Berlin. Der Senat macht den Weg frei für die Urban Tech Republic mit der Beuth-Hochschule – und benennt die Umbaukosten.
Gerade erst hat Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup nach einer außerplanmäßigen Sitzung des Aufsichtsrats über die planmäßig angelaufenen Technik-Tests am neuen Hauptstadtflughafen in Schönefeld berichtet. Offenbar hat der Flughafenchef damit zumindest im rot-rot-grünen Berliner Senat die Zuversicht geweckt, dass der Pannenflughafen tatsächlich wie geplant im Oktober 2020 eröffnen wird. Denn nur einen Tag später hat der Senat am Dienstag die Fortführung der Planungen zur künftigen Urban Tech Republic im Bereich der heutigen Tegeler Flughafenterminals A, B und D beschlossen. Für rund 365 Millionen Euro soll der denkmalgeschützte Terminal nach der Schließung des Flughafens umgebaut werden.
Die Investitionsmittel sollen gleich für mehrere Bereiche eingesetzt werden: für den denkmalgerechten Umbau des Terminals A als künftigen Standort des Forschungsschwerpunktes „Urbane Technologien“ der Beuth-Hochschule für Technik Berlin, für die Umnutzung des Terminals B zu einem Gründungs- und Innovationszentrum mit Kongress- und Veranstaltungsräumen und schließlich für den Umbau des Terminals D zu einem Technologiezentrum mit Laboreinrichtungen.
Die Investitionen für das Projekt „Berlin TXL sollen zu einem Großteil – 250 Millionen Euro – aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) für Erschließungs- und Hochbaumaßnahmen kofinanziert werden. „Ich freue mich, dass wir für das Terminal A den Ausgleich zwischen den Interessen des Denkmalschutzes und den zukünftigen technisch-wissenschaftlichen Nutzungen schaffen konnten“, sagte der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD). Die Beuth-Hochschule und das Gründungs- und Innovationszentrum würden so zum Kern für die Entwicklung der künftigen Urban Tech Republic als Zukunftsort.
Flughafen Tegel (TXL): Bauarbeiten sollen 2021 beginnen
Ihre Verwaltung gehe davon aus, dass die Bauarbeiten für die Urban Tech Republic und das Schumacher Quartier 2021 beginnen werden, ergänzte Stadtentwicklungssenatorin Katrin Lompscher (Linke). Mit dem Projekt Berlin TXL werde nicht nur ein Forschungsstandort geschaffen, sondern auch bezahlbarer Wohnraum für mehr als 10.000 Menschen, betonte die Stadtentwicklungssenatorin.
Zudem sollen auf dem 461 Hektar großen Gelände auch bis zu 20.000 neue Arbeitsplätze entstehen. „Mit der Urban Tech Republic gestalten wir ein nachhaltiges Gewerbequartier mit weltweitem Leuchtturmcharakter“, teilte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop (Grüne) mit. Für die erfolgreiche Entwicklung einer Start-up- und Gründerszene brauche man Hochschulen und Forschungseinrichtungen am Standort, Gründungs- und Innovationszentren sowie ein Technologiezentrum mit kostengünstigen Büroflächen sowie Laboren für Tech-Start-ups. „Für solche Flächen müssen wir in Berlin dringend vorsorgen“, sagte Pop. Die Gründer werden in der künftigen Urban Tech Republic ein ideales Umfeld finden, versprach sie. „Ich freue mich, dass wir auch mit unseren GRW-Mitteln hier einen maßgeblichen Beitrag für den Wirtschaftsstandort Berlin leisten“, sagte Pop.
Brandenburger CDU will BER-Sonderermittler
Unterdessen hat sich Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup am Dienstag im Flughafenausschuss des Brandenburger Landtags erneut zuversichtlich gezeigt, dass der Hauptstadtflughafen BER planmäßig fertig wird. „Die Terminziele sind stabil, und die Eröffnung im Oktober 2020 ist nicht gefährdet“, erklärte er am Dienstag in Potsdam.
Zweifel an der planmäßigen Eröffnung meldete dennoch der CDU-Oppositionschef im Brandenburger Landtag, Ingo Senftleben an. „Ich habe einfach das Gefühl, dass ein bisschen versucht wird, vor einer nicht unwichtigen Landtagswahl, die Öffentlichkeit zu beruhigen“ sagte Senftleben im RBB. So sei fraglich, ob die Dübel für die Kabeltrassen und die Verlegungsarbeiten wirklich funktionierten. Senftleben kündigte an, er werde sich nach der Landtagswahl am 1. September für einen Sonderermittler am BER einsetzen. „Denn glauben kann ich den Aussagen – leider Gottes – nach vielen Jahren des Vertröstens nicht mehr so wirklich.“