Einsätze in Berlin

Berliner Feuerwehr arbeitet an der Belastungsgrenze

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So verläuft eine typische Nachtschicht bei der Feuerwehr

So verläuft eine typische Nachtschicht bei der Feuerwehr

Berlins Feuerwehrmänner arbeiten in Doppelschichten und haben 2016 über 500.000 Überstunden angehäuft. Wir waren eine Nacht dabei.

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Die Einsatzzahlen der Berliner Feuerwehr sind erneut gestiegen. Durch ein neues Schichtmodell sind ohnehin weniger Kräfte im Einsatz.

Berlin. Die Einsatzzahlen bei der Berliner Feuerwehr sind erneut gestiegen. Das erfuhr die Berliner Morgenpost aus Behördenkreisen. Diesen Mittwoch soll der Jahresbericht vorgestellt werden. Bereits im vergangenen Jahr vermeldete Deutschlands größte Berufsfeuerwehr einen Rekord bei den Einsätzen. Diese Zahl wird nun noch einmal übertroffen.

Damit würden die Einsatzzahlen zum neunten Mal in Folge steigen. Bereits im Jahr 2017 rückte die Berliner Feuerwehr fast 4000 Mal öfter als im Jahr zuvor aus. Die Gesamtzahl der Einsätze betrug 458.142. Die Notfallrettung macht mit 74 Prozent einen Großteil der Einsätze aus. Zu Bränden rückte die Feuerwehr im Jahr 2017 „nur“ noch 6909 Mal aus. Das sind 1,5 Prozent aller Einätze. Ähnlich sah die Lage auch im Jahr 2018 aus. Genaue Zahlen sollen diesen Mittwoch vorgestellt werden.

Berliner Feuerwehr: Im Vergleich 100 Kräfte weniger pro Tag im Einsatz

Probleme bereitet der Feuerwehr auch ein neues Schichtmodell. Denn das wurde im vergangenen Jahr von einer 48 auf eine 44-Stunden-Woche und von 24-Stunden auf Zwölf-Stunden-Schichten umgestellt. Die Reduzierung der Wochenarbeitszeit entspricht etwa 350 Stellen – die nun aber offenbar fehlen.

Im Schnitt sind bei der Feuerwehr laut Planung derzeit um die 500 Einsatzkräfte in einer Tagschicht in ganz Berlin im Einsatz. Nachts sind es etwas weniger. Zum Vergleich: vor der Umstellung des Schichtmodells waren es gut 100 Kräfte mehr. „Wir arbeiten immer noch an der Belastungsgrenze“, heißt es aus der Behörde.

Im Vergleich mit anderen Städten sind in Berlin auch deutlich weniger Kräfte im Einsatz. In Hamburg, das etwa halb so groß wie Berlin ist, sind es um die 430 Feuerwehrkräfte pro Schicht. Im Gegensatz zu Berlin gibt es in der Hansestadt eine 48-Stunden-Woche. München hat sogar eine 52-Stunden-Woche und knapp 300 Kollegen pro Schicht im Einsatz. Die Münchner müssen im Gegensatz zu ihren Berliner Kollegen den Rettungsdienst nicht mit abdecken. Das heißt: Sie haben wesentlich weniger Einätze.

Aktuelle Situation kann nur mit mehr Personal entschärft werden

Berlin hatte ein neues Schichtmodell eingeführt, weil die Behörde so hoffte, den außergewöhnlich hohen Krankenstand von im Schnitt 48 Tagen pro Jahr zu reduzieren. Die Feuerwehrleute arbeiten durch die 44-Stunden-Woche pro Monat 16 Stunden weniger.

Bis zur Umstellung des Modells waren die Feuerwehrleute zweimal in der Woche zu 24-Stunden-Diensten angetreten. Mit dem neuen Zwölf-Stunden-Modell müssen sie vier- bis fünfmal wöchentlich antreten. Intern sorgte die Umstellung für Kritik. Allerdings gibt es zwei Lager in der Behörde. Die einen kritisieren die schlechtere Planbarkeit, die anderen werfen den Kritikern wiederum vor, dass diese sich nur aufregen würden, weil sie auf lukrative Nebenjobs verzichten müssten. Beim alten Schichtmodell waren Nebenjobs noch möglich, weil die Feuerwehrleute längere Ruhephasen zwischen den einzelnen Diensten hatten.

Aus der Behörde selbst heißt es, dass die aktuelle Situation nur entschärft werden könne, wenn in Zukunft weiteres Personal eingestellt werde. Derzeit sind etwa 3500 Feuerwehrleute im Einsatzdienst.