Berlin. Die Berliner Polizei will mit einer neuen Imagekampagne bei jungen Leuten punkten. Ein Image-Film läuft auch im Kino.
Das Gesicht von Polizistin Jane Berndt (37) dürften bald viele Berliner kennen. „Kann Tatort. Kann vor Ort“ steht auf einem Plakat der Berliner Polizei mit ihrem Konterfei. Berndt, seit 20 Jahren bei der Behörde, ist eines von acht Palaktmotiven, mit dem die Polizei um Nachwuchs wirbt. Die Polizistin, die jetzt im Stab im Polizeipräsidium arbeitet, ist jahrelang Streifenwagen gefahren – in Friedrichshain,-Kreuzberg, aber auch in Köpenick. Sie kennt die Stadt. „Die Plakate sind gut geworden. Obwohl ich gar nicht so ernst bin, wie ich auf diesem Plakat wirke“, sagt Berndt und lacht.
Auch Thomas Mücke (59) ist auf einem Plakat zu sehen. „Kann früh. Kann Späti“, steht darauf. Der Polizist war lange im Abschnitt 26 (Charlottenburg-Wilmersdorf) unterwegs und ist jetzt an der Polizeiakademie tätig. Als es intern in einem Rundschreiben hieß, dass die Polizei Models für die neue Imagekampagne suche, habe er sich beworben und wurde ausgewählt. Mücke findet wie Berndt gut, dass die Behörde mit echten Polizisten wirbt und dafür auch auf einen Querschnitt aus jungen und älteren, männlichen und weiblichen Bewerbern zurückgreift.

Insgesamt gibt es acht Plakatmotive mit den Porträts echter Polizistinnen und Polizisten und verschiedenen Slogans. Bei einem Polizeitaucher heißt es: „Kann See. Kann Spree.“ Bei dem Mitglied der Fahrradstaffel steht: „Kann 42 km. Kann 50 km/h.“ Zwei Polizistinnen werden vorgestellt mit: „Kann 1. Mai. Kann 1. Schultag.“ und „Kann Zehnfinger. Kann Langfinger.“

Ein Film, der in den Kinos laufen soll, zeigt in 40 Sekunden und zahlreichen kurzen Szenen die Bandbreite der Polizeiarbeit: Streifendienst, Verkehrslenkung, Fahrradstaffel, Demonstrationseinsätze, Spezialeinsatzkommando SEK, Kriminalpolizei, Wasserschutzpolizei, Begleitung von Fußballspielen, Staatsbesuche. Dazu werden kurze Slogans eingeblendet: „Kann SEK“, „Kann 1. Mai“ oder „Kann Schnee“ – zu Bildern eines Kokainfundes.

Die Kampagne wurde von der Polizei in Zusammenarbeit mit einer Berliner Werbeagentur erstellt. Sie kostete die Polizei 200.000 Euro. Polizeipräsidentin Barbara Slowik erklärte, die Polizei trete in der Kampagne „ernsthafter“ als in früheren Werbefilmen auf. Das spiegele sich auch in den Gesichtern der Kollegen auf den Plakaten wider. „Damit soll in der Tat der Respekt gesteigert werden, um auch Gewalt gegen Polizeiangehörige zu senken.“ Sie fügte hinzu: „Nur wer sich selber ernst nimmt, wird ernst genommen.“
Slowik verwies auf das enorme Arbeitspensum der Berliner Polizei in der Hauptstadt mit ihren Tausenden Versammlungen, Hunderten Staatsbesuchen, Botschaften und Residenzen, die gesichert werden müssten. Zeitgleich gehe bei der Einsatzleitzentrale alle 24 Sekunden ein 110-Notruf ein. Und seit diesem Jahr habe Berlin mit Hertha BSC und Union Berlin auch zwei Erstligisten, was zwar schön sei, aber auch das Arbeitspensum der Polizei noch einmal erhöhen werde. Man könne stolz sein auf das, was man tagtäglich leiste, sagte Slowik bei der Vorstellung der neuen Kampagne Montag.
Dass die Kampagne insgesamt ernster wirke, widerspreche keineswegs dem Auftreten als zugewandte Bürgerpolizei. Die Kampagne solle auch nach innen wirken und das Selbstbewusstsein der Polizisten stärken. In der Vergangenheit gab es auch Kritik an der Selbstdarstellung der Berliner Polizei, die gerade in den sozialen Netzwerken einen sehr lockeren Umgangston pflegt.
Innensenator Andreas Geisel (SPD) sagte: „Wenn wir Mitarbeiter gewinnen wollen, müssen wir deutlich machen, dass man stolz darauf sein kann, Polizist zu sein.“ Es sei wichtig, dass die Berliner Respekt vor den Polizisten hätten. Er versprach am Montag noch einmal, dass die Polizei am Ende dieser Legislaturperiode, also im Jahr 2021, deutlich mehr Beamte haben werde als bei seinem Amtsantritt. Als Geisel Innensenator wurde, gab es rund 16.000 Einsatzbeamte – am Ende der Legislatur sollen es 18.000 sein. Geisel bat die Berliner Polizisten seine Arbeit, am Ende der Legislatur zu bewerten. Schon jetzt hätten Polizisten am Ende des Jahres bis zu 500 Euro mehr in der Tasche. Das sei noch nicht ausreichend, aber ein erster Schritt. Derzeit überlege die Behörde, wie sie junge Bewerber nach Berlin locken kann. Im Gespräch sei etwa günstiger Wohnraum, aber auch Rabatt in Fitnessstudios oder bei der Führerscheinprüfung.
Wie aufregend der Beruf des Polizisten sein kann, soll die neue Kampagne zeigen. Am Ende des Films stehen Polizisten in Uniform, schwer bewaffnet, mit Motorrad, Fahrrad oder Schutzanzug vor dem Brandenburger Tor. Wenige Meter darüber schwebt ein Hubschrauber in der Luft. So spektakulär sieht es allerdings nur im Film aus. Der Hubschrauber wurde später digital in die Aufnahmen eingefügt.
mit dpa