Influenza

Nur wenige Berliner sind gegen Grippe geimpft

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Laura Rethy
Ein Patient wird  gegen die Grippe geimpft. (Archivbild)

Ein Patient wird gegen die Grippe geimpft. (Archivbild)

Foto: Kay Nietfeld / dpa

Die Viren werden Hunderttausenden Menschen hohes Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen bescheren.

Berlin. Kalte Tage, volle Busse und Bahnen, ein geschwächtes Immunsystem – die Hochsaison für Grippeviren steht unmittelbar bevor. Die Viren, die sich bei niedrigen Temperaturen und trockener Luft ausbreiten, werden Hunderttausenden Menschen hohes Fieber sowie Kopf- und Gliederschmerzen bescheren. Und obwohl eine Influenza meist ohne Folgen ausklingt, sterben doch jedes Jahr in Deutschland Menschen. In der besonders heftigen Grippesaison 2017/2018 hat es nach am Montag veröffentlichten Schätzungen des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI) 25.100 Tote durch die Influenza gegeben. So viele wie seit 30 Jahren nicht. „Diese Zahl sollte allen Impfskeptikern zu denken geben“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU).

Nur wenige Menschen in Deutschland sind aber gegen die Grippe geimpft. Das legen aktuelle Zahlen der Techniker Krankenkasse (TK) nahe, die der Berliner Morgenpost vorliegen. Demnach hatten sich 2017 laut dem TK-Innovationsreport nur 10,2 Prozent der Versicherten immunisieren lassen. In der Altersgruppe der über 60-Jährigen lag die Quote bei 33,4 Prozent. Dabei ist das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs bei älteren Menschen besonders hoch.

Starkes Ost-West-Gefälle in Deutschland

Zwischen den Bundesländern gibt es nach TK-Angaben zum Teil erhebliche Unterschiede bei der Impfquote. Waren zum Beispiel in Sachsen-Anhalt 27 Prozent der TK-Versicherten geimpft, wurden in Bayern und Baden-Württemberg nur sieben Prozent immunisiert. Insgesamt zeigt sich ein starkes Ost-West-Gefälle: Demnach liegt in den östlichen Bundesländern die Impfquote im Durchschnitt bei 21 Prozent, in den westlichen Bundesländer und Berlin dagegen nur bei 9,8 Prozent.

Eine Grippe-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (Stiko) vor allem für Menschen ab 60 Jahren, Schwangeren und Menschen mit chronischen Krankheiten wie Asthma oder Herz-Kreislauferkrankungen empfohlen. „Gerade ältere oder geschwächte Menschen haben ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf mit Komplikationen wie einer Lungenentzündung oder einem Herzinfarkt“, sagt Thomas Harder aus dem Fachgebiet Impfprävention des RKI.

Möglichst im Oktober oder November impfen

Die Experten raten zu einer Impfung im Oktober oder November. Da die Grippewelle in den vergangenen Jahren meist um den Jahreswechsel begonnen hat, bleibt dem Immunsystem ausreichend Zeit, den Schutz auszubilden. Das dauert in der Regel zehn bis 14 Tage. Laut RKI könne auch eine Impfung im Dezember und danach sinnvoll sein, schließlich dauert eine Grippewelle meist mehrere Monate. Der Impfstoff für die neue Saison habe „zwei neue, aktualisierte Influenza-A-Komponenten“, heißt es. Das Virus kann durch winzige Tröpfchen übertragen werden, etwa beim Niesen.

Das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales registrierte im vergangenen Winter 5725 Grippefälle. Dies sei die zweitstärkste Influenzasaison in Berlin seit Einführung des Infektionsschutzgesetzes im Jahr 2001 gewesen, hieß es. Im Winter 2017/18 lag die Zahl der übermittelten Erkrankungen mit 11.261 fast doppelt so hoch. Es wird zudem von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. Im Land Brandenburg wurden in der Saison 2018/2019 insgesamt 5453 Erkrankungen mit Labornachweis gemeldet.