Berliner Museen

Das gibt es an der Gedenkstätte Berliner Mauer zu erkunden

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Max Müller
Die Gedenkstätte Berliner Mauer.

Die Gedenkstätte Berliner Mauer.

Foto: promo

Die Gedenkstätte Berliner Mauer ist ein zentraler Ort des Gedenkens. Derzeit werden dort auch Fotos von DJ Ben de Biel gezeigt.

„In den vergangenen Wochen war sehr viel los“, sagt Hannah Berger, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bei der Stiftung Berliner Mauer. Im Herbst arbeiteten sie und ihre Kollegen im Akkord, am 9. November sollte schließlich der 30. Jahrestag des Mauerfalls gefeiert werden. „Allein in der Gedenkstätte Berliner Mauer fanden rund um das Jubiläum mehr als 60 Veranstaltungen statt“, sagt Berger.

Diese immense Zahl zeigt, welchen Stellenwert die Institution in der Hauptstadt hat. Sie gilt als einer der zentralen Orte des Gedenkens, des Aufarbeitens und Vermittelns. Nirgends sonst in Berlin können Einwohner und Touristen tiefer einsteigen in die Thematik, die Teilung von Ost und West stärker wahrnehmen – und vor allem auch sehen.

Über knapp anderthalb Kilometer erstreckt sich das ausladende Areal beidseits der Bernauer Straße – vom Nordbahnhof bis zur Brunnenstraße. Neben Resten der originalen Mauer gehören das stählerne „Denkmal zur Erinnerung an die Opfer kommunistischer Gewaltherschaft und die Teilung Berlins“, die „Kapelle der Versöhnung“, das Besucher- und das Dokumentationszentrum zur Gedenkstätte. „Dazu kommen hier vor Ort die Ausstellung im Außenbereich, die unterirdisch gelegene Fotoserie im ehemaligen Geisterbahnhof sowie das ‚Fenster des Gedenkens‘“, so Berger.

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Mehr als eine Million Besucher zählt die Stiftung Berliner Mauer

Allein die Dauerausstellung „Berlin 1961 | 1989. Die Berliner Mauer“ hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wahren Besuchermagneten entwickelt. An sechs Tagen in der Woche gibt es knapp 600 Exponate zu sehen, darunter historische Film- und Tonaufnahmen, Zeitzeugeninterviews wie auch Bilder, Plakate und Grafiken. An allen Standorten der Stiftung Berliner Mauer, zu der auch die Erinnerungs­stätte Notaufnahmelager Marien­felde, die Gedenkstätte Günter Litfin in einem ehemaligen Grenzturm am Nordhafen und die East Side Gallery in Friedrichshain zählen, wurden im vergangenen Jahr 1,137 Millionen Gäste gezählt.

„Die Gedenkstätte Berliner Mauer kann auf unterschiedlichste Weise erkundet werden“, erklärt Berger. Manche Besucher kämen bloß, um die Reste der Originalmauer zu sehen, andere würden über das Gelände streifen, zwischen den Stelzen des zentralen Denkmals hin- und herwechseln oder auf den täglich geöffneten Aussichtsturm steigen, um das Gelände aus der Luft zu betrachten und zu verstehen, wie die Teilung einst war. Wieder andere, erklärt Berger, würden sich mehr Zeit nehmen, die Dauerausstellung auf beiden Etagen besuchen oder auch mithilfe von Lageplänen und den darauf markierten Ereignismarken die einzelnen Abschnitte der Gedenkstätte Berliner Mauer ablaufen.

So, erklärt Berger, würde denn auch sichtbar, warum die Bernauer Straße ein besonderer Ort der Teilung war. Dazu gehören beispielsweise die historischen Ereignisse, die Bilder von Menschen aus dem Osten, die im letzten Moment aus ihren Fenstern kletterten und sich in die Tiefe stürzten in die Sprungtücher der West-Berliner Feuerwehr. Von ebenso starker symbolischer Wirkung war die Flucht des Grenzsoldaten Conrad Schumann, der kurzerhand die Entscheidung traf und sich mit einem gewagten Sprung über den Stacheldraht in den Westen der geteilten Stadt absetzte.

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DJ Ben de Biel kam 1990 nach Berlin

„Wir halten diverse Flyer in verschiedenen Sprachen bereit. Für Kinder gibt es auch die Möglichkeit, im Besucherzentrum Audioguides auszuleihen“, sagt Berger. Daneben werden zahlreiche Führungen angeboten, sowohl für Individualbesucher als auch für Schulklassen. Diese starten im Besucherzentrum, wo in Dauerschleife auch Kurzfilme zur Einführung auf Deutsch und Englisch gezeigt werden.

Die Freifläche vor dem Vorführraum nutzt die Stiftung Berliner Mauer für ihre Wechselausstellungen. Bis zum 26. Januar 2020 gibt es dort die Fotoschau „Zwischenwelten“ zu sehen. Die rund 20 gezeigten Bilder stammen vom DJ, Künstler und Fotografen Ben de Biel, der 1990 nach Berlin kam, sich an der Besetzung des Tacheles beteiligte und sich von Beginn an eng mit der Clubszene der Stadt verbunden fühlte. Präsentiert wird eine Auswahl seiner Arbeiten, die von den Wochen unmittelbar nach dem Mauerfall bis in die 2000er-Jahre hinein entstanden sind.

Dabei fehlen Orts- und Zeitangaben. Dennoch bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wann die Aufnahmen entstanden sind. Ein Bild zeigt etwa das Gedenkstättengelände. Es ist in Schwarz-Weiß gehalten: Die Mauer ist brüchig, einzelne Segmente liegen umgekippt und wild verteilt herum, Menschen spazieren entlang des Todesstreifens, der vermutlich kurz zuvor noch Niemandsland war. Manch einer wirkt ungläubig, als ob er nicht fassen könnte, tatsächlich an diesem unwirklichen Ort zu sein. Auf anderen, vermutlich später entstandenen Werken sind feiernde Menschen zu sehen, die teilweise in längst vergessenen, geschlossenen oder mittlerweile umgezogenen Clubs tanzen.

Es ist das Berlin der 90er-Jahre, das sich auf den Werken noch einmal zeigt. Die Fotografien bringen zum Ausdruck, wie wild und experimentell es mitunter in der wiedervereinigten Stadt zuging. Damals, als der Mauerstreifen noch nicht wie heute zugebaut war. Als es eben „Zwischenwelten“ waren, die dort entstanden.

Museums-Info

Gedenkstätte Berliner Mauer, Besucherzentrum, Bernauer Straße 119, Mitte

Dokumentationszentrum, Bernauer Straße 111, Mitte

Kapelle der Versöhnung, Bernauer Straße 4, Mitte

Öffnungszeiten

Besucher- und Dokumentationszentrum: Di.–So 10–18 Uhr

Aussichtsturm: Mo 10–16 Uhr, Di.–So. 10–18 Uhr, letzter Einlass 15 Minuten vor Schließung

Ausstellung im Gedenkstättenareal: Mo.–So. 8–22 Uhr

Eintritt

Der Eintritt ist frei, den Besucherservice erreichen Sie telefonisch unter 213 08 51 66.