Umfrage

Darum profitieren die Berliner kaum vom Wachstum

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Obwohl es für Rücklagen auf dem Sparbuch kaum noch Zinsen gibt, hat nur jeder fünfte Berliner sein Geld in Aktien investiert.

Obwohl es für Rücklagen auf dem Sparbuch kaum noch Zinsen gibt, hat nur jeder fünfte Berliner sein Geld in Aktien investiert.

Foto: Daniel Karmann / dpa

Eine aktuelle Studie der Sparkasse zeigt: Nur jeder fünfte Befragte hat sein Geld in Aktien und Wertpapieren angelegt.

Berlin. Die Bewohner der deutschen Hauptstadt haben nach Angaben der Berliner Sparkasse von der guten wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Jahren kaum profitiert. „Viele Berliner haben nur bedingt am Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der vergangenen fünf Jahren teilgehabt“, sagte Alexander Fest, Direktor für private Kunden des Geldinstituts, der Berliner Morgenpost. Die Wirtschaft in der Stadt war 2018 um 3,1 Prozent gewachsen, 2016 lag der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sogar bei 6,1 Prozent.

„Wer an der guten wirtschaftlichen Lage vieler Unternehmen teilhaben will, sollte sich an ihnen in Form von Wertpapieren beteiligen“, erklärte Fest. Dafür sei es noch nicht zu spät. Die Wirtschaft wachse nach wie vor, aktuell aber langsamer als in den Jahren zuvor, so der Banker. Ökonomen hatten zuletzt ihre Prognose für die wirtschaftliche Entwicklung Berlins mehrmals nach unten korrigiert. Die Investitionsbank Berlin (IBB) geht derzeit für dieses Jahr von einem Wirtschaftswachstum in Höhe von etwa zwei Prozent aus.

Nur jeder fünfte Berliner in Aktien investiert

Die Berliner sind allerdings noch immer zurückhaltend, was die Beteiligung an Unternehmen in Form von Aktien und Wertpapieren angeht. Nur jeder fünf Befragte legt einer aktuellen Umfrage der Sparkasse zufolge Geld in Aktien oder Aktienfonds an. Der Wert ist im Vergleich zum vergangenen Jahr stabil geblieben. Gefragter sind nach wie vor die klassischen Formen der Geldanlage: Jeder dritte Berliner hat sein Geld auf einem Tagesgeldkonto geparkt. Nahezu ebenso viele besitzen ein Sparbuch.

Geld zurückzulegen habe noch immer eine hohe Bedeutung, auch für den Wirtschaftskreislauf, sagte Alexander Fest. „Sparer halten den gesunden Kreislauf einer Volkswirtschaft in Schwung. Die Spareinlagen des einen werden mithilfe von Sparkassen und Banken zu den Krediten des anderen, und Unternehmen können so in Wachstum und Innovation investieren und neue Arbeitsplätze schaffen“, erklärte er. Nur: Angesichts der seit mehreren Jahren anhaltenden Niedrigzinsphase reicht klassisches Sparen nicht mehr aus, um das Vermögen langfristig zu vermehren.

Geld auf dem Sparbuch verliert an Wert

2018 waren die Preise so stark gestiegen wie seit sechs Jahren nicht mehr: Die Teuerungsrate lag bei 1,9 Prozent. Geld, das auf Sparbuch, Giro- und Tagesgeldkonto liegt, hat aufgrund der aktuell niedrigen Zinsen dementsprechend an Wert verloren. „Sparer tun deshalb gut daran, sich zumindest zusätzlich nach Alternativen umzusehen, die mehr Rendite bringen“, sagte Fest. Für Einsteiger seien etwa Fondssparpläne eine unkomplizierte Variante, die sich auch schon bei kleineren Beträgen lohnen können. Auch Geldhäuser wie die Sparkasse verdienen dann an einer guten Entwicklung mit. Meist erheben die Institute Gebühren für Verwaltung der Geldanlagen.

Die Berliner allerdings sehen offenbar kaum Anlass, etwas an der Form ihrer persönlichen Geldanlage zu ändern, so die Studie. Nahezu jeder zweite Befragte (46 Prozent) gab an, dass sich sein Geldanlageverhalten trotz des anhaltenden Niedrigzinsniveaus nicht verändert habe. Jeder vierte Berliner (25 Prozent) erklärte, das Leben zu genießen und nichts zu sparen. 14 Prozent der Befragten legen ihr Geld kurzfristig an. Etwa jeder zehnte Teilnehmer an der Umfrage gab an, eine Immobilie erworben zu haben oder dies zu planen.

Dabei blicken die Hauptstädter durchaus kritisch auf die selbstgewählten Geldanlageformen: Mit den althergebrachten Formen wie Sparbüchern oder Tagesgeldkonten ist jeweils nur die Hälfte der Befragten, die ihr Geld so angelegt haben, zufrieden gewesen. Deutlich positiver sehen die Umfrageteilnehmer hingegen die finanzielle Entwicklung der börsenorientierten Anlagen: 74 Prozent der Befragten gaben an, mit der Wertentwicklung ihrer Aktien sehr oder eher zufrieden zu sein. Bei Aktienfonds waren es 70 Prozent.

Ein Drittel der Berliner spart bis zu 100 Euro im Monat

Wer spart, legt der Studie zufolge vor allem Geld für ungeplante Anschaffungen zurück (55 Prozent). 47 Prozent der Befragten planen die finanziellen Rücklagen für Notlagen ein. Jeweils 41 Prozent gaben an, für die Altersvorsorge oder ohne konkretes Ziel zu sparen. Etwa einem Drittel der Berliner gelingt es demnach, jeden Monat bis zu 100 Euro zur Seite zu legen. 17 Prozent gaben an, monatlich 101 bis 200 Euro zu sparen. Elf Prozent sind sogar in der Lage 401 Euro und mehr zurückzulegen. Fast die Hälfte der Berliner ist der Meinung, dass die eigene Sparleistung ausreichend ist (46 Prozent). Ein Drittel sieht das anders und würde monatlich gerne mehr Geld zurücklegen.

Die Sparkasse hat im Februar 1000 Berlinerinnen und Berliner zu ihrem Geldanlageverhalten befragen lassen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ.