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Berliner Einzelhändler melden Umsatzrekord zu Weihnachten

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Jens Anker
Rund um Weihnachten zeigten sich die Berlinerinnen und Berliner kauflustig, vor allem an den verkaufsoffenen Sonntagen.

Rund um Weihnachten zeigten sich die Berlinerinnen und Berliner kauflustig, vor allem an den verkaufsoffenen Sonntagen.

Foto: Adam Berry / Getty Images

Der Berliner Handel hat im Weihnachtsgeschäft erstmals mehr als vier Milliarden Euro umgesetzt. Liberalere Öffnungszeiten gefordert.

Berlin. Der Berliner Handel hat im Weihnachtsgeschäft in diesem Jahr erstmals mehr als vier Milliarden Euro umgesetzt. „Unser Ziel, das Ergebnis des Vorjahres zu erreichen oder leicht darüber zu liegen, dürften wir mit einem Plus von drei Prozent erreicht haben“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Berlin-Brandenburg (HBB), Nils Busch-Petersen. „Das heißt, der Umsatz wird nach 3,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr bei mehr als vier Milliarden Euro liegen.“

Tatsächlich könnte sich das Ergebnis noch weiter verbessern. „Das letzte Wochenende des Jahres und die ersten Tage im neuen Jahr zählen mittlerweile zum Weihnachtsgeschäft, insbesondere, weil die Hits bei den Geschenken meist schnell eingelöst werden, nämlich die Gutscheine“, sagte Busch-Petersen.

Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) gehört der Einzelhandel mit 36.300 Unternehmen, die 72.000 sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter beschäftigen und pro Jahr 15,3 Milliarden Euro umsetzen, zu den größten Arbeitgebern in der Stadt.

Einzelhandel in Berlin: Verkaufsoffene Sonntage besonders erfolgreich

Händler hatten bereits zu Beginn der Adventszeit von einem guten Start ins Weihnachtsgeschäft berichtet. Insbesondere der sogenannte Black Friday Ende November war demnach in diesem Jahr spürbar umsatzstärker als noch 2018. Auch die beiden verkaufsoffenen Sonntage am zweiten und vierten Advent erwiesen sich als besonders erfolgreich und zählen zu den verkaufsstärksten Tagen in der Vorweihnachtszeit.

Den Angaben des Verbandes zufolge waren in diesem Jahr vor allem hochwertige Geschenke gefragt. „Neben dem Gutschein, der auch in meinen Augen ein optimales Geschenk ist, weil man nichts falsch machen kann, sind es Parfüm, Schmuck und Uhren, die ihre Hoch-Zeit haben“, sagte Busch-Petersen. „Da machen viele Betriebe bis zu einem Drittel ihres Jahresumsatzes.“

Aber auch Spielsachen standen demnach hoch im Kurs. „Natürlich spielt elektronisches Spielzeug eine große Rolle, aber wir sehen nach wie vor, dass das klassische Brettspiel auch läuft.“

Lesen Sie das ganze Interview: Warum Berlins Einzelhändler keine Laborratten sind

Branche erwartet weiterhin positive Entwicklung

Aus Sicht des Einzelhandelsverbandes gibt es derzeit keine Anzeichen dafür, dass sich an der positiven Entwicklung in der Branche etwas ändert. „Von irgendwelchen Eintrübungen, wie da und dort festgestellt wird, sind wir im Handel noch weit entfernt“, sagte Busch-Petersen. Es gebe im Moment für die Konsumenten gar keinen Grund, die Konsumschraube nach unten zu drehen, weil in Berlin und der Region eine hervorragende Beschäftigungssituation herrsche. „Außerdem machen gute Nachrichten die Runde, wie die Ansiedlung von Tesla“, sagte Busch-Petersen. „Das sind ja gute Nachrichten für die ganze Region, nicht nur für den Ort Grünheide.“

Der Konkurrenz zwischen stationärem Handel und Online-Handel steht der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes gelassen gegenüber, allerdings wünscht er sich faire Wettbewerbsbedingungen. Während online rund um die Uhr gehandelt werden könne, seien Geschäfte mit den aktuellen Öffnungsbeschränkungen benachteiligt. „Wir wünschen uns faire und transparente Marktbedingungen für alle“, sagte Busch-Petersen.

Insgesamt sieht der Einzelhandelsverband einen Trend zu einer engeren Verzahnung von stationärem Handel und Internetgeschäften. Derzeit lotet der Verband eine Zusammenarbeit mit einem Plattformbetreiber aus, auf dem klassische Einzelhändler ihre Waren online anbieten können.

Verbandschef sieht Schaffung neuer Fußgängerzonen skeptisch

Einem massiven Umbau der Geschäftsstraßen in Berlin, um die Attraktivität zu steigern, steht der Verbandschef skeptisch gegenüber. Busch-Petersen warnte vor allem vor den Plänen, die Friedrichstraße in Mitte dauerhaft zur Fußgängerzone zu machen. „Ich bin kein Feind von Fußgängerzonen, aber ich bin ein Feind von konzeptionslos vorangetriebenen Projekten“, sagte er. „Dazu können auch konzeptionslos vorangetriebene Fußgängerzonen zählen.“

Er kritisierte Versuche, die auf dem Rücken der Einzelhändler in der City-Ost ausgetragen werden. „Wir Einzelhändler sind doch keine Laborratten, mit denen man Experimente machen kann“, sagte Busch-Petersen. „Das ist für mich nicht seriös.“