Corona in Berlin

Coronavirus: Die Sterblichkeit in Berlin steigt

| Lesedauer: 6 Minuten
Jens Anker
Berlin: Frühlingsgenuss trotz Corona-Verboten

Berlin: Frühlingsgenuss trotz Corona-Verboten

Trotz der Corona-Verbote wollen sich viele Berliner die Frühlingssonne nicht entgehen lassen. Aauf das erste Sonnenbad, ein längeres Gespräch mit Freunden auf der Wiese oder Gruppensport wollen sie nicht verzichten, doch die meisten halten sich an die Vorgaben.

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507 Corona-Infizierte werden zurzeit stationär in einer Klinik in Berlin behandelt – 126 Menschen davon auf der Intensivstation.

Berlin. Trotz Kontaktsperre steigt in Berlin die Sterberate der Corona-Infizierten. Sie liegt derzeit bei 1,5 Prozent. „Vor einer Woche sprachen wir noch von 0,7 Prozent“, sagte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag auf einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses. Auch das Durchschnittsalter der Patienten steige. Der Median der Erkrankten liege nun bei 41 Jahren, der Median der gestorbenen Corona-Patienten bei 81,5 Jahren. 507 Corona-Infizierte würden derzeit stationär behandelt, das entspricht 29 Prozent der Fälle. 126 Menschen liegen auf der Intensivstation (7,2 Prozent). Berlins Krankenhäuser verfügen über 2200 Intensivbetten, davon 1800 mit Beatmungsgeräten. Vor der Pandemie waren es 1045 Betten.

Trotz erster Erfolge bei der Zahl der Neu-Infizierten in Berlin warnt Kalayci davor, bei den Anti-Corona-Maßnahmen nachzulassen. Es geben noch keinen Grund zur Entwarnung. Der Höhepunkt der Pandemie sei in Berlin noch nicht erreicht. Kalayci dankte den Berlinern für ihre Disziplin und Solidarität. „Die Vernunft ist da, sich selbst und andere zu schützen.“ Deshalb zeichnet sich ein Abschwächen der Neu-Infektionen ab. Derzeit verdoppelt sich die Zahl der Infizierten in Berlin alle elf Tage, vor zwei Wochen war das noch alle fünf Tage der Fall.

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Bestellung von Schutzwesten hängt in Peking fest

Unübersichtlich bleibt ist die Lage bei der Beschaffung von Schutzkleidung, die derzeit weltweit stark nachgefragt ist. Berlin bemühe sich weiter, Material für das medizinische Personal zu bestellen, stehe aber in starker Konkurrenz mit anderen Ländern. Von den zwei Millionen Schutzmasken, die am Wochenende in Berlin angekommen sind, soll etwa ein Viertel der Altenpflege zugute kommen. Generell sei trotz der Lieferung von nennenswertem Umfang nicht der Gesamtbedarf an Ausrüstung gedeckt.

Eine weitere Bestellung von Millionen Schutzwesten hängt nach Angaben Kalaycis weiter in Peking fest. Der Lieferant habe sie lediglich bis in die chinesische Hauptstadt gebracht, wo sie auf den Weitertransport wartet. Am 28. März stellte der Senat dazu ein Amtshilfeersuchen bei der Bundeswehr, um die Schutzkleidung nach Berlin zu transportieren. Der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Tim-Christopher Zeelen, warf der Senatorin mangelnde Transparenz vor. Es gebe immer noch keine Auskunft darüber, wann welche Schutzkleidung wo bestellt worden sei. Auch auf mehrfache Nachfrage ließ Kalayci die Frage unbeantwortet.

In den Berliner Krankenhäusern ist die Versorgung mit Schutzmaterial angespannt, aber noch nicht außer Kontrolle, wie Charité und Vivantes auf Anfrage mitteilten. „Vivantes verfügt derzeit über ausreichend Schutzmaterial“, sagte ein Vivantes-Sprecher. „Da sich die Situation derzeit sehr dynamisch entwickelt, verändert sich auch der Bedarf kontinuierlich.“ Der Konzern habe sich schon frühzeitig eigene Lieferketten etabliert. „Lieferungen erfolgen, derzeit jedoch unregelmäßig“, sagte der Sprecher. Den Großteil des Bedarfs decke das Unternehmen aktuell aus eigenen Bestellungen, es erfolgten aber auch bereits einzelne Lieferungen durch das Land Berlin.

Krankenhäuser erhalten immer wieder auch Materialspenden

In der Charité ist die Situation ähnlich. „Die Charité verfügt derzeit über ausreichend Sterilgut, aber die Situation ist durchaus angespannt“, sagte eine Sprecherin. „Wir appellieren daher dringend an einen achtsamen Umgang mit Schutzmasken, Handschuhen und Desinfektionsmitteln.“ Neben den offiziellen Beschaffungsquellen erhalten die Einrichtungen immer wieder Spenden. Am Montag überreichte der Vorstandschef der Wasserbetriebe, Jörg Simon, 12.000 Atemschutzmasken aus dem Bestand seines Unternehmers an die Gesundheitsverwaltung.

„Wir haben diese Masken Ende 2014 für die damals zu erwartende Schweinegrippe-Pandemie gekauft“, sagte Simon. „Jetzt spenden wir einen Großteil davon an das Land, wo sie dringender als bei uns benötigt werden.“ Wie alle Unternehmen, die mit dem Land Berlin verbunden sind, waren auch die Wasserbetriebe vom Senat um Unterstützung in der aktuellen Lage gebeten worden. Auch beim medizinischen Personal ist die Lage nach Angaben der Gesundheitsverwaltung angespannt, aber noch nicht kritisch.

Mitarbeiter für Corona-Klinik gesucht

Der Senat hat eine Homepage für diejenigen eingerichtet, die bei der Betreuung von Patienten im Corona-Behandlungszentrum auf dem Messegelände helfen wollen. Unter der Internetadresse corona-zentrum-berlin.de können sich Berliner melden. Der Aufruf richtet sich an Ärzte, examinierte Pflegekräfte, Medizinstudenten, Notfallsanitäter, Physiotherapeuten oder ehrenamtliche Unterstützer. Das Notfall-Krankenhaus soll bis Mai in der Messehalle 26 entstehen und über 500 Betten verfügen. Derzeit sucht der Senat nach einem weiteren Standort für weitere 500 Betten, vermutlich ebenfalls auf dem Messegelände.

Sorge bereitet den Gesundheitspolitikern die Zurückhaltung kranker Menschen beim Arztbesuch. Kalayci bat alle Nicht-Corona-Patienten, die Notaufnahmen aufzusuchen, sollten sie Beschwerden haben. „Uns bereitet derzeit Sorgen, dass die Notaufnahmen zu wenig zu tun haben“, sagte Kalayci. „Menschen, die eigentlich ins Krankenhaus gehören, meiden die Notaufnahmen.“

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