Trockenheit in Berlin

Dürre zu Ostern führt zu Brandgefahr und Sorge um Bäume

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Martin Nejezchleba und Thomas Schubert
Im Kreis Potsdam-Mittelmark musste die Polizei am Mittwoch wegen eines Waldbrands anrücken. 300 Quadratmeter Forst standen in Flammen.

Im Kreis Potsdam-Mittelmark musste die Polizei am Mittwoch wegen eines Waldbrands anrücken. 300 Quadratmeter Forst standen in Flammen.

Foto: Julian Stähle / dpa

Gestresste Straßenbäume und hoher Wasserverbrauch im Garten: Das trockene Wetter in Berlin macht der Natur zu schaffen.

Berlin. Keine Wolken am Himmel, kein Regen, ungewöhnlich warm. Die meisten Berliner dürfte die Vorhersage für das Osterwochenende freuen. Derk Ehlert macht sich Sorgen. Der Wildtier- und Landschaftsexperte der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz sagt: „Wir haben noch mit den Schäden des letzten Dürresommers zu kämpfen.“ Und der Winter habe kaum etwas wett machen können. Nun treiben die Gehölze und brauchen laut Ehlert dringend Bodenfeuchtigkeit.

Das spüren auch Berlins Gärtner. „Wir müssen ordentlich gießen – anders geht es nicht“, berichtet Helmut van Heese vom Bezirksverband der Kleingärtner in Spandau. „Und die Wasserkosten sind ja durchaus hoch.“ Allerdings sei es nicht so, dass die Beete der Laubenpieper unter der jetzigen Wetterlage besonders leiden würden. Denn derzeit handle es sich noch nicht um Sommerblumen, sondern um Frühblüher. „Die sind anspruchsloser und ein paar trockene Tage gewohnt“, sagt van Heese.

Derk Ehlert rät insbesondere Jungpflanzen „ausreichend und intensiv wässern.“ Und: Kein Dünger auf Rasenflächen auftragen. Der entfalte seine Wirkung nur in Kombination mit Feuchtigkeit und führe bei Trockenheit lediglich zu Verbrennungen des Rasens. Laub auf den Staudenflächen, so Ehlert, schütze vor Austrocknung.

Generell zeichnen sich auch mit der anstehenden Osterdürre der Klimawandel ab. Langfristig, so Ehlert, werde man darauf mit der Anpflanzung von „klimaresistenten Stadtbäumen reagieren müssen.“

Stadtrat befürchtet eine klimatische Katastrophe

Von einer „klimatischen Katastrophe“ spricht Pankows Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne). Denn die Mitarbeiter seines Grünflächenamts meldeten ihm alarmierende Befunde. Die wenigsten Straßenbäume hätten sich vom Hitzestress des letzten Sommers erholt und erlebten jetzt eine neue Belastung.

Kuhn sagt: „Es ist unverkennbar, dass wir immer längere trockene Perioden haben. Wenn sich die niederschlagsarme Wetterlage fortsetzt, werden stressgeplagte Bäume ernste Probleme bekommen. Sie sind ja vom letzten Jahr noch geschädigt.“

Deshalb will auch Pankow beim Anpflanzen von neuen Bäumen mit genügsameren Arten experimentieren. So werden derzeit versuchsweise Gehölze wie Amberbäume, Blumeneschen und Hopfenbuchen gepflanzt. Dabei handelt es sich zunächst um einen Versuch. Denn noch ist unklar, ob einheimische Insektenarten die fremden Pflanzen annehmen. Als wenig standhaft hätten sich angesichts höherer Temperaturen und steigender Dichte einheimische Arten wie Birken erwiesen, sagt eine Sprecherin des Pankower Grünflächenamts. Weil sie reihenweise absterben, wolle man künftig auf Neupflanzungen verzichten.

Gießpatenschaften für Straßenbäume in Planung

Schon jetzt - im ansonsten eher regenreichen April - fragen Bürger beim Bezirksamt Pankow an, ob sie mit dem Wässern von Straßenbäumen beginnen sollen. Stadtrat Kuhn hält das für angebracht. Und hofft, dass sich die Hilfe für Straßenbäume aus der Nachbarschaft verstetigt. In der Pankower Bezirksverordnetenversammlung werde man demnächst über feste Gießpatenschaften diskutieren.

Eine handfeste Gefahr ist die Trockenheit in den Nadelwäldern Brandenburgs. In den Landkreisen Dahme-Spreewald, Oberspreewald-Lausitz und Elbe-Elster gilt seit Donnerstagmorgen die höchste Waldbrandgefahrstufe fünf, in allen übrigen Landkreisen gilt die zweithöchste Gefahrenstufe. Am Mittwoch brannten in der Nähe von Groß Kreutz (Kreis Potsdam-Mittelmark) 300 Quadratmeter Wald.

Dass bereits im Frühjahr die Waldbrandgefahr steigt, komme laut Brandenburgs Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel zwar immer wieder vor, allerdings sagt er mit Blick auf die kommenden Wochen: „Die Aussichten sind nicht rosig.“

Aufgrund der Dürre im vergangenen Jahr und einem relativ trockenen Winter sei man mit einem Defizit in das Jahr gestartet. So habe man 2018 im landesweiten Schnitt 320 Millimeter Niederschlag gemessen. Normal seien 550 bis 600 Millimeter. „Die Niederschläge im November und Dezember haben den Oberboden zwar durchfeuchtet. Aber wir haben seit März wieder zu wenig Regen, der Waldboden ist erneut ausgetrocknet“, erklärt Engel.

Mit Blick auf die Feiertage betont Engel das Feuerverbot in den Wäldern. Das gelte auch für Osterfeuer und auch innerhalb eines Abstands von 50 Metern vom Waldrand.

Hohe Waldbrandgefahr in Berlin

Auch in Berlin spricht die Feuerwehr von einer relativ hohen Waldbrandgefahr, mahnt die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz das Rauch- und Grillverbot im Wald und in dessen Nähe einzuhalten. Am Donnerstagmorgen ging ein in Karlshorst vorbereitetes Osterfeuer in Flammen auf. Die Ursachen ermittelt derzeit die Polizei. Ein Feuerwehr-Sprecher rät dazu, bei kleineren Osterfeuern von bis zu einem Kubikmeter-Größe Feuerschalen zu verwenden oder auf steinigem Untergrund abzubrennen. Große Osterfeuer wie das in Karlshorst oder in Gatow sind in Berlin genehmigungspflichtig und werden in der Regel von der Feuerwehr beaufsichtigt. Absagen sind bislang keine bekannt.