bleiben. Das neue Schuljahr startet unter den Vorzeichen der Corona-Krise.
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„Ich habe viele Eltern, die ihre Kinder zur Schule gebracht haben, nach der Maskenpflicht gefragt“, erzählt der Schulleiter. „Auf keinen Fall im Klassenzimmer“ sei fast immer die Antwort gewesen. Das ist auch die Ansicht von Bildungssenatorin Sandra Scheeres, die die Nürtingen-Grundschule am Montag besucht hat. In Lernsituationen sei das schwierig, sagte die SPD-Politikerin. Das gelte vor allem für die kleineren Kinder, wenn deren Mimik nicht zu sehen sei.
Schega ist auch gegen eine Maskenpflicht im Unterricht während der ersten ein oder zwei Schulwochen, wie Berliner Elternvertreter das angeregt haben. In den Klassenzimmern am Mariannenplatz sind keine Kinder mit Masken zu sehen. In einem davon malt Nay ein Strandbild. Es zeigt einen Mann mit Badehose. Die Siebenjährige ist gleichzeitig im Videochat mit einer Lehrerin, die wegen einer Vorerkrankung nicht in der Schule unterrichten darf.
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GEW befürchtet einen Lehrermangel
Auf dem Display des Laptops ist die Lehrerin gut zu erkennen. Sie ist Schega zufolge die einzige Lehrkraft, die nicht am Präsenzunterricht teilnehmen kann. Wie viele Pädagogen berlinweit zur Risikogruppe zählen, ist noch nicht sicher. Die Bildungsgewerkschaft GEW befürchtet, die Personaldecke sei zu dünn.
Die GEW kritisiert aber auch die Rückkehr zum Regelunterricht und fordert kleine Lerngruppen und eine Mischung aus Präsenzunterricht und Lernen zu Hause. Sie könne die Besorgnis verstehen, sagte Scheeres am Montag. Markus Schega stimmt ihr zu: „Wenn sich die Situation verschärfen sollte, können wir mit versetzten Zeiten arbeiten.“ Aber erstmal starte man wie geplant.