Es war mehr Arbeit als Stadtplaner und Baupolitiker erwartet hatten. Das Ergebnis fällt kleiner aus und kommt später als politisch gewollt. Aber dafür ist nach rund fünf Jahren der Vorausplanung für ein neues Quartier an der Michelangelostraße ein Konsens mit den Anwohnern hergestellt. Bei der Ausstellung von Modellen in der Kulturmarkthalle an der Hanns-Eisler-Straße Anfang Mai werden die Ergebnisse der Nachverdichtung in der Großsiedlung aus der DDR-Epoche im kleinen Maßstab vorweggenommen.
Statt der anfangs geplanten 2400 Wohneinheiten haben sich der Senat, das Bezirksamt Pankow und der Verein für Lebensqualität an der Michelangelostraße auf ein Höchstmaß von 1200 Wohnungen verständigt. Als Favorit unter den drei verbliebenen Varianten erwies sich nach der letzten Abstimmung beim Runden Tisch mit den Anwohnern ein Vorschlag, der besonders deutlich auf die anfängliche Kritik an zu viel Dichte eingeht. Dieser Entwurf verteilt die Baumasse auf mehrere Blöcke und Riegel zu beiden Seiten der Michelangelostraße, die sich hauptsächlich auf der Fläche der jetzigen Parkplätze befinden. „In der Variante, die die meiste Zustimmung erhielt, fügen sich nach Bewertung eines Fachbüros die straßenbegleitenden Gebäude mit ihren regelmäßigen Unterbrechungen vorteilhaft in den Bestand ein und schaffen zahlreiche Querverbindungen“, heißt es in der neuesten Ausgabe des Newsletters, den Teilnehmer des Dialogverfahrens erhalten.
Helle Höfe und neue Bäume für mehr Aufenthaltsqualität
Als besonderer Pluspunkt wird herausgestellt, dass nach Süden hin geöffnete Höfe entstehen. So viel Licht wie möglich einfangen und neue Bäumen entlang der Straße, die den Verkehrslärm dämpfen – das sind Zugeständnisse an die so oft geforderte Aufenthaltsqualität. „Ziel wird es sein, dass wir auf der neuen Michelangelostraße Boulevardcharakter bekommen“, erklärte Baustadtrat Vollrad Kuhn (Grüne) beim Runden Tisch eine Aufwertung der kargen Fläche zu einem der wichtigsten Ziele.
Allen drei Varianten gemein: das Ende der Bürgerbeteiligung ist längst nicht gleichbedeutend mit einem Baubeginn. Weil die gesamte Michelangelostraße neu erbaut werden muss und allein ein Planfeststellungsverfahren mehrere Jahre kostet, kann die Fertigstellung des neuen Quartiers wohl nicht vor 2035 erfolgen. Stadtrat Kuhn will darauf hinwirken, dass wenigstens der Bau der ersten Tranche doch schon Mitte des nächsten Jahrzehnts beginnen kann. Besonders rasch soll eine neue Grundschule eröffnen - innerhalb von sieben Jahren könnten Planung und Bau beendet sein.
Dialogverfahren ist Maßstab für andere Projekte
Vertreter des Vereins für Lebensqualität an der Michelangelostraße legen Wert auf die Feststellung, dass die jahrelange Verzögerung nicht den Vorgängen im Dialogverfahren geschuldet ist, sondern den Sachzwängen beim Umbau der Michelangelostraße. Eben dieses Dialogverfahren wird von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als beispielhaft für künftige Prozesse bei anderen Projekten gepriesen. Im aktuellen Newsletter des Dialogverfahrens machen die Autoren trotzdem deutlich, dass es an den ursprünglichen drei Entwürfen erhebliche Kritik gab und sie deswegen verändert werden mussten.
Bereits im vergangenen September hätten die Anwohner zu drei Varianten mit je 1400 Wohnungen Stellung nehmen können. Die Ablehnung im Vorfeld war dann aber so stark, dass die zuständigen Planungsbüros das Baupensum für die Modelle verringern sollten. „Die im Anschluss eingereichten zahlreichen Rückmeldungen der Teilnehmenden, die sich teilweise widersprachen, wurden erneut durch die Fachplaner reflektiert und bei der weiteren Bearbeitung, soweit möglich, berücksichtigt“, heißt es im Newsletter.
Nun befände sich der Beteiligungsprozess mit der Vorbereitung für die Ausstellung der Modelle im Mai auf der „Zielgeraden.“ Diese Schau soll die Menschen im Mühlenviertel nicht nur informieren, sondern auch unterhalten. Neben den Entwürfen zur Neugestaltung des Quartiers sieht man auch Beiträge von Künstlern aus dem Kiez unter dem Motto „Unentdeckt #3.“