Berlin. Nichts weniger als „den Beginn einer neuen Logik der Mobilität“ hat Vorstandschefin Sigrid Nikutta am Mittwochnachmittag im Bus-Betriebshof Müllerstraße in Wedding eingeläutet. Bereits jetzt würden die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) zwei Drittel ihrer Leistung elektrisch erbringen.
Nun werde die BVG auch ihre Busflotte bis 2030 komplett auf den umweltfreundlichen und zudem leisen Antrieb umstellen. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg.
Gerade fünf der mehr als 1400 Busse, die die BVG im Linienbetrieb einsetzt, verfügen derzeit über einen Elektroantrieb. Zudem allesamt in nicht allzu zuverlässigen Prototypen, die in Berlin vor allem zu Testzwecken unterwegs sind.
Demonstration für die Geldgeber
Am Mittwoch nun präsentierte BVG-Chefin Nikutta die ersten E-Busse aus der Serienproduktion. 30 hat die BVG nach einer EU-weiten Ausschreibung geordert: 15 eCitaro von Mercedes Benz und weitere 15 Urbino 12 electric vom polnischen Anbieter Solaris.
Beide Hersteller haben nun je ein Premieren-Fahrzeug geliefert, sie sollen in Kürze in den regulären Einsatz gehen. Zuerst auf der Linie 142, die über den Rosenthaler und den Strausberger Platz Haupt- und Ostbahnhof verbindet.
Dass die Busse dabei über die Invalidenstraße direkt am Bundesverkehrsministerium vorbeirollen, dürfte von den BVG-Verantwortlichen mit Bedacht gewählt worden sein. Denn der Umstieg vom Diesel- auf den E-Antrieb sei eine „Riesenherausforderung“, betonte die BVG-Chefin gleich mehrfach vor der in Wedding versammelten Polit-Prominenz aus Bund und Land.
Mehr als 100 Millionen Euro Investition
Vor allem finanziell. Denn bislang sind die E-Busse noch erheblich teurer in Anschaffung und Unterhalt als die herkömmlichen Fahrzeuge. Aktuell kostet ein E-Bus, der seine Energie nicht aus einer Oberleitung, sondern aus Batterien zieht, gegenüber einem Bus mit herkömmlichem Dieselantrieb gut das Dreifache.
Doch die Fördertöpfe sind für den E-Bus derzeit weit geöffnet. 35 Millionen Euro stellt allein das Bundesumweltministerium, weitere 12,7 Millionen Euro des Bundesverkehrsministerium der BVG zu Verfügung.
Der Berliner Senat als Eigentümer der BVG gibt weitere 58 Millionen Euro aus Steuermitteln dazu. Mit dem Geld wollen die Verkehrsbetriebe bis 2021 bis zu 225 E-Busse anschaffen, die BVG selbst trägt dabei lediglich die Kosten, die auch beim Kauf eines vergleichbaren Dieselbusses anfallen würden.
Schadstoffarm und sehr viel leiser
Konkret planen die Verkehrsbetriebe den Kauf von 210 zwölf Meter langen Eindeckern (mit Platz für bis zu 65 Fahrgäste) sowie 15 Gelenkbussen (99 Plätze). Letztere wurden, wie berichtet, bereits bei Solaris bestellt und sollen ab nächstem Jahr vorrangig auf der bei Touristen beliebten Linie 200 eingesetzt werden.
Für Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) ist die geplante Umstellung der BVG-Busflotte „ein Zeichen für ganz Deutschland“. Elektrobusse hätten drei klare Vorteile: Sie würden CO2-frei, schadstoffarm und deutlich leiser als Dieselbusse fahren.
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sprach gar von einem „Sprung ins nächste Zeitalter“. Und betonte: Statt neuer Verbote komme es darauf an, Anreize zu schaffen, damit mehr Bürger als bisher den öffentlichen Nahverkehr nutzen.