Berlin. In den Berliner Bezirken müssen 2020 zahlreiche Probleme gelöst werden. Heute: Steglitz-Zehlendorf, Marzahn-Hellersdorf, Reinickendorf.
Was passiert im Inneren des Museums im Botanischen Garten in Dahlem? Wann hebt das letzte Flugzeug am Flughafen Tegel ab? Kann man wieder mit Aufführungen im Biesdorfer Theater am Park rechnen? Zahlreiche Probleme müssen in den Bezirken angegangen werden. In unserer neuen Serie blicken wir heute auf Steglitz-Zehlendorf, Reinickendorf und Marzahn-Hellersdorf.
Steglitz-Zehlendorf
Wohnquartier Lichterfelde-Süd: Ganz im Süden des Bezirks Steglitz-Zehlendorf, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Brandenburg, plant die Groth-Gruppe ein neues Stadtquartier. Auf fast 100 Hektar zwischen Osdorfer Straße und Anhalter-Bahn-Trasse entstehen 2500 Wohneinheiten, davon 540 Sozialwohnungen und 420 Reihenhäuser. 36 Hektar werden bebaut, mehr als 60 Hektar bleiben Grün- und Weidefläche. Die Erschließung des Geländes und der Hochbau sollen Ende 2020 beginnen. 2025/26 soll das neue Quartier mit Schule, Sportplatz, Kita und Geschäften fertig sein.
Botanischer Garten: Große Pläne gibt es im Botanischen Garten in Dahlem: Das Museum soll ab 2020 umgebaut werden, 7,4 Millionen Euro stehen dafür bereit. Die alten Ausstellungsräume werden entkernt und neu geordnet. Flächen für Sonderausstellungen werden vergrößert und Räume für Gruppen- und Bildungsangebote eingerichtet. Ein neuer Fahrstuhl verbindet künftig die Ausstellungsebenen, der Eingang zum denkmalgeschützten Museumsgebäude wird barrierefrei sein. Zeitgleich laufen die Arbeiten für das neue Besucherzentrum am Eingang Königin-Luise-Platz. Es soll 2022 fertig sein.
Bürohunde im Rathaus Zehlendorf: Mit dem Hund ins Büro – das soll nach dem Willen der Bezirksverordneten künftig im Rathaus Zehlendorf möglich sein. Nach dem Beschluss im November 2019 startet das Pilotprojekt 2020. Zunächst soll in der Belegschaft geklärt werden, wer das Tier mit ins Büro bringen will. Fühlt sich der Hund unter dem Schreibtisch wohl, könnte das Pilotprojekt auf andere Dienststellen ausgeweitet werden. Der Bundesverband Bürohund ist begeistert über den Vorstoß, mit dem Steglitz-Zehlendorf Vorbild für andere Bezirke werden kann.
Autobahnbrücke am Breitenbachplatz: Abriss oder Sanierung der Brücke am Breitenbachplatz? Das will der Senat mit einer Machbarkeitsstudie prüfen lassen, die nun 2020 beauftragt werden muss. Bezirkspolitiker und mehrere Bürgerinitiativen plädieren für einen Abriss. Sie wollen den Platz, der von der Brücke zerschnitten wird, wieder als Gesamtkunstwerk, so wie er vor 100 Jahren angelegt wurde, herstellen. Dabei geht es auch um den Rückbau der „autogerechten Stadt“ in eine „menschengerechte Stadt“.
Steglitzer Kreisel: Noch ist das 120 Meter hohe Gebäude an der Steglitzer Schloßstraße ein Stahlskelett. Das ehemalige Verwaltungsgebäude wurde bis auf die Betonwände und -stützen zurückgebaut. Dieser Bauabschnitt ist jetzt abgeschlossen, 2020 beginnt die CG-Gruppe mit dem Wiederaufbau. Zunächst wird die Fassade montiert, bevor der Innenausbau beginnt. 330 Eigentumswohnungen entstehen bis 2022 in dem Hochhaus, sie kosten im Durchschnitt 8500 Euro pro Quadratmeter. Etwa ein Drittel der Wohnungen ist nach Auskunft der Bauherren bereits verkauft, einschließlich der Reservierungen liegt die Quote bei 50 Prozent.
Reinickendorf
Flughafen Tegel: Nach 72 Jahren wird – solange die Pläne eingehalten werden – am 8. November 2020 das letzte Flugzeug am Flughafen Tegel „Otto Lilienthal“ abheben. Der BER soll der wichtigste Passagierflughafen Berlins werden – seit 1975 trug Tegel diese Auszeichnung. Trotz einer Bürgerbeteiligung, deren Ergebnis positiv für die Erhaltung des Flughafens ausgegangen war, hat der Senat dessen Schließung beschlossen. Die Nachnutzung des Areals wird Reinickendorf aber bereichern. Denn geplant sind ein neues Stadtquartier mit etwa 5000 Wohnungen sowie mehreren Schulen, Kitas, Sportanlagen, Einkaufsmöglichkeiten, einem Innovationspark für urbane Technologien und viel Grün.
Strandbad: Damit das Strandbad Lübars nicht das einzige im Bezirk bleibt, setzen sich seit der Schließung des Strandbades Tegel im Jahr 2016 Politiker und Bürger für die Wiedereröffnung ein. Die könnte in greifbarer Nähe sein. Bis Ende Oktober 2019 hatten Interessenten die Möglichkeit, ein Konzept vorzulegen. Diese werden von einer Jury bewertet. In nicht allzu langer Zeit dürfte dann feststehen, ob das Strandbad Tegel weiterhin geschlossen bleibt oder schon bald wieder für die Reinickendorfer geöffnet wird.
Tegel-Quartier: 2020 wird das Jahr für die Einkaufsmeile Gorkistraße. Zwar werden bis zum Jahresende noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen sein, aber die neue Markthalle mit einem offenen Design wird im südlichen Bereich Mitte des Jahres wieder eröffnen. Ebenfalls soll es möglich sein, bei Galeria Karstadt Kaufhof in diesem Jahr einzukaufen – das Warenhaus ist dort zu finden, wo einst das Parkhaus stand. Den konkreten Übergabetermin hält der Investor HGHI Holding GmbH in enger Abstimmung mit dem Warenhaus flexibel. Der Termin hänge in erster Linie von den beauftragten Baufirmen ab, heißt es. Die komplette Fertigstellung des Tegel-Quartiers ist für 2021 vorgesehen.
Plastikgeschirr: In Zeiten der Klimadebatte will auch Reinickendorf als gutes Beispiel vorangehen. Ab dem 1. Januar wird der Bezirk klimafreundlicher und wird Plastik auf internen und genehmigungspflichtigen öffentlichen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Tegel Hafenfest, verbieten. Nur wiederverwendbares Geschirr, Besteck und Mehrwegtrinkgefäße sind dann erlaubt. Der Beschluss des Bezirksamts enthält zudem konkrete Vorgaben zur Abfallvermeidung und gibt darüber hinaus Empfehlungen, um Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.
Familienfarm Lübars: In einem bewegenden Aufruf haben der Betreiber und die Mitarbeiter der Familienfarm Lübars die Menschen um Spenden gebeten, damit die Tiere nicht abgegeben werden müssen. Denn die 170.000 Euro, die für Pflege, Tierarztkosten, Futter und Reparaturarbeiten für die 120 Tiere nötig sind, kann das Elisabethstift als Betreiber nicht mehr aufbringen. Konsequenz: Die Tiere müssen abgegeben werden. Damit würde nicht nur ein Freizeitangebot für Familien wegfallen, sondern auch ein Therapieangebot – die Tiere dienen als Verbindung zwischen Pädagogen und hilfebedürftigen Menschen. Die volle Summe wurde zwar nicht erreicht, aufgeben wollen die Verantwortlichen aber auch nicht. In den kommenden Wochen entscheidet sich, ob es ab Sommer eine Familienfarm ohne Tiere gibt oder nicht.
Marzahn-Hellersdorf
CleanTech Business Park : Vor wenigen Wochen konnte mit der Swissbit AG das erste Unternehmen im CleanTech Business Park eröffnen. Der Gewerbepark wurde bereits 2016 fertiggestellt, bisher ist die Speichermedien herstellende Firma jedoch das einzige Unternehmen dort. Im CleanTech Business Park dürfen sich nur Unternehmen ansiedeln, deren Produkte den nachhaltigen Verbrauch von Rohstoffen und Energie fördern. Bisher war das Bezirksamt zuständig für die Vermietung der Flächen. Künftig will es die Verantwortung an die Wista Management GmbH abgeben und hofft, mit dem Park mehr Interessenten anzulocken. Von den 90 Hektar Fläche sind mit der Swissbit AG erst zwei Hektar bebaut. Vom 31. Juli bis 2. August findet übrigens ein Punkfestival im CleanTech Business Park statt.
Theater am Park: Biesdorfs Bühne, das Theater am Park, ist stark sanierungsbedürftig. Bereits Ende 2018 hatte der Senat beschlossen, mit über zehn Millionen Euro die Baumaßnahmen zu unterstützen. Bisher ist jedoch nichts passiert, im großen Saal wurde seit 16 Jahren kein Stück mehr aufgeführt. Auch der Haupteingang sei bereits gesperrt, sagte Linken-Politiker Norbert Seichter in der Bezirksverordnetenversammlung Ende November. CDU-Stadträtin Nadja Zivkovic kündigte an, es solle eine neue Zielplanung geben. Damit die vom Senat zugesagten Gelder nicht verfallen, drängte die Linke darauf, die Sanierungen schnellstmöglich durchzuführen.
Wohnungsbau und Verdichtung: Marzahn-Hellersdorf ist auch in den kommenden Jahren aktiv im Wohnungsbau. Rund 1500 Wohnungen sollen 2020 fertiggestellt werden, mit dem Bau von 2000 weiteren wird voraussichtlich begonnen, wie Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle im Interview mit der Berliner Woche zusammenfasste. Die Baumaßnahmen stoßen jedoch mitunter auf Protest. Der Bezirk ist ohnehin bereits dicht bebaut, Bewohner fürchten um ihre grünen Innenhöfe. Man fühle sich mittlerweile von allen Seiten eingeschlossen, die Sicht ist durch die Elfgeschosser versperrt, heißt es.
Tangentialverbindung Ost (TVO): Mit Ausstieg der Deutschen Bahn aus der Planungsvereinbarung hat sich der Baubeginn von Marzahn-Hellersdorfs meist gewünschter Straße, der Tangentialverbindung Ost (TVO), weiter verschoben. Die TVO soll Marzahn und Köpenick verbinden, um so den Verkehr durch die Gebiete zu entlasten. Sollte der BER 2020 wie angekündigt eröffnen, dürften die Autofahrer unter weiteren Staus leiden. Mittlerweile wurden die Planungen für die TVO europaweit ausgeschrieben, noch 2020 sollen sie starten. Die Planfeststellung wird erst 2021 beginnen, der Baubeginn ist weiter ungewiss.
Entlastung für Schulen: Die Schulen im Bezirk sind vielerorts überbelegt. Auch die Klassen sind im berlinweiten Vergleich groß. Viele Schüler verursachen viel Schmutz – die hygienischen Zustände an den Schulen im Bezirk beklagt man schon länger. 2020 sollen ausgewählte Schulen auch tagsüber gereinigt werden, zwölf davon stehen fest. Momentan befinden sich zudem etliche Schulneubauten in Planung, noch Ende Dezember wurde der Neubau einer weiteren ISS beschlossen. Das Bezirksamt prüft zusätzlich, an welchen Standorten Container oder Modulare Ergänzungsbauten für Entlastung sorgen können.
Thai-Wiese, U5: Was die Berliner Bezirke 2020 vorhaben - Teil 1 der Mini-Serie
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