Unfallchirurgen wollen Notfallboxen an öffentlichen Orten etablieren. Mit einer Art Gürtel können starke Blutungen abgebunden werden.

Bei Terroranschlägen, Amokläufen und Unfällen mit vielen Verletzten sollen Ersthelfer in Zukunft Zugang zu geeigneter Ausrüstung haben. Unfallchirurgen wollen ein Netz von Notfallboxen an öffentlichen Orten etablieren – ähnlich wie bei Defibrillatoren gegen Herz-Kreislaufstillstand. Am Donnerstag wurde die erste sogenannte Traumabox mit Materialien zum Stoppen von Blutungen symbolisch dem Haus der Chirurgie in Berlin-Mitte übergeben. Geeignete Orte für die Boxen seien etwa Flughäfen, Bahnhöfe und Einkaufszentren.

Enthalten sind eine Art Gürtel zum Abbinden starker Blutungen an Armen und Beinen und ein saugfähiger Druckverband, dazu eine bebilderte Anleitung. Damit könnten Laien keinen Schaden anrichten, sondern die Überlebenschancen der Opfer vor dem Eintreffen von Profis bedeutend erhöhen, sagte Dietmar Pennig, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU). Häufig zähle hoher Blutverlust zu den Todesursachen bei Verletzten, etwa nach Unfällen, Schüssen oder Explosionen.

Die DGU und die Deutsche Traumastiftung appellieren an Unternehmen, Bund, Länder, Kommunen und Gemeinden, die Boxen bereitzustellen, obwohl es – anders als bei Defis – keine gesetzliche Pflicht gibt. Deutschland wäre damit international Vorreiter, sagte Pennig.

In den nächsten Wochen sollten Gespräche mit den Eigentümern oder Betreibern öffentlicher Einrichtungen über die Installation der Boxen geführt werden, hieß es am Donnerstag. Die DGU möchte die Boxen nach den Worten ihres Generalsekretärs so schnell wie möglich installieren. Schon kleine Hilfsmaßnahmen seien geeignet, Leben zu retten, hieß es bei der DGU.

Vor allem die darin enthaltenen Anleitungen zum Verhalten bei einem Unfall wird eine hohe Bedeutung beigemessen. Unfallchirurgen und Rettungskräfte der Feuerwehr monieren immer wieder, dass selbst Menschen, die entsprechende Kurse absolviert haben, häufig davor zurückschrecken, ihr Wissen und ihre erworbenen Fähigkeiten im Ernstfall auch wirklich einzusetzen. Eine Rolle spielt dabei nach Ansicht von Experten häufig die Angst, einen Fehler zu machen und dafür möglicherweise auch noch in Regress genommen zu werden.