Wissenschaft

75 Millionen Euro für medizinische Forschung in Berlin

| Lesedauer: 4 Minuten
Jens Anker
Unter dem Dach der Charité wird die Gesundheitsforschung in Berlin künftig gebündelt.

Unter dem Dach der Charité wird die Gesundheitsforschung in Berlin künftig gebündelt.

Foto: Jörg Krauthöfer

Bund und Länder einigen sich auf eine Kooperation zwischen Charité und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung.

Der Bund und die Länder haben den Weg für eine Kooperation zwischen dem Universitätsklinikum Charité und dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIH) freigemacht. Mit der Entscheidung bleibt die Bundesförderung des BIH von jährlich 75 Millionen Euro dauerhaft für Berlin gesichert. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern genehmigte am Freitag diese Co-Finanzierung der Charité, teilte der Berliner Senat mit.

„Guter Tag für Patienten in ganz Deutschland“

Die Entscheidung ist ein Meilenstein für die Gesundheitsforschung in Berlin. „Die Entscheidung ist da: Ein 17-faches Ja zur Integration des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung in die Charité, ein klares Bekenntnis des Bundes zu Berlin als Standort für medizinische Spitzenforschung“, sagte der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD). Der Beschluss sei zugleich ein Auftrag, Forschungsergebnisse noch schneller an die Krankenbetten zu bringen und maßgeschneiderte Medizin zu entwickeln. „Wir sprechen oft von guten Tagen, aber der heutige ist großartig, vor allem für Patienten in Berlin und in ganz Deutschland“, sagte der Regierende Bürgermeister Müller weiter.

+++ Kommentar: Medizin-Millionenprojekt ist Meilenstein für Berlin

Das Projekt ist bundesweit einmalig

Das BIH wird nun nach den Plänen des Senats in die Charité eingegliedert. Bund und Land fördern gemeinsam ein Forschungsinstitut – das ist bundesweit einmalig. Eine Grundgesetzänderung aus dem Jahr 2015 hat die Zusammenarbeit möglich gemacht. „Dass das alle Bundesländer mitgetragen haben, ist nicht selbstverständlich“, sagte Berlins Forschungsstaatssekretär Steffen Krach. Berlin steht mit seinem Gesundheitscluster in einem weltweiten Wettbewerb mit Städten wie London, New York und auch München. Mit der Zusammenarbeit von Charité, Max-Delbrück-Centrum (MDC) und BIH könnte Berlin künftig in die erste Reihe aufschließen. Einzelheiten zu den Plänen wollen Michael Müller und Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) erst am kommenden Mittwoch vorstellen.

Institut entwickelt Ansätze für neuartige Therapien

Der Gesundheitsexperte der CDU-Fraktion und ehemalige Gesundheitssenator, Mario Czaja, begrüßte den Beschluss der Kommission. „Das ist eine gute Entscheidung für den Gesundheitsstandort Berlin und Deutschland“, sagte er. „Daran haben viele Menschen hart gearbeitet.“ Auch die FDP ist mit der Entscheidung zufrieden. „Das war eine schwere Geburt, ist aber auf lange Sicht eine vernünftige Lösung“, sagte der forschungspolitische Sprecher der Fraktion, Stefan Förster. Jetzt komme es darauf an, was die handelnden Personen daraus machen.

Das BIH ist eine Wissenschaftseinrichtung für Präzisionsmedizin. Hier werden neue Ansätze für bessere Vorhersagen und neuartige Therapien entwickelt, um Menschen Lebensqualität zurückzugeben oder sie zu erhalten. Es wurde 2013 gegründet und sollte zu einem Leuchtturminstitut ausgebaut werden. Bisher war das BIH als Dachgesellschaft von MDC und Charité organisiert. Die BIH-Leitung konnte sich aber in der Vergangenheit mit beiden nicht über das Profil einigen.

Das BIH wird von einem Direktorium geleitet

Zudem gestaltete sich die Suche nach einem Chef schwierig. Mit Erwin Böttinger konnte der Posten erst 2015 prominent besetzt werden. Doch bereits 2017 wechselte Böttinger nach Potsdam zur neugegründeten Digital-Engineering-Fakultät der Universität Potsdam und des Hasso-Plattner-Instituts. Das BIH soll nun zwar auch künftig eigenständig bleiben, aber eine dritte Säule der Charité neben der Universität und der Krankenversorgung darstellen. Zur weiteren Stärkung der Forschung sollen künftig auch deutschlandweit Projekte durch das Institut gefördert werden. Darauf hatten sich Berlin und der Bund in der Verwaltungsvereinbarung für die neue Struktur geeinigt. Für die Leitung des Instituts ist ein Direktorium vorgesehen, das BIH erhält zudem einen Sitz im Vorstand der Charité, das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Sitz im Charité-Aufsichtsrat. Mit dieser neuen Struktur erhoffen sich die Beteiligten, dass die Zusammenarbeit zwischen den Spitzeneinrichtungen der Stadt verbessert und schlagkräftiger wird. Daran gab es zuletzt häufig Kritik.

360.000 Beschäftigte und 21.000 Unternehmen

Mit 360.000 Beschäftigten und 21.000 Unternehmen, die das gesamte Spektrum von Start-ups, kleinen und großen Unternehmen, Forschungsinstitutionen bis zum Universitätsklinikum Charité und zum Krankenhauskonzern Vivantes abdecken, spielt die Gesundheitswirtschaft in Berlin eine wichtige Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt.