Berliner Unternehmen investieren zunehmend in die Digitalisierung. Um die damit verbundenen Herausforderungen zu bewältigen, brauchen sie aber Unterstützung. Damit die Betriebe sich noch intensiver auf den digitalen Wandel und die digitale Arbeitswelt vorbereiten können, haben die Spitzen der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) und die Technische Universität Berlin (TU) jetzt eine neue Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Das von UVB-Präsident Frank Büchner und TU-Präsident Christian Thomsen unterschriebene Papier beinhaltet das Ziel, an der Schnittstelle von Wissenschaft und Wirtschaft noch stärker zusammenzuarbeiten – damit neue digitale und nachhaltige Technologien schneller in der Produktion eingesetzt werden können. Der Fokus soll sich dabei auf die Qualifizierung von Führungskräften und Mitarbeitern für die digitale Arbeitswelt richten.
„Wissenschaft und Industrie müssen Hand in Hand gehen, damit die Unternehmen in der Hauptstadtregion ihren Vorsprung gegenüber der Konkurrenz behalten“, sagte UVB-Präsident Frank Büchner am Montag in Berlin. „Wir setzen dabei auf einen noch engeren Wissenstransfer mit einer der besten Hochschulen Deutschlands.“ Die Unternehmensverbände und die Technische Universität arbeiten bereits seit rund 30 Jahren zusammen.
Das Thema Digitalisierung werde in Zukunft beim Dialog von Wirtschaft und Wissenschaft eine noch größere Rolle spielen, kündigte Büchner an. TU-Präsident Christian Thomsen betonte: „Es ist wichtig, dass aktuelle Forschungsergebnisse aus den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit rasch Einzug in die industriellen Prozesse halten.“
Berlin führt deutschlandweit bei Digitalisierung
Die Hauptstadt gilt deutschlandweit als führend bei der Digitalisierung, auch wenn Behörden noch enormen Nachholbedarf haben. Dass die Bereitschaft zur Digitalisierung wächst, bestätigt auch eine aktuelle Studie der KfW-Bank. Demnach gehen immer mehr Unternehmen in Deutschland Digitalisierungsvorhaben an, gleichzeitig fokussieren sie sich stärker auf damit verbundene Probleme: Zu denen gehören die Anforderungen an Datensicherheit, fehlende IT-Kompetenzen in Verbindung mit mangelnder Verfügbarkeit von IT-Arbeitskräften auf dem Markt sowie die Schwierigkeiten bei der Anpassung der Unternehmens- und Arbeitsorganisation.
Wie eine Umfrage der Industrie- und Handelskammer Berlins unter 400 Unternehmen in zehn Branchen im vorigen Jahr ergeben hat, hat für 73 Prozent der Unternehmen in der Hauptstadt die Digitalisierung eine große oder gar zen-trale Bedeutung für den Geschäftserfolg. Vor allem viele kleinere Unternehmen tun sich allerdings noch schwer mit dem Umstellungsprozess.
„Immer mehr Unternehmen erkennen die großen Chancen, die im digitalen Wandel liegen, etwa aus dem Start-up-Bereich“, sagte UVB-Präsident Büchner. Er hob die Vorteile einer Kooperation für die Wirtschaft hervor. „Ein enger Draht zur Wissenschaft bedeutet, dass sich aufstrebende Firmen in ihren Märkten schneller etablieren können.“ Dazu müssten auch die digitalen Kompetenzen der Beschäftigten mitwachsen.
Mit dem sogenannten Digitallabor hätten die Unternehmensverbände bereits eine Plattform geschaffen, mit der neue Arbeits- und Führungsmethoden entwickelt werden. „Das Ziel muss sein, dass Hochschul-Absolventen bereits erste Kompetenzen für den Berufseinstieg mitbringen“, sagte Büchner in Hinblick auf die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft. TU-Präsident Thomsen unterstrich: „Wir haben in Berlin ideale Strukturen der Zusammenarbeit wie zum Beispiel das jüngst geschaffene Einstein Center for Digital Future (ECDF). Dort arbeiten die Forschenden interdisziplinär und mit Unterstützung durch Mittel aus der Wirtschaft an den komplexen Aufgaben der Zukunft.“
UVB-Geschäftsführer Sven Weickert sagte der Berliner Morgenpost: „Die Digitalisierung ist eine Riesenchance für die Unternehmen. Der Weiterbildungsmarkt wird sich dadurch komplett verändern. Wir werden wegkommen von langfristigen Lehrgängen und Fortbildungskursen, die Wissen auf Vorrat vermitteln.“ Die Kenntnisvermittlung werde kleinteiliger und schneller.