Berlin. Ein Umweltexperte verrät, warum die ungeliebten Pflanzen eigentlich in jeden Garten gehören. Selbst Brennnesseln.
Am Donnerstag ist der internationale Tag des Unkrauts, ein Datum, das der Ehrenrettung der unerwünschten Gartenpflanzen gilt. Auch Derk Ehlert, Pressereferent bei der Senatsumweltverwaltung, hat für Unkraut viel übrig – sogar für die ungeliebten Brennnesseln.
Berliner Morgenpost: Draußen wird es grün. Als Gartenbesitzer hat man den Eindruck: Am besten wächst das Unkraut. Ist das so?
Derk Ehlert: Unkräuter gibt es doch gar nicht! Das sind alles Wildkräuter. Gänseblümchen, Löwenzahn, Rucola oder Giersch sprießen gerade überall, sogar auf dem Balkon. Zum Glück sind sie inzwischen immer häufiger gern gesehen. Es hat sich herumgesprochen, dass junger Giersch doch zum Beispiel ganz großartig schmeckt. Und Rucola, der jetzt überall treibt, den kaufen Sie ja sonst im Supermarkt.
Welche Un-, nein Wildkräuter wachsen im Moment denn besonders gut?
Im Moment wächst alles gut, auch die Nutzkräuter. Aber die Wildkräuter, die dazwischen sprießen, fallen den Gartenbesitzern viel stärker auf.

Was kann man gegen die unerwünschten Pflanzen tun?
Jetzt im Frühjahr können Sie sie noch sehr gut mit der Hand ausreißen, bevor sie sich ausbreiten. Oder Sie verwenden natürliche Schädlingsbekämpfer, indem Sie zum Beispiel Schnittlauch in Ihre Rabatten pflanzen. Brennnesselsud ist auch ein guter Unkrautvernichter.
Sollte man überhaupt etwas gegen das Unkraut tun? Oder ist es besser, es den Insekten zuliebe stehen zu lassen?
Nicht nur Insekten freuen sich über Wildkräuter. Löwenzahn zum Beispiel fressen auch viele Säugetiere. Es ist in jedem Fall eine gute Idee, bei der Pflanzenauswahl im Garten auf Insektenfreundlichkeit zu achten. Wenn Sie eine Pflanze kaufen, könnten Sie zum Beispiel nachsehen, ob „Bienennährgewächs“ auf dem Zettel steht. Darüber freuen sich die Wildbienen und auch andere Insekten.
Wie sieht das in den Berliner Parks und Grünanlagen aus?
In Berlin benutzen wir keine Unkrautvernichtungsmittel, deswegen müssen wir alles händisch entfernen. Das ist nicht nur der Insekten wegen wichtig, sondern auch für den Boden, aber es ist natürlich aufwendiger. Die Quecke zum Beispiel ist sehr schwer zu entfernen, ebenso Beifuß.
Die Insekten wird das freuen.
Ja! Wenn Sie zu Hause einen ökologisch wertvollen Garten haben wollen, müssen Sie eben auch die richtigen Bedingungen schaffen. Wenn jeder Gartenbesitzer einen Quadratmeter Brennnesseln stehen lassen würde, hätten wir in Berlin viel mehr Schmetterlinge.
BM