Balancieren oder einfach nur rückwärts laufen? Viele Berliner Kinder scheitern schon bei diesen Aufgaben. Sie haben motorische Schwierigkeiten, zudem leiden sie oft unter Übergewicht. Die Ursache meist: mangelnde Bewegung. Dem will der Landessportbund Berlin entgegenwirken. Schon im Kita- und Grundschulalter versucht der Verband, unterstützt von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie, Bewegung und Sport bei Kindern zu stärken. Wie die Kinder gefördert werden, zeigten Verband und Senatsverwaltung am Mittwoch bei einer Tour durch Kitas und Schulen.
Los ging es im Hof der Kita „Pfiffikus“ in Wedding. Die Einrichtung gehört zu den derzeit 21 Kitas des Trägers Kinder in Bewegung (KiB) vom Landessportbund. Das baumbestandene Außengelände verfügt neben Sandkasten und Bauecke auch über einen Kletterwald. Dort nehme das motorische Training der Kinder eine besondere Bedeutung ein, sagte Kita-Leiter Curtes Vollack. Bewegung, wie könnte es anders sein, steht in den Kitas des Landessportbunds im Zentrum.
Für ihre Kombination aus Bewegungsangeboten und frühkindlicher Bildung wurde zuletzt die ebenfalls zum Träger gehörende Kita „Firlefanz“ in Gesundbrunnen für den Deutschen Kita-Preis nominiert. „Wir haben die Infrastruktur, Kinder in Bewegung zu halten“, sagte Landessportbund-Präsident Thomas Härtel – und klar machte, worum es bei dem Termin letztlich ging: „Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, da Mittel herein zu stecken.“
Trainer von Sportvereinen machen mit Kindern Bewegungsübungen
Auch Kitas anderer Träger können von den Förderprojekten des Landessportbunds profitieren. Bei dem Angebot „Kleine kommen ganz groß raus“, gehen Trainer von Sportvereinen einmal wöchentlich für eine Stunde in Tagesstätten, machen mit den Kleinkindern Bewegungsübungen und versuchen, sie als Mitglieder für die Vereine zu gewinnen. Mittlerweile blickt das Programm auf berlinweit 321 Kooperationen mit Kitas. Unzureichende motorische Fähigkeiten versuchen Land und Sportbund auch im Grundschulalter zu beheben. Unter anderem mit dem Projekt „Berlin hat Talent“. Beim damit verbundenen Motoriktest werden in den dritten Klassen Sporttalente gesichtet.
Gleichzeitig kommt, wer schlecht abschneidet, in eine wöchentliche Bewegungsfördergruppe, im vergangene Jahr berlinweit 914 Kinder. „Es ist wichtig, schon frühzeitig die Motorik zu schulen“, sagte Bildungs- und Jugendsenatorin Sandra Scheeres (SPD) beim Besuch einer Fördergruppe in der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit. Insgesamt gebe die Senatsverwaltung drei Millionen Euro für das Thema Sport und Schule aus. Die Senatorin stieg gleich selbst mit ein und hüpfte mit den Kindern zu Musik durch die Turnhalle – bei der Diskussion um mangelnde Schulplätze einer der angenehmeren Termine, den sie derzeit zu absolvieren hat.
Einige Kilometer weiter östlich konnte sie später in der Justus-von-Liebig-Grundschule auch Bogenschießen. Über das Projekt „Schule und Sportverein/-verband“ kommen dort unter anderem Trainer des Bogenschützenvereins BSSC Olympia an die Ganztagsschule, um mit den Kindern nachmittags zu trainieren. Zumindest beim Thema Sport ist an Berlins Schulen Bewegung.