Berlin. Jessica Holzbach wollte die Deutschen erst auf den Geschmack der Acai-Beere bringen, jetzt sitzt die 29 Jahre alte Gründerin in einem Büroraum an der Charlottenburger Hardenbergstraße und ruft ein neues Zeitalter für Bankgeschäfte von Unternehmen aus: online, schneller und mit mehr Funktionen. Holzbach, aufgewachsen in der Nähe von Frankfurt am Main, hat mit ihrem Start-up Penta Geschäftskunden im Visier, die bisher bei etablieren Geldinstituten wie der Commerzbank oder der Sparkasse ihr Firmenkonto hatten.
Kunden können Firmenkonto innerhalb von maximal zwei Tagen eröffnen
Penta mache das Eröffnen und Verwalten eines Geschäftskontos zum Kinderspiel, sagt Holzbach. Das Ausfüllen des Antrags im Internet dauere nur wenige Minuten. Danach folgten Sicherheitschecks und regulatorische Hürden, die Penta zusammen mit einem Banking-Partner, der Solarisbank, nehme. „Die Eröffnung eines Kontos bei Penta dauert maximal 48 Stunden. In den meisten Fällen geht es jedoch noch am selben Tag“, erklärt die Gründerin.
Damit ist Penta deutlich schneller als herkömmliche Banken, die für die Eröffnung eines Geschäftskontos schon mal mehrere Wochen benötigen. „Bei Penta laufen im Grunde dieselben Prozesse wie bei einer traditionellen Bank ab“, sagt Holzbach. Dem Start-up ist es aber gelungen, den Ablauf deutlich zu beschleunigen. Fast 6000 Firmenkunden hat die Berliner Internet-Bank schon überzeugt. Bis Ende des Jahres will Penta aber weiter wachsen. „Unser Ziel ist es, bis Jahresende 20.000 Kunden zu haben“, erklärt die Geschäftsführerin mutig.
Sparkasse kann von jungen Start-ups lernen
Etablierte Geldhäuser beobachten die neue Banking-Konkurrenz genau. Johannes Evers, Chef der Berliner Sparkasse, räumt auf Anfrage ein, bei der Eröffnung von Firmenkonten noch schneller werden zu müssen. „Da haben wir noch zu tun“, sagt Evers. Start-ups wie Penta seien Vorbilder für die Sparkasse. „Wir können uns von den jungen Firmen die Art und Weisen abschauen, wie wir unsere eigenen Prozesse verbessern können“, so der Vorstandsvorsitzende der nach Kundenanzahl größten deutschen Sparkasse.
Jessica Holzbach, die Penta gemeinsam mit mehreren Geschäftspartnern gegründet hat, ist bei dem jungen Fintech-Unternehmen für Kunden- und Partnermanagement verantwortlich. Wie es nicht laufen sollte, hat Holzbach selbst erlebt. Als sie vor einigen Jahren ein Geschäftskonto für das von ihr gegründete Food-Start-up „Iawie“ eröffnen wollte, vergingen Wochen. „Zwischenzeitlich dachten wir, es sei einfacher eine Bank zu gründen, als ein Konto zu eröffnen“, berichtet Holzbach.
Firmenchefs können Konto-Zugänge für Mitarbeiter festlegen
Bei Penta hat Jessica Holzbach deshalb nicht nur das Verfahren zum Eröffnen eines Kontos schlanker aufgestellt. Auch das Produktportfolio ist übersichtlich. Drei Konto-Modelle hat Penta bislang im Angebot: Das Basis-Konto ist umsonst, das sogenannte Advance-Konto kostet 9 Euro im Monat. Für 19 Euro monatlich gibt es das Premium-Konto.
Bei allen Modellen haben Kunden die Möglichkeit, Bankgeschäfte in Echtzeit zu tätigen. In den kostenpflichtigen Versionen können Firmenchefs zudem mehrere Kreditkarten und Onlinebanking-Zugänge für einzelne Mitarbeiter ausstellen und auch die Höhe der Ausgaben festlegen. So ließen sich etwa Dienstreise-Abrechnungen vereinfachen, sagt Holzbach. Weitere Funktionen sollen in diesem Jahr hinzukommen. Denkbar ist etwa eine Schnittstelle zu Buchhaltungsprogrammen. Auch Steuerberater könnten mithilfe von Penta künftig einfacher ihre Arbeit erledigen.
Sicherheitsprobleme machen Internet-Banken zu schaffen
Seit gut zweieinhalb Jahren existiert die Firma. Erst im Oktober hatte das Unternehmen rund sieben Millionen Euro Risikokapital von Investoren eingesammelt. Online-Banken sind seit einigen Jahren auf Wachstumskurs. Bei N26 aus Berlin haben bereits rund 2,5 Millionen Privatkunden ein Konto. Immer wieder musste die noch junge Branche zuletzt allerdings um ihren Ruf kämpfen. Bei N26 waren in den letzten Tagen erneut Sicherheitsprobleme bekannt geworden. Mehrere Hundert Konten der Bank sollen für Geldwäsche und Onlinebetrug genutzt worden sein. Penta hingegen hatte bislang nicht mit Sicherheitslücken zu kämpfen.
Auch mithilfe der Berliner Fintech-Schmiede Finleap, zu der Penta seit April gehört, will Jessica Holzbach jetzt daran arbeiten, dass sich daran nichts ändert. Der Start-up-Entwickler ist auch Betreiber des großen Bürohauses an der Hardenbergstraße, in dem gleich mehrere Finleap-Beteiligungen ihren Sitz haben. Für die nächsten Schritte unter dem neuen Eigentümer spielt vor allem die italienische Finleap-Tochterfirmen Beesy eine Rolle. Das Mailänder Start-up spricht, ähnlich wie Penta, Firmenkunden an, ist aber auf Freiberufler spezialisiert. Durch die neue Partnerschaft sollen Penta-Produkte bald auch in Italien angeboten werden. Das Land wäre der erste Auslandsmarkt für das junge Berliner Unternehmen.
Mitarbeiterzahl soll sich verdoppeln
Angesichts der angeschobenen Expansion soll bei Penta auch die Anzahl der Mitarbeiter wachsen: 40 Angestellte hat die Firma derzeit in Berlin, Belgrad und Mailand. Noch in diesem Jahr soll sich die Penta-Mitarbeiter-Zahl verdoppeln, sagt Jessica Holzbach. Die derzeitige Wachstumsphase wird vor allem Finleap vorfinanzieren. Dafür stellt der Fintech-Entwickler dem Start-up einen mittleren einstelligen Millionenbetrag zur Verfügung.