Ausbau

Jelbi-Hubs: Hier baut die BVG neue Verleihstationen

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Christian Latz
An der Ullsteinstraße haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG)  ein weiteres "Jelbi"-Hub eröffnet.

An der Ullsteinstraße haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ein weiteres "Jelbi"-Hub eröffnet.

Foto: Michael Bartnik / BVG

Die BVG weitet die Jelbi-Mobilitätshubs über das Zentrum aus. Doch bis der Stadtrand versorgt ist, dauert es noch lange.

Berlin. In Berlins Innenstadt ein Leihrad oder einen E-Scooter zu finden, ist leicht. Auch das nächste Carsharing-Auto parkt meist nur eine Straße weiter. Ganz anders sieht es weiter außerhalb aus. Wer hier mit der U- oder S-Bahn ankommt, gelangt oft nur zu Fuß bis zur eigenen Haustür – oder mit dem eigenen Auto. Doch künftig sollen auch Berliner in den Außenbezirken einfacher als heute auf den Privat-Pkw verzichten können.

BVG will "berlinweites Netz" an "Jelbi"-Stationen

Damit das klappt, bauen die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre „Jelbi“ genannten Verleihstationen, sogenannte Mobilitätshubs, weiter aus. In diesem Jahr sollen die Stationen „auf eine zweistellige Anzahl“ wachsen, so BVG-Sprecher Jannes Schwentu. „Langfristiges Ziel von Jelbi ist es, ein berlinweites Netz an Stationen aufzubauen.“ Bis dahin allerdings ist es ein weiter Weg.

Seit Sommer 2019 betreibt die BVG eine ebenfalls „Jelbi“ benannte App. Mit ihr lassen sich nicht nur Verbindungen per Bus oder U-Bahn anzeigen, sondern auch die Angebote verschiedenster Sharing-Anbieter nutzen. „Über die App laufen Suche, Buchung und Bezahlung“, erklärt Schwentu. Mit dabei sind unter anderem der Carsharing-Dienst Miles, der Leihradbetreiber Nextbike und der E-Scooter-Anbieter Tier.

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"Jelbi"-Hubs der BVG: Aktuell fünf in Berlin

Diese und noch mehr Dienste finden sich auch an den Mobilitätshubs. Intermodaler Verkehr heißt das Ziel. Die Idee: Nutzer fahren mit dem E-Scooter zur U-Bahnstation, mit dem Zug raus aus der Stadt und von dort mit dem Leihrad zum Ziel. Damit das besser klappt, braucht es Stationen.

Aktuell gibt es davon fünf in Berlin:

  • Prinzenstraße, Kreuzberg
  • Schönhauser Allee, Prenzlauer Berg
  • Jakob-Kaiser-Platz, Charlottenburg
  • Landsberger Allee nahe Danziger Straße, Friedrichshain
  • Die neueste eröffnete in dieser Woche am Ullsteinhaus in Tempelhof.

Viel zu wenige. Zudem: Noch steht die Mehrheit am oder innerhalb des S-Bahnrings. Probleme, ohne Auto sein Ziel zu erreichen, gibt es hier nicht. Das Netz soll daher nun nach außen wachsen.

Noch im ersten Halbjahr 2020 soll ein „Jelbi“-Hub am U-Bahnhof Breitenbachplatz in Wilmersdorf entstehen, teilt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf mit. Im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf geht der Ausbau auch noch weiter. Die BVG errichtet dort Stationen an den Ringbahnhöfen Heidelberger Platz und Jungfernheide, teilt Bezirksstadtrat Oliver Schruoffeneger (Grüne) mit. „Wir hoffen, im ersten Halbjahr.“

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Zu kleine Betriebsgebiete verzögern schnellen Ausbau

In Marzahn-Hellersdorf ist eine Station am U-Bahnhof Elsterwerdaer Platz geplant. „Der Gedanke ist, dass man auch in der Einfamilienhaussiedlung ohne Auto ans Ziel kommt“, sagt die zuständige Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU). Es gebe Strecken, da lasse sich der Pkw nicht abschaffen. „Aber es geht in Zukunft gerade um diese wechselnde Nutzung.“ Doch ob bei Radwegen, dem Shuttledienst Berlkönig oder nun „Jelbi“, klagt Zivkovic – zuerst profitierten immer die innenstädtischen Bezirke. „Wir haben hier eine schlechte ÖPNV-Anbindung, da muss man sich nicht wundern, dass die Menschen das Auto nutzen.“

In und am S-Bahnring sei der öffentliche Nahverkehr gut aufgestellt, sagt Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher der Berliner SPD-Fraktion. „Nun brauchen wir vergleichbare Angebote in den Außenbezirken.“ Dort solle der Ausbau „schwerpunktmäßig“ und „so schnell wie möglich“ erfolgen. Schopf fordert zudem, das gesamte Angebot in den Tarif des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB) zu übernehmen. „Nur dann kann die Verkehrswende gelingen.“

Auch rechtliche Fragen verzögern den Ausbau

BVG-Sprecher Schwentu verteidigt den Start des Angebots im Zentrum. „Da hat man ein Publikum dafür und genug Menschen, die es nutzen.“ Von dort aus wachse das System nun nach außen. Sonst entstünden nicht miteinander verbundene Flecken in der Stadt, sagt Schwentu. Ein weiteres Problem seien die Betriebsgebiete der Anbieter. Meist konzentrieren sie sich auf die Innenstadt. „Es macht keinen Sinn, ein Hub am Stadtrand einzurichten, wo es derzeit noch kein Carsharing oder Bikesharing gibt.“ Man habe die Hoffnung, das die Anbieter mit den neuen Stationen ihr Betriebsgebiet nach außen erweitern, „weil sie merken, da ist auch Nachfrage“.

Auch rechtliche Fragen verzögern den Ausbau. Unklar ist, ob Bezirke einfach öffentliche Flächen für die Dienste vergeben dürfen. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg erarbeitet deshalb derzeit einen Mustervertrag. Demnach könne die Fläche ohne Nutzungsgebühren vergeben werden. „Bei diesen Dienstleistungen bewegen wir uns nicht im Bereich von bestehenden Märkten, sondern haben einen hohen Gemeinwohlanteil“, sagt Bezirksstadträtin Christiane Heiß (Grüne). In Schöneberg soll deshalb möglichst noch im Frühjahr ein Hub am Nollendorfplatz entstehen. Geplant ist zudem eine Station am S-Bahnhof Lichtenrade. Auf dem privaten Gelände der Alten Mälzerei.

BVG kooperiert mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag

Stationen auf nichtöffentlichem Grund einzurichten ist deutlich unkomplizierter. Von Beginn an kooperierte die BVG deshalb mit der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Schon drei der Hubs stehen an Wohnparks des landeseigenen Unternehmens. Ein vierter wird in Kürze beim neuen Quartier „Waterkant“ in Spandau eröffnen. Auch andere landeseigene Wohnungsbaugesellschaften machen sich Gedanken, wie sie ihre Außenquartiere besser anbinden können. „Autoreduziertes Wohnen ist das Thema“, sagt eine Degewo-Sprecherin. Derzeit liefen Gespräche mit verschiedenen Anbietern für Carsharing und Leihräder. Unter anderem für die Gropiusstadt arbeitet man an einem neuen Mobilitätskonzept.