Der Festsaal Kreuzberg liegt im Dämmerlicht, aus den Lautsprechern tönt Technomusik und an der Bar erwartet alle Besucher ein Freigetränk. Die Stimmung bei der Jahresauftakt-Veranstaltung der Berliner Clubcommission am Donnerstagabend gibt einen Vorgeschmack auf das, worum es geht: gemeinsam die Clubkultur am Leben erhalten. Denn: Immer mehr Einrichtungen werden aus der Berliner Innenstadt verdrängt. Zuletzt musste die prominente „Grießmühle“ in Neukölln schließen. Auch der „KitKat-Club“ in Mitte steht vor dem Aus.
Die Clubcommission will gemeinsam mit der Politik Lösungen finden. Eine Möglichkeit sei, Clubs in Zukunft rechtlich als Kulturstätten einzuordnen, sagt Kultursenator Klaus Lederer (Linke). Aktuell sind sie im Baugesetzbuch als Vergnügungsstätten eingestuft und werden damit wie Spielhallen oder Bordelle behandelt. Das müsse sich ändern, so Lederer.
Ein Drittel der Touristen kommt wegen der Szene
Clubs als Kulturstätten zu verstehen, hätte unter anderem baurechtliche Vorteile: Sie können dann auch außerhalb von Gebieten ansiedeln, in denen ohnehin Gewerbe ist. Für die Standortsuche ergäben sich so neue Chancen. „Gesellschaftlich wird die Clubszene schon als Teil der Berliner Kultur verstanden“, sagt Lederer. Die Gesetzgebung würde allerdings hinterherhinken.
Um diese anzupassen, schlägt die Senatorin für Stadtentwicklung, Katrin Lompscher (Linke), vor, das Gesetz des Milieuschutzes auf Clubs zu erweitern. Nach den aktuellen Richtlinien des Baugesetzbuches ist Gewerbe nicht in die Erhaltungsverordnung eingeschlossen. Eine Änderung könne die Verdrängung von Clubs aus der Innenstadt verhindern, so Lompscher.
Um Berlins Clubkultur zu schützen, müsse die Politik fraktionsübergreifende Allianzen bilden, sagt der Berliner CDU-Abgeordnete Christian Goiny. Neben ihrem kulturellen Wert seien die Clubs auch eine wichtige kulturelle Komponente, so Goiny. Laut einer kürzlich veröffentlichen Studie der Clubcommission kommt etwa ein Drittel der befragten Touristen wegen der Clubs nach Berlin. Das sorge mit Ausstrahlungseffekten auf andere Branchen wie Transport und Gastronomie für einen Umsatz von etwa 1,48 Milliarden Euro im Jahr.