Überfüllte Grünanlagen

Wegen Klimawandel: Bezirk verbietet Feste im Mauerpark

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Anplanen gegen die Übernutzung: Der Mauerpark soll künftig nicht nur Touristen gefallen, sondern auch Anwohnern.

Anplanen gegen die Übernutzung: Der Mauerpark soll künftig nicht nur Touristen gefallen, sondern auch Anwohnern.

Foto: Thomas Schubert

Pankow will Grünanlagen wie den Mauerpark vor Übernutzung und dem Klimawandel schützen. Feste im Grünen werden nicht mehr gestattet.

Berlin. International, weltoffen und freizügig – wie an kaum einem anderen Ort zeigt sich im Mauerpark der Geist des modernen Berlins. Dank Erwähnungen in Reiseführern, Empfehlungen durch Tourismuswerber und Beiträgen in sozialen Netzwerken weilen an manchen Sonntagen mehrere Zehntausend Parkbesucher im früheren Todesstreifen zwischen Eberswalder Straße und Gleimtunnel.

Doch jetzt gibt es erste Überlegungen, dem Andrang Grenzen zu setzen. Einlassbeschränkungen und Eintrittsgeld für Parkbesucher – das sind zwei Maßnahmen, mit denen „lokale Overcrowding-Effekte“, also die Überlastungsanzeichen bestimmter Orte durch Menschenmassen, verringert werden können. Aufgeführt sind sie im Tourismuskonzept Pankow 2018+, das von der BTE Tourismus- und Regionalberatung verfasst wurde und im Internet steht.

Dort heißt es, dass die Eintrittsgelder zum Teil für die „Infrastrukturpflege des Parks“ aufgewendet werden könnten. Den anderen Teil des Eintrittspreises könnten Parkbesucher in Form von Gutscheinen wieder erstattet bekommen, die sie in benachbarten Geschäften einlösen. Wichtig sei es, Besucher über den Grund der Einlassbeschränkung aufzuklären, heißt es im Konzept. Die Umsetzung solle „mittelfristig“ erfolgen. Ob das Bezirksamt Pankow die Empfehlung tatsächlich aufgreifen will, ist allerdings fraglich. Denn um Eintrittsgeld im Mauerpark und anderen übernutzen Grünanlagen zu verlangen, müsste man die Gebiete einzäunen und ein Ticketsystem einführen.

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„Kein Mensch will den Mauerpark einzäunen“

Dies widerspricht den Zielen, die in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) für Pankower Parks formuliert wurden. „Kein Mensch will den Mauerpark einzäunen“, sagte Matthias Zarbock, der Vorsitzende der Linksfraktion, der stärksten Kraft in der BVV, auf Anfrage der Berliner Morgenpost. „Das ist eben nur eine Idee“. Grünanlagen müssten unbedingt als „offene, nichtkommerzielle Orte“ erhalten bleiben.

„Bei dem vorliegenden Konzept handelt es sich ausschließlich um eine Handlungsempfehlung“, betont der verantwortliche Stadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Keine der im Konzept genannten Einzelmaßnahmen hätten Beschlusscharakter. „Insoweit gibt es derzeit im Bezirksamt Pankow keine Absicht, für den Mauerpark Eintritt zu nehmen oder den Einlass zu beschränken“, stellt Kuhn klar. Auch die Stiftung Grün Berlin, die im Mauerpark die Pflege verantwortet, distanziert sich vom Vorschlag, Eintrittsgelder zu erheben. Da es sich hier um einen „typischen Volkspark“ handle, könne man kein Geld verlangen, sagte ein Sprecher.

Bei der landeseigenen Tourismusgesellschaft Visit Berlin verweist man darauf, dass die Steuerung des Interesses bei Berlinbesuchern schwer nur umzusetzen ist. Im Berliner Tourismuskonzept sei durchaus vorgesehen, den Strom der Reisenden möglichst zu entzerren – aber nicht durch Einschränkungen und Eintrittsgelder, sondern durch Empfehlungen, auch die Sehenswürdigkeiten jenseits der bekannten Anziehungspunkte im Stadtzentrum zu besichtigen, erklärte Sprecher Christian Tänzler – „wir versuchen, Touristen zu inspirieren, auch die Außenbezirke zu besuchen.“

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Die Zahl der Besucher war nach Angaben des Landesamts für Statistik 2018 um 4,1 Prozent auf 13,5 Millionen gestiegen. Doch die Umleitung der Touristenströme in Außenbezirke funktionierte nur schleppend. Dass es im Mauerpark Einlassbeschränkungen geben soll, sei längst noch nicht beschlossen, sagte Tänzler. Dafür sei zuerst ein Votum der Pankower Bezirksverordneten nötig, gibt er zu bedenken.

Trotzdem gibt es Ausnahmen vom Festverbot

Eine striktere Maßnahme gegen die Übernutzung von Grünanlagen ist in Pankow seit diesem Frühling schon Realität: Volksfeste und Veranstaltungen in Parks werden nicht mehr genehmigt. „Das Grünanlagengesetz sieht nicht vor, Parks und andere Grünanlagen als frei verfügbare Eventflächen für Feste und andere Veranstaltungen vorzuhalten“, begründet Bezirksbürgermeister Sören Benn (Linke) die Einschränkung. Als Anlass für die strengere Regelung nennt er den Schutz des Stadtgrüns vor den Folgen des Klimawandels. Die natürlichen Belastungen aufgrund klimatischer Veränderungen und extremer Wetterlagen hätten deutlich zugenommen, sagt Benn. Damit falle die Fähigkeit der Vegetation zur Selbstregeneration geringer aus.

Doch das Festverbot kennt in diesem Jahr auch Ausnahmen. So soll die Konzertveranstaltung „Jazz im Park“ im Pankower Bürgerpark wie geplant zu Pfingsten stattfinden. Es sei jedoch unbestritten, dass gerade diese Veranstaltung „eine besondere Belastung“ für den Bürgerpark Pankow darstellt. Das Grünflächenamt regt deshalb die Veranstalter an, nach Alternativen zu suchen.