Berlin. Vor der endgültigen Schließung wird es in Tegel zum Ferienbeginn noch einmal turbulent. Die Morgenpost sagt schon mal „Danke, Tegel!“.

Beinahe ist es wieder ein bisschen so wie vor der Corona-Krise – am Terminal A im Flughafen Tegel bilden Urlauber und Geschäftsreisende wieder Schlangen an den Sicherheitskontrollen. Immerhin: Aktuell werden rund 5500 Passagiere täglich in Tegel abgefertigt, in Schönefeld sind es etwa 2500. Die Fluggastzahlen haben sich damit innerhalb der vergangenen sieben Tage mehr als verdoppelt, teilte die Flughafengesellschaft mit. Und mit dem Beginn der Sommerferien an diesem Donnerstag wird die Zahl weiter wachsen. Doch für den vielgeliebten City-Airport Tegel wird es nur eine kurze Wiederbelebung geben, er soll am 8. November endgültig schließen. Um den Abschiedsschmerz zu lindern, hat die Berliner Morgenpost für alle Tegel-Fans das Magazin „Danke, Tegel! Die Geschichte eines besonderen Flughafens“ herausgebracht, einige Reisende und Mitarbeiter des Flughafens haben schon in Tegel hineingeschaut.

Levin Peter und Elsa Kremser freuen sich besonders über das neue Magazin. „Nach Tegel sind wir immer gern geflogen. Wo gibt es schon noch einen so kompakten Flughafen?“, sagt der 34-jährige Peter. Das Paar lebt in Wien, besucht regelmäßig Freunde und Familie in der deutschen Hauptstadt. „Das Magazin ist echt toll geworden“, findet auch Elsa Kremser (34). „Das werde ich meiner Mutter als Mitbringsel dalassen“, verrät ihr Lebensgefährte.

Hülya Özen arbeitet seit sechs Jahren als Bordstewardess in Tegel und hält als eine der ersten das neue Magazin in den Händen.
Hülya Özen arbeitet seit sechs Jahren als Bordstewardess in Tegel und hält als eine der ersten das neue Magazin in den Händen. © FUNKE Foto Services | Sergej Glanze

Seit sechs Jahren arbeitet die 49-jährige Hülya Özen schon als Bordstewardess am Flughafen Tegel (TXL). „Eine schöne Zeit und eine sehr schöne Idee, den Airport mit so einem hochwertigen Magazin zu verabschieden“, findet sie, „da steckt passenderweise auch viel Wehmut drin.“ Dabei muss sie ihr Exemplar direkt nach Erhalt gegen ihre Kollegin vom Schalter nebenan verteidigen, die die Seiten sogleich begeistert durchblättert: „Toll! Da geht mir das Herz auf!“

Jan Mroz gefällt besonders das Design des 108 Seiten starken Magazins. Der 33-Jährige aus Polen kündigt an, dass er seine Ausgabe auf seinem Langstreckenflug nach Miami nutzen wird, um sich die Zeit zu vertreiben und dadurch sein Deutsch zu verbessern. „Ich arbeite bald wieder auf einem Kreuzfahrtschiff, das von Florida aus in die Karibik in See sticht“, sagt er, „das ist ein nettes Souvenir von meinem spannenden Umstiegsort hier in Tegel.“

Elsa Kremer und Levin Peter leben in Wien und besuchen oft Familie und Freunde in Berlin. Sie loben die Kompaktheit des Flughafens.
Elsa Kremer und Levin Peter leben in Wien und besuchen oft Familie und Freunde in Berlin. Sie loben die Kompaktheit des Flughafens. © FUNKE Foto Services | Sergej Glanze

Fidan Yilmaz ist gerade aus Frankfurt/Main in Tegel gelandet und mag das Magazin. „Toll! Was für eine Überraschung“, sagt die 36-Jährige. Fidan Yilmaz ist regelmäßig in der Hauptstadt, um ihren Bruder und ihre Schwägerin zu besuchen. „Berlin ist eine echt schöne Stadt, und Tegel war immer ein wichtiger Teil von ihr! Ich freue mich sehr über das Magazin. Da wird mein Bruder aber Augen machen“, sagt sie.

Manche Reisenden möchten nach der langen Zeit des Lockdowns erst einmal wieder aus der Stadt heraus. So etwa Georgios Axiares. Der 23 Jahre alte Student will in seine Heimatstadt Athen reisen, wird von drei Kommilitonen begleitet und verabschiedet. „Tegel steht für mich auch dafür, dass ich bald wieder nach Berlin zurückkehren kann, um dann hoffentlich wieder unter normalen Umständen zu studieren“, so Axiares.

Etwa 20.000 Fluggäste täglich im Winterflugplan

Jan Mroz freut sich über die Überraschung und hat auf seinem Langstreckenflug nach Miami viel Zeit, „Danke, Tegel!“ zu lesen.
Jan Mroz freut sich über die Überraschung und hat auf seinem Langstreckenflug nach Miami viel Zeit, „Danke, Tegel!“ zu lesen. © FUNKE Foto Services | Sergej Glanze

Bevor Tegel schließt, wird es dort in den kommenden Wochen schrittweise immer lebhafter. „Anfang Juli wird sich das Streckenangebot mit der Wiederaufnahme zahlreicher Verbindungen durch die großen Airlines Easyjet und Ryanair noch einmal deutlich erhöhen“, sagt Airport-Sprecher Daniel Tolksdorf der Berliner Morgenpost. „Wir bitten daher die Passagiere, sich vor Abflug über ihr Abflugterminal zu informieren.“ Denn bereits ab Juli sei geplant, an den beiden Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld wieder alle Terminals zu öffnen. Die Zahl der täglichen Gäste werde dann regelmäßig bei weit mehr als 10.000 liegen und in den Wochen danach weiter ansteigen. Vor rund einer Woche hatte die Bundesregierung zahlreiche Reisewarnungen aufgehoben. Mehr als 50 Destinationen in rund 30 Ländern können seither von Berlin aus wieder angeflogen werden.

Aktuell sind jedoch in Tegel nur Terminal A und C in Betrieb. „B ist derzeit noch geschlossen, kann aber, je nach Auslastung angesichts der Abstandsregelungen, direkt wieder in Betrieb genommen werden“, sagt Flughafensprecher Tolksdorf weiter. Die Fluggesellschaft Air France, die ihren Betrieb ab Tegel auch während der Reisebeschränkungen aufrechterhalten hatte, fliegt aktuell täglich zum Airport „Charles de Gaulle“ in Paris. Und auch Brussels Airlines verkehrt seit Anfang Juni wieder einmal täglich nach Brüssel. Eurowings hat bereits im Juni damit begonnen, das reduzierte Flugangebot wieder leicht aufzustocken. Seit dem 21. Juni steht die Verbindung nach Palma de Mallorca wieder täglich im Flugplan der Airline.

Des Weiteren fliegt Eurowings bis zu viermal täglich innerdeutsch nach Köln, Düsseldorf und Stuttgart. Innerhalb Deutschlands fliegt die Lufthansa ab Berlin-Tegel wieder mehrfach täglich nach Frankfurt/Main und München. Die Verbindung nach Saarbrücken wird bereits seit 2. Juni wieder bedient. Die Danish Air Transport fliegt die innerdeutsche Strecke sechsmal pro Woche. Turkish Airlines hat schon seit 11. Juni bis zu drei tägliche Verbindungen unter anderem nach Istanbul und Ankara in der Türkei und plant, das Angebot mit weiteren Lockerungen ebenfalls weiter auszubauen.

„Bis zum Herbst rechnen wir mit weiterhin kontinuierlich steigenden Passagierzahlen, etwa 20.000 Fluggäste täglich werden es wohl im Winterflugplan ab Oktober sein, wovon wiederum Zweidrittel über Tegel fliegen werden“, schätzt der Flughafensprecher. Das Vorkrisen-Niveau wird allerdings bei Weitem nicht erreicht. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurden rund 100.000 Passagiere täglich in Tegel und Schönefeld abgefertigt. Während der Krise kam der Flugverkehr dann nahezu vollständig zum Erliegen.

Zuvor war Tegel mit mehr als 24 Millionen Fluggästen 2019 unter den deutschen Standorten die Nummer vier nach Frankfurt, München und Düsseldorf, der kleinere Flughafen SXF in Schönefeld brachte es auf gut elf Millionen Passagiere. Zum Vergleich: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres gab es an beiden Flughäfen zusammen etwa sechs Millionen Passagiere. Wenn, wie geplant, am 31. Oktober der neue Hauptstadtflughafen BER eröffnet wird, wird eine Woche später, am 8. November, der Betrieb in Tegel eingestellt.

Danke, Tegel!

Das Morgenpost-Magazin „Danke, Tegel!“ ist erhältlich ab 25. Juni. Der Preis: 8,90 Euro, für Abonnenten 7,90 Euro.
Das Morgenpost-Magazin „Danke, Tegel!“ ist erhältlich ab 25. Juni. Der Preis: 8,90 Euro, für Abonnenten 7,90 Euro. © BM | bm

Die Berliner Morgenpost bringt an diesem Donnerstag ein Sonder-Magazin heraus, das sich ganz dem Flughafen Tegel widmet. Auf mehr als 100 Seiten zeigen wir die schönsten Bilder aus der Geschichte von TXL, bieten spannende Interviews mit Architekten, Piloten und Prominenten. Berliner erzählen von den schönsten und skurrilsten Begebenheiten. Der Preis: 8,90 Euro, für Abonnenten der Berliner Morgenpost 7,90 Euro. Erworben werden kann das Heft im ausgewählten Zeitschriftenhandel und unter shop.morgenpost.de.