Neue Betrugsmasche

So zocken Call-Center aus der Türkei Berliner ab

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Alexander Dinger
Ein Mitarbeiter eines Callcenters

Ein Mitarbeiter eines Callcenters

Foto: pa

Anrufer geben sich als Polizisten aus und bringen Berliner Senioren um ihre Ersparnisse. Die Polizei registriert steigende Fallzahlen.

Berlin. Die Polizei warnt vor falschen Polizisten am Telefon. Trickbetrüger aus vorwiegend türkischen Call-Centern bringen Berliner Rentner um ihre Ersparnisse. Bei den Schäden kommen nach Informationen der Morgenpost sechsstellige Summen zusammen. Die Fallzahlen seien stark steigend. 2018 wurden mit dieser Masche Senioren in der Hauptstadt um fünf Millionen Euro gebracht, ein Jahr zuvor waren es laut Polizei 1,25 Millionen Euro. Die Ermittler registrierten 2018 rund 3700 betrügerische Anrufe und 120 erfolgreiche Taten (2017: 60 Taten).

Der Callcenter-Betrug werde zunehmend zum Problem, heißt es aus Polizeikreisen. „Das ist eines unserer Kernthemen“, sagte Kriminaldirektor Lothar Spielmann der Berliner Morgenpost. Spielmann ist Dezernatsleiter beim Landeskriminalamt und einer der Experten beim Thema Trickbetrug.

Das ist die typische Vorgehensweise

Die typische Vorgehensweise geht so: Die Trickbetrüger melden sich bei den Senioren mit erfundenem Namen und Dienstgrad. Ein Anrufer erzählt, dass man Teile einer Einbrecherbande festgenommen habe. Bei dieser Bande habe man eine Liste mit Adressen gefunden, auf der auch die Anschrift des Angerufenen stehen würde. Da einige Täter noch flüchtig seien, bestehe die Gefahr, dass ein Einbruch bevorstehe. Meistens komme dann die Frage, ob Wertsachen, Geld, Schmuck oder Gold im Haus seien. Wenn ja, könne man jemanden schicken, der die Wertgegenstände abhole.

Kriminaldirektor Spielmann sagt: „Legen Sie auf, sobald Sie einen vermeintlichen Anruf von der Polizei bekommen, bei dem sich der Anrufer nach ihren Wertsachen erkundigt“. Die Polizei rufe nicht an und frage nach Wertgegenständen. Schon gar nicht mit „110“. Die Notruf-Nummer wird von den Call-Center-Betrügern über das sogenannte „Call-ID-Spoofing“ generiert. Die Täter gehen dabei arbeitsteilig vor. Es gibt Anrufer, Logistiker und Abholer.

Übergabe meist persönlich an der Haustür

Die Polizei beobachtete bei den Abholern unterschiedliche Vorgehensweisen. Die Übergaben erfolgten meist persönlich an der Haustür, aber auch die Deponierung der Sachen in der Mülltonne vor dem Haus sei schon vorgekommen. Ein anderer Trick falscher Polizisten funktioniert so: Zwei Täter klingeln und sagen, dass es in der Gegend Einbrüche gegeben habe. Sie schauen sich die Wohnungstür an, deuten auf kleinere Kratzer und sagen, dass es hier auch probiert worden sei und fragen nach, ob noch alle Wertsachen vorhanden seien und ob man diese sehen könne. Haben die überrumpelten Senioren die falschen Polizisten in die Wohnung gelassen, ist es zu spät. Während einer ein Gespräch anfängt, bestiehlt der andere die arglosen Opfer.

Kriminaldirektor Spielmann empfiehlt, wenn zivil gekleidete Polizisten vor der Tür stehen, dass man die Tür immer mit Sicherheitskette oder Klemmkeil öffne und sich immer den Dienstausweis und die Dienstmarke zeigen lasse. Wenn man unsicher sei, solle man im Zweifel immer die „110“ anrufen. Im vergangenen Jahr gab es einen Fall, den die Polizei in letzter Sekunde verhindern konnte. Da wollte jemand sein Vermögen von an Trickbetrüger übergeben: 900.000 Euro in Goldbarren.