Die Berliner Universitäten dürfen sich mit dem Exzellenz-Titel schmücken. Sie siegten im Verbund. Die Arbeit geht jetzt aber erst los.

Auf den Jubel folgt die Arbeit. Groß war die Freude am Freitagnachmittag in der Urania. Dort hatten sich die Präsidenten der drei großen Universitäten samt der Charité mit vielen Mitstreitern versammelt. Wirklich überrascht war kaum jemand, als Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) das Ergebnis über den Live Stream aus Bonn auch nach Berlin meldete.

Bei der Nennung der ausgesuchten Universitäten nach alphabetischer Reihenfolge kam Berlin gleich an Platz zwei nach Aachen, vor Bonn und Dresden. Schon vorher war durchgesickert, dass der gemeinsame Antrag in den Augen der Juroren des Exzellenzwettbewerbs von Anfang an grünes Licht erhalten hatte.

Weiterhin dürfen sich die Hochschulen in Hamburg, Dresden, Heidelberg, Karlsruhe, Konstanz und Tübingen sowie die beiden Münchener Universitäten mit dem Elite-Titel schmücken.

Die Idee einer Allianz muss nun umgesetzt werden

In den kommenden Jahren gilt es, das Konzept einer Berliner Universitäts-Allianz mit Leben zu erfüllen. „Wir sind jetzt in der Verantwortung, eine überzeugende Idee auch überzeugend umzusetzen“, sagte der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) nach dem Erfolg: „Wir zünden jetzt gemeinsam die nächste Stufe auf unserem Weg zur internationalen Forschungsmetropole.“

Die Reaktionen waren euphorisch. Eine starke Forschungslandschaft sei ein wichtiger Standortfaktor, so die Unternehmensverbände. das gemeinsame Vorgehen sei „richtungweisend“. IHK-Präsidentin Beatrice Kramm sprach von einem „spektakulären Erfolg“. CDU-Landeschef Kai Wegner gratulierte, mahnte aber auch an, Berlin dürfe nicht seine Anstrengungen vernachlässigen, weiter in Forschung und Lehre zu investieren. „Wir bleiben nur dann in der Spitzengruppe, wenn wir optimale Studienbedingungen und attraktive Lehraufträge schaffen.“

Fünf Themen stehen jetzt auf der Agenda

Fünf Themen hatten die Berliner in ihrem Verbundantrag als künftige Schwerpunkte beschrieben. Man will eine berlinweite Agenda entwickeln für gemeinsame Forschung an Themen, die gesellschaftlich relevant und global von Bedeutung sind. Zweitens wollen die Partner ihr Wissen nicht mehr für sich behalten, sondern den Wissenstransfer in alle Richtungen stärken. Die Expertise, um Forschungsergebnisse zu bewerten, wollen die Berliner bündeln, um Standards für gute Wissenschaft aufzustellen. Weiterhin soll ein gemeinsames Vorgehen Wissenschaftlern erleichtern, ihre Karieren zu planen. Und fünftens will die Allianz Serviceleistungen für die Wissenschaft zusammenführen und teure Infrastruktur gemeinsam anschaffen und nutzen. Eine Service-Plattform soll als öffentliche Körperschaft aufgebaut und gemeinsam betrieben werden. Erste Projekte machen bereits deutlich, wohin die Reise gehen soll in der Berliner Wissenschaft.

Neues Forschungszentrum zum Klimawandel

In einem neuen Forschungszentrum widmet sich die Allianz dem Mega-Thema Klimawandel. Molekularbiologen untersuchen darin etwa, wie Getreidesorten fit gemacht werden können für steigende Temperaturen und Trockenheit. Klimaexperten suchen Wege, wie Meeresanstieg bedrohten Inselstaaten ihre Interessen zu Gehör bringen können. Mediziner erforschen, wie sich die zunehmende Hitze auf die Leistungsfähigkeit von Menschen in Afrika auswirkt. Und Energietechniker durchkämmen den eigenen Campus der Technischen Universität nach Möglichkeiten, Energie zu sparen und so zu Hause das Klima zu schützen.

In Exzellenzclustern wird schon kooperiert

Schon in den geförderten sieben Exzellenzclustern, denen der Wissenschaftsrat vor Jahresfrist den Elite-Status zugestanden hatte und die seit Januar arbeiten, geht es sehr oft um ein gemeinsames Vorgehen der drei Universitäten. Ende Mai eröffneten sie das Math+, wo Berlins Spitzen-Mathematiker ihre Fähigkeiten zusammen führen. Die dort behandelten Themen sind reichhaltig. Da geht es um die Position eines Fußball-Clubs in der Bundesligatabelle ebenso wie um die Frage, wie schnell sich Gerüchte über Social Media ausbreiten.

Berlin hat sich auch mit Oxford vernetzt

Berlin vernetzt sich aber nicht nur untereinander, sondern auch international. Mit der britischen Elite-Universität Oxford hat die Allianz eine weit reichende Kooperation vereinbart, die jede einzelne Hochschule wohl kaum hinbekommen hätte. 29 gemeinsame Projekte sind auf den weg gebracht. Die Briten sind des Lobes voll. „Eine solche Zusammenarbeit ist unerlässlich, um die traditionellen akademischen Freiheiten wie den Austausch von Studierenden, wissenschaftlichem Personal und Ideen, aber auch den freien Zugang zu Infrastrukturen, Sammlungen und Fördermitteln zu gewährleisten“, schreibt der Oxford-Professor Alastair Buchan auf der Internet-Seite der Berliner Allianz. Die Partner erhoffen sich auch bessere Bedingungen für die Nachwuchsförderung. Workshops, Podiumsdiskussionen und Beratung sollen es jungen Forschern erleichtern, ihre Karriere zu planen und mehr Sicherheit zu gewinnen.

Forschungsergebnisse sollen schneller in Praxis gelangen

Das ist auch der Politik sehr wichtig. Exzellenz könne nur gehalten werden, wenn gute Arbeitsbedingungen auf Dauer gestellt werden – für Professorinnen und Professoren, aber auch für den wissenschaftlichen Mittelbau, warnen die wissenschaftspolitischen Sprecher der Koalitionsfraktionen von SPD, Linken und Grünen. Wichtiges Element der Allianz soll auch die Nutzung von Forschungsergebnissen sein.

Gemeinsam haben die Universitäten und die Charité vor zwei Wochen einen Preis für die besten forschungsbasierten Geschäftsideen vergeben. Prämiert wurde ein System, dass Krankheitserreger und Parasiten auf Cannabis-Pflanzen für die medizinische Nutzung identifiziert, eine Software, die aus Daten automatisch Berichte und personalisierte Nachrichten verfasst sowie eine Mathe-App zum spielerischen Lernen, die Schüler, Lehrer und Eltern verbindet.

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