Die Pläne des Berliner Senats für den Bau von Rad-Autobahnen quer durch die Stadt stoßen auf Kritik. Gleich mehrere Umweltverbände haben jetzt davor gewarnt, dass die geplanten Asphaltpisten Parks und Grünanlagen durchschneiden und zudem Fußgänger erheblich gefährden könnten. Radverkehr fördern, dafür aber Grün und Fußwege opfern – das wäre widersinnig, heißt es in einer Erklärung, die am Donnerstag vom Berliner Netzwerk für Grünzüge, den Grünen Radlern Berlin, den Naturfreunden Berlin und vom Fußgänger-Lobbyverband Fuss e.V. veröffentlicht wurde.
Pendler sollen statt mit Auto mit dem Rad kommen
Die als Radschnellverbindungen bezeichneten Pisten sind eines der Mittel, mit denen Rot-Rot-Grün vor allem Pendler aus dem Umland dazu bewegen will, ihr Auto stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zur Arbeit in die Berliner Innenstadt zu fahren. Aktuell sind zehn Routen in der Planung, dazu kommt noch die Tangentialverbindung Ost, eine neue Autoschnellstraße zwischen Köpenick und Marzahn, die wiederum durch einen Radschnellweg ergänzt werden soll. Für erste Vorhaben wie etwa die Y-Trasse, die den Berliner Südosten mit Neukölln und Kreuzberg verbinden soll, wurden bereits konkrete Trassen-Vorschläge veröffentlicht.
Radschnellwege sollen Teltowkanal entlangführen
Genau diese Pläne haben nun Verbände auf den Plan gerufen, die eigentlich zu den Unterstützern der vom Senat propagierten Verkehrswende zählen. Ihr Credo: Radschnellwege ja, aber nicht auf Kosten von Grün und Fußwegen. Denn die von der Senatsgesellschaft InfraVelo aktuell erwogenen Trassen für Fernradwege würden laut Norbert Rheinlaender, Sprecher der Grünen Radler Berlin, an vielen Stellen durch bestehende Grünanlagen führen, etwa durch den Gleisdreieck-Park, die Hasenheide und den Hans-Baluschek-Park zwischen Insulaner und Südkreuz. Radschnellwege sollen auch über die Uferpromenaden am Teltowkanal in Steglitz sowie zwischen Neukölln und Treptow und über den früheren Bahndamm vom Görlitzer Park Richtung Treptower Park (sogenannter „Görlitzer Grünzug“) entlangführen.
Auch geschützte Biotope sind gefährdet
Auch bisher unerschlossene Flächen mit schützenswerten Biotopen sind den Verbänden zufolge für Schnellwege vorgesehen. Sie führen etwa über den Rangierbahnhof Pankow und den daran anschließenden, teils unter Landschaftsschutz stehenden Bahndamm Richtung Mauerweg und S-Bahnhof Bornholmer Straße. Die künftigen Radschnellwege sollen laut Senat mindestens 4,50 Meter breit, asphaltiert und für Fußgänger gesperrt sein. „Bei starkem und schnellem Radverkehr wären diese Wege nur schwer zu überqueren“, kritisierte Jürgen Stimpel, Sprecher des Fuss e.V. Fußgänger sollen bestenfalls auf eigenen Wegen neben den Radpisten laufen, die gemäß den Vorstellungen des Senats ebenfalls asphaltiert und mindestens noch einmal 2,50 Meter breit sind.
Vorhandene Straße für Radschnellwege nutzen
Die Verbände fordern, dass die neuen Radschnellwege statt durch Parks und Grünanlagen möglichst über bereits vorhandene Straßen geführt werden. Statt quer durch die Hasenheide könnten die Radfahrer alternativ über die Lilienthalstraße fahren, sagte Stimpel. Und für den Panke-Trail könnte statt dem Mauerpark auch die Cantianstraße genutzt werden.
Als nächstes will der Senat am 13. Juni, ab 18.30 Uhr, „erste Überlegungen“ für den Radschnellweg „Nonnendammallee – Falkenseer Chaussee“ vorstellen, der die Bezirke Spandau und Charlottenburg-Wilmersdorf verbinden soll. Veranstaltungsort ist die Zitadelle Spandau, Alte Kaserne, Am Juliusturm 64, 13599 Berlin. Einlass und Ausstellung: ab 18 Uhr.