Flughafen Schönefeld

Beinahe-Absturz: Knapp einer Katastrophe entgangen

| Lesedauer: 4 Minuten
Philipp Siebert
Der Jet vom Typ Global 5000 der Flugbereitschaft der Bundesregierung landet auf dem Flughafen Schönefeld.

Der Jet vom Typ Global 5000 der Flugbereitschaft der Bundesregierung landet auf dem Flughafen Schönefeld.

Foto: Marcel Russ / dpa

Die wichtigsten Fragen rund um den Beinahe-Absturz des Regierungsfliegers in Schönefeld.

Berlin.  Die Bilder lassen weit Schlimmeres vermuten. Die Besatzung einer Regierungsmaschine der Bundeswehr ist mit einer Notlandung auf dem Flughafen Schönefeld nur knapp einem Unglück entgangen. Bei dem Jet Global 5000 gab es kurz nach dem Start um 8.40 Uhr schwere Probleme mit der Steuerung. Bei der Landung schrammte die Maschine mit beiden Flügeln den Boden. Die dreiköpfige Besatzung kam mit einem Schrecken davon. Die Morgenpost beantwortet die wichtigsten Fragen am Tag danach.

Was genau ist bei der Landung passiert?

Die Maschine vom Typ Global 5000 des kanadischen Herstellers Bombardier wurde 2011 gebaut. Kurz vor dem Beinahe-Absturz hatte gerade die Wartungshalle der Lufthansa Bombardier Aviation Services in Berlin verlassen und sollte zu einem sogenannten Funktionsflug ohne Passagiere nach Köln aufbrechen. Kurz nach dem Start in Schönefeld meldete das Cockpit jedoch unkontrollierte Flugbewegungen und musste dort wieder notlanden. Dabei schrammte die Maschine mit den Tragflächen auf der Landebahn. Nach Aussage von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) entging die Maschine nur knapp einer Katastrophe. Das es nicht dazu kam, führte sie insbesondere auf das Können des Piloten zurück.

Wie kam es zu dem dramatischen Vorfall?

Laut Flugsicherheit gilt dieses Flugzeugmodell eigentlich als sehr zuverlässig. Wie es so kurz nach der routinemäßigen Wartung zu dem Vorfall kommen konnte, bleibt auch am Tag nach der Havarie unklar. Die Untersuchungen des Generals Luftsicherheit dauerten an, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Dem wolle man nicht vorgreifen. „Wir wollen zeitnah ein Ergebnis vorlegen.“ Wann das soweit sein wird, sei aber ebenfalls noch ungewiss. Die Mitarbeiter des Generals Luftsicherheit waren bereits am Dienstag kurz nach dem Vorfall nach Berlin gekommen. Nun gelte es, die Crew zu befragen und den Flugschreiber auszuwerten, so der Sprecher. Das solle in Köln geschehen, während das Flugzeug zunächst in Berlin verbleibe. Im Vorfeld hatte es seitens der Kanadischen Luftsicherheit eine Risswarnung am Heckleitwerk des Modells gegeben. Die Bundeswehr bestätigte bereits am Dienstag entsprechende Medienberichte. Ob die Warnung bei der Wartung eine Rolle gespielt hat oder was der Grund für den Vorfall ist, sei ebenfalls Gegenstand der Ermittlungen, so die Bundeswehr.

Werden Flugzeuge dieses Typs aus dem Verkehr gezogen?

Dazu sehen Luftwaffe und Flugbereitschaft bislang keinen Anlass. Neben der havarierten Maschine unterhält die Bundeswehr drei weitere Flugzeuge des Typs Global 5000. Eine befinde sich derzeit ebenfalls in Berlin in der turnusmäßigen Wartung, die zweite zur Umrüstung in den USA und die dritte stehe in Köln für weitere Flüge bereit. „Wir haben derzeit keine Kenntnisse, dass sie außer Betreib gestellt werden soll“, sagt der Sprecher der Luftwaffe. Die Global 5000 bietet Platz für bis zu 13 Passagiere. Die Flugbereitschaft setzt sie vor allem zum Transport ranghoher Mitglieder der Bundesregierung ein. Mit dem havarierten Flugzeug sollte am Mittwoch eigentlich Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier von Berlin nach Stuttgart fliegen. Nach Aussage der Luftwaffe ist dafür eine andere Maschine bereitgestellt worden.

Wieso wurde der Flugbetrieb so empfindlich gestört?

Für Reisende am Flughafen Schönefeld hatte der Vorfall erhebliche Folgen. Kurz nach neun Uhr morgens wurde der Flugbetrieb für fast drei Stunden komplett eingestellt. Erst gegen 12 Uhr mittags konnten Start- und Landebahn wieder freigegeben werden. „Es hat keine Lücke zwischen dem Punkt gegeben, an dem ein Flugbetrieb möglich gewesen wäre und wir ihn möglich gemacht haben“, sagt Flughafensprecher Hannes Stefan Hönemann und nennt drei Stunden vor dem Hintergrund der Schwere des Vorfalls eine „gute Zeit“. Bleibende Schäden an der Bahn gebe es nicht. Laut Hönemann ist kein Flug ausgefallen, nur die Starts hätten sich erheblich nach hinten verschoben. Die 16 Maschinen, die während der Sperre in Schönefeld landen sollten, wurden umgeleitet – zwölf nach Tegel, drei nach Leipzig und eine nach Hamburg.

Warum war keine Feuerwehr auf dem Rollfeld?

„Zwischen Start und Landung ist nicht sehr viel Zeit vergangen“, sagt Hönemann. Die Global 5000 sei nur wenige Minuten in der Luft gewesen. Nach dem Funkspruch des Piloten wurde die Feuerwehr umgehend verständigt worden. Drei Minuten vor der Landung standen die Einsatzkräfte auf ihrer Position am Ende der Landebahn, so der Sprecher.