Breitscheidplatz-Terror

112 Helfer stellten Anzeige wegen Dienstunfall, 16 anerkannt

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Alexander Dinger
Eine Schneise der Verwüstung ist auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin zu sehen, nachdem der Attentäter Anis Amri mit einem Lastwagen über den Platz gerast war. Zahlreiche Helfer erlitten Traumatisierungen.

Eine Schneise der Verwüstung ist auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin zu sehen, nachdem der Attentäter Anis Amri mit einem Lastwagen über den Platz gerast war. Zahlreiche Helfer erlitten Traumatisierungen.

Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa

Berliner Feuerwehrleute und Polizisten klagten nach dem Einsatz am Breitscheidplatz über psychische Belastungen.

Auch mehr als zwei Jahre nach dem Anschlag am Breitscheidplatz klagen viele Feuerwehrleute und Polizisten über psychische Belastungen. Wie die Gewerkschaft der Polizei (GdP) nun mitteilte, wurden die meisten Dienstunfallanzeigen der Beamten allerdings abgelehnt. Zuerst hatte der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) darüber berichtet. Laut Polizei stellten viele Beamte ihre Anzeigen aber auch vorsorglich, ohne dass ein Schaden nachgewiesen werden konnte.

Demnach zeigten nach dem Anschlag 112 Beamte bei Feuerwehr und Polizei einen Dienstunfall an. Doch nur bei 14 Polizisten und zwei Feuerwehrleuten wurde der Dienstunfall auch anerkannt.

Über einige Anzeigen ist noch nicht entschieden

„Diese Zahlen sind erschreckend und zeigen leider sehr deutlich, wie mit Polizisten und Feuerwehrleuten, die Extremsituationen erlebt haben, umgegangen wird“, sagte der Sprecher der GdP, Benjamin Jendro, der Berliner Morgenpost. „Die Bilder vom Breitscheidplatz haben sich fest in ihre Köpfe eingebrannt und selbstverständlich hinterlässt das Spuren“, so Jendro weiter. 53 Dienstunfallanzeigen wurden behördenintern abgelehnt. Mehr als 15 Anzeigen bei der Polizei und 28 bei der Feuerwehr wurde noch nicht abschließend entschieden.

GdP fordert Angebot wie bei der Bundeswehr

Die Anforderungen für die Anerkennung eines Dienstunfalls sind klar definiert. Aber gerade beim Blick auf posttraumatische Belastungsstörungen, die eben Monate oder sogar Jahre nach einem Ereignis auftreten können, müsse man sich fragen, ob diese Regelung nicht flexibler gestaltet werden sollte und das behördeninterne Versorgungsangebot ausreiche, so der GdP-Sprecher. „Hier wurde in den vergangenen Jahren einiges angeschoben, was gut ist. Es ist aber leider meist so, dass die Betroffenheit am Anfang groß und die Betreuung ganz gut ist, man mit der Zeit aber immer noch zur Nummer verkommt und nur nach Aktenlage beurteilt wird“, kritisierte Jendro. Die GdP fordert ein Vorsorgeangebot analog zur Bundeswehr. Dort gibt es neben zahlreichen Präventionsprogrammen für Veteranen auch Jahre nach Einsätzen psychologische Betreuung.

Anträge bis zu zehn Jahre nach dem Ereignis

Polizeisprecher Thilo Cablitz sagte der Berliner Morgenpost hingegen auf Nachfrage, dass viele Beamte in Berlin ihre Dienstunfallanzeigen allerdings auch vorsorglich gestellt hätten, manche auch erst im vergangenen Jahr. Das sei auch der Grund, warum noch nicht alle Anträge bearbeitet worden seien. Manche Anzeigen seien zudem auch abgelehnt worden, weil keine Schäden nachgewiesen werden konnten. „Aber auch wenn der Dienstunfall nicht anerkannt wurde, können bis zu zehn Jahre nach dem Ereignis Anträge gestellt werden“, sagte Cablitz. Das sei rechtlich zwar kein Dienstunfall mehr, allerdings würden die Betroffenen die gleichen Leistungen bekommen wie jene mit Dienstunfall.

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