Berlin. Der große Bus hat eine feste Route, das kleinere Fahrzeug soll flexibler in Berlin eingesetzt werden.
Sich unkompliziert mit Bus und Bahn durch die Stadt zu bewegen, ist für Obdachlose kaum denkbar. Das soll sich durch „Karunasub“ jetzt ändern. Die Sozialgenossenschaft „Karuna“ hat zusammen mit der Berliner Senatsverwaltung für Soziales die erste Buslinie für Obdachlose ins Leben gerufen.
Das Angebot richtet sich vor allem an Obdachlose, die auf Grund von psychischen oder körperlichen Erkrankungen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind oder im Rollstuhl sitzen. „Die Busse sollen den Menschen die Möglichkeit geben, die Angebote, die es bereits in Berlin gibt, auch wahrnehmen zu können“, sagt Fatoş Topaş, sozialpolitische Sprecherin der Grünen im Abgeordnetenhaus. Dabei gehe es vor allem um die hygienische und medizinische Versorgung und um Beratungsangebote. Die Busse sind damit ein neuer Baustein in der Obdachlosenhilfe. Alexander Fischer, Staatssekretär für Arbeit und Soziales, lobte die Arbeit von „Karuna“, die Innovation und Pragmatismus bestens vereine.
Bereits seit November sind Mitglieder von „Karuna“ mit Leihbussen in Berlin unterwegs, um zu schauen, wie das Angebot angenommen wird und was gebraucht wird.

„Karuna“ versteht sich nach eigenen Angaben als ein Netzwerk verschiedener Angebote an den Schnittstellen der Jugendhilfe sowie der Suchthilfe und der Bildungsarbeit. Seit 1990 hat „Karuna“ verschiedene Einrichtungen und Projekte in Berlin etabliert. Dazu zählte der „Drugstop“ in Lichtenberg, eine Beratungseinrichtung, die sich an Jugendliche und junge Erwachsene mit Suchtproblemen richtet. Außerdem gibt „Karuna“ das neue Obdachlosenmagazin „Karuna Kompass“ heraus, das sich als Nachfolger des „Straßenfeger“ versteht, der im Sommer 2018 seine Produktion eingestellt hat.
Großer und kleiner Bus in Berlin unterwegs
Ab dem 6. Mai sind die beiden knallbunten Busse mit insgesamt 16 Plätzen in Berlin unterwegs. Sie fahren verschiedenste Orte in der Stadt an. Von Montag bis Donnerstag fährt ein Bus vom Bahnhof Lichtenberg über den Treptower Park und den Mariannenplatz zum Leopoldplatz. Der kleine Bus soll flexibler eingesetzt werden, je nachdem, wo er gebraucht wird.
Immer freitags stehen die Busse von neun bis 16 Uhr am Mariannenplatz. Somit wurde auch eine dauerhafte Anlaufstelle geschaffen, auf expliziten Wunsch der Obdachlosen. Start der Fahrten ist um 8.45 Uhr, immer eineinhalb Stunden steht der Bus an einer Haltestelle, an der Kaffee und Gespräche angeboten werden.
„Einmal in der Woche etwas in Ruhe besprechen und einen Ort zu haben, an dem uns zum Beispiel Friseure besuchen kommen können, um uns wieder schick zu machen“, wünscht sich einer der am Konzept beteiligten. „Die Haltestelle am Mariannenplatz ist auch eine Einladung an die Zivilgesellschaft, vorbeizukommen und sich einzubringen“, sagt Jörg Richert von „Karuna“. Ab Sommer soll die Haltestelle vor der St. Thomas Kirche durch einen Duschbus des Sozialdiensts Katholischer Frauen für Frauen ergänzt werden.
„Die Aufgaben in der Obdachlosenhilfe“ sind schon längst in ihrer Dimension nicht mehr von den Sozialarbeitern allein zu bewältigen. Ohne ein breites Bündnis mit den Berlinern haben wir keine Chance auf eine Verbesserung der Situation der rund 8000 obdachlosen Menschen der Stadt“, sagt Jörg Richert, Vorstand der Karuna Sozialgenossenschaft.