Neue Strategie

Bund baut 2500 Wohnungen in Berlin

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Christian Latz
Derzeit besitzt die BImA in Berlin 4804 Wohnungen. Seit vielen Jahren ist die Bundesanstalt jedoch nicht mehr beim Neubau von Beamtenwohnungen in der Hauptstadt tätig gewesen.

Derzeit besitzt die BImA in Berlin 4804 Wohnungen. Seit vielen Jahren ist die Bundesanstalt jedoch nicht mehr beim Neubau von Beamtenwohnungen in der Hauptstadt tätig gewesen.

Foto: Wolfgang Kumm / ZB

Erstmals seit vielen Jahren plant der Bund den Bau neuer Wohnungen in Berlin. Sie sollen auch in Mitte und Reinickendorf entstehen.

Berlin. Als Reaktion auf den angespannten Berliner Markt will jetzt auch der Bund Wohnungen in der Hauptstadt bauen. Die dafür zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) plant dafür an verschiedenen Standorten insgesamt mehrere Tausend Wohnungen. „Die BImA geht davon aus, dass sie in Berlin rund 2500 Wohnungen errichten kann“, teilte Sprecher Thorsten Grützner auf Anfrage der Berliner Morgenpost mit.

Infrage dafür kämen unter anderem die Flächen der Cité Foch in Wittenau und der Cité Pasteur in Tegel, zwei ehemalige Wohnsiedlungen der französischen Streitkräfte. Während in der Cité Foch Platz für etwa 1350 zusätzliche Haushalte sei, könnten in der Cité Pasteur rund 350 neue Wohnungen entstehen. Ein weiteres mögliches Baufeld liegt deutlich zentraler an der Breiten Straße auf der Fischerinsel in Mitte. „Die BImA geht davon aus, dort circa 50 Wohnungen errichten zu können“, so Grützner.

„Wohnungsknappheit hat bei der BImA zu einem Strategiewechsel geführt“

Derzeit besitzt die BImA in Berlin 4804 Wohnungen. Seit vielen Jahren ist die Bundesanstalt jedoch nicht mehr beim Neubau von Beamtenwohnungen in der Hauptstadt tätig gewesen. Die Kernaufgabe der Behörde bestand stattdessen jahrelang darin, bundeseigene Grundstücke möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Abgerückt ist die Gesellschaft davon erst, seit Olaf Scholz (SPD) im Frühjahr 2018 die Führung des übergeordneten Bundesfinanzministeriums übernommen hat.

„Die Wohnungsknappheit in vielen Großstädten hat bei der BImA zu einem Strategiewechsel geführt“, sagt der Sprecher. Als zentrales Immobilienunternehmen des Bundes unterstütze man die gemeinsame Offensive von Bund, Ländern und Kommunen für mehr bezahlbaren Wohnraum. Die Behörde veräußert dafür etwa bundeseigene Grundstücke verbilligt an die landeseigenen Berliner Wohnungsgesellschaften.

Zuletzt ging das Dragoner-Areal in Kreuzberg vom Bund an das Land Berlin – im Tausch gegen sieben große Kultureinrichtungen, darunter der Gropius-Bau, das Haus der Kulturen der Welt und das Jüdische Museum. Das Haus der Statistik in Mitte konnte Berlin vom Bund ohne Bieterverfahren zum Verkehrswert erwerben.

Nun möchte die Bundesanstalt auch selbst als Bauherr auftreten. Insgesamt habe sie deutschlandweit etwa 140 Liegenschaften für Neu- und Anbauten sowie Aufstockungen ausgewählt, sagte BImA-Sprecher Grützner. Im Zentrum ständen Berlin und andere Großstädte „mit hohem Wohnraumbedarf“.

Wohnungen der BImA lediglich Bundesbeamten vorbehalten

Das Wohnungsangebot wird durch die Pläne jedoch nicht für alle Suchenden in Berlin größer. Die Wohnungen sind zunächst lediglich Bundesbeamten in Berliner Ministerien und Bundesbehörden vorbehalten. Grützner betont dennoch die Bedeutung der Vorhaben: „Das entlastet in vollem Umfang den Berliner Wohnungsmarkt.“ Jeder Staatsdiener, der in einer Beamtenwohnung unterkäme, so die Theorie, belege eine Wohnung weniger auf dem freien Markt.

Bis wann die Häuser gebaut sein können, ist aktuell noch offen. „Die BImA kann derzeit noch nicht abschätzen, wann die bauplanungsrechtlichen Voraussetzungen für den Wohnungsbau auf ihren Grundstücken geschaffen werden, da diese unter das Planungsrecht der Stadt fallen“, sagte der Sprecher der Bundesanstalt. Das Bezirksamt Reinickendorf geht bei der neuen Siedlung in der Cité Foch von einem Baustart 2021 oder 2022 aus.

Derzeit würden Bezirksamt und BImA ein Konzept für die „serielle Fertigung von Wohngebäuden“ abstimmen. Unklar ist, wann in der Cité Pasteur neue Wohnungen entstehen. „Eine verbindliche zeitliche Abschätzung zum Baubeginn lässt sich aufgrund der planerischen Komplexität des Gesamtstandortes derzeit nicht treffen“, heißt es aus dem Bezirksamt. Die BImA setze einen Entwicklungszeitraum von „insgesamt circa elf Jahren mit mehreren Bauphasen“ an.

Die Bundesanstalt plant jedoch nicht auf all ihren Grundstücken Mietwohnungen – sehr zum Ärger des Bezirks Mitte. Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) fordert die BImA unter anderem auf, die bundeseigene Brache an der Wilhelm- Ecke Leipziger Straße mit Wohnungen und einer Schule zu bebauen. Die Immobilienanstalt hingegen will die Fläche für künftige Ministerienerweiterungen frei halten. Konkrete Pläne gebe es dafür jedoch nicht.