Bei vielen Berliner Kleinkindern ist der Impfschutz nicht ausreichend. Zu diesem Schluss kommt eine Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK). Fast die Hälfte der im Jahr 2016 geborenen und bei der TK versicherten Kinder in Berlin haben demnach bis zum zweiten Geburtstag nicht alle empfohlenen Impfungen vollständig erhalten. 3,2 Prozent haben gar keine von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlene Impfung bekommen.
20 Prozent nicht vollständig gegen Masern geimpft
Gegen Masern sind zwölf Prozent der überprüften Berliner Kinder unvollständig geimpft, sieben Prozent gar nicht. „Es ist gut, dass sich die meisten Berliner Eltern um den Impfschutz ihrer Kinder kümmern“, sagte Susanne Hertzer, TK-Chefin in Berlin. Für einen vollständigen Schutz seien aber alle Teilimpfungen nötig. „Hier ist noch Luft nach oben.“
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Das zeige das Beispiel Keuchhusten. Vier von fünf Berliner Kindern (80,7 Prozent) sind demnach vollständig gegen die Krankheit geimpft. 15,2 Prozent haben hingegen nur einen teilweisen Schutz erhalten, 4,1 Prozent gar keinen.
Laut Weltgesundheitsorganisation müsste der Anteil der vollständig geimpften Kinder jedoch mindestens 95 Prozent betragen, um einen Schutz der Gemeinschaft zu gewährleisten. Nur dann seien ausreichend Menschen geimpft, um auch jene zu schützen, die noch nicht geimpft seien, oder gar nicht immunisiert werden könnten, teilt die TK mit.
Berlin bundesweit bei Impfschutz im Mittelfeld
Bundesweit liegt der Berliner Wert in der Mitte der Spreizung. Während der Anteil der nicht vollständig geimpften Kleinkinder in Hessen bei 69 Prozent liegt, fallen in Brandenburg knapp 40 Prozent der Kinder in diese Gruppe, in Mecklenburg-Vorpommern sogar nur 37 Prozent.
Vor dem Hintergrund zu niedriger Quoten wird seit einiger Zeit eine Impfpflicht diskutiert. „Eine Pflicht sollte das letzte Mittel der Wahl sein“, sagte Professor Dr. Gerd Glaeske von der Universität Bremen. „Wir brauchen mehr Aufklärung, um zu erreichen, dass Kinder wie Erwachsene vollständig geimpft sind. Dabei sollte allen klar sein, dass es um die Gesundheit der Gemeinschaft geht.“